Karlsfeld:Pfarrstelle gestrichen

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Bei einem Gottesdienst mit Dekan Felix Reuter wurde Marie Christin-Heider verabschiedet. (Foto: Korneliuskirche Karlsfeld)

Es ist noch unklar, ob die Stelle von Pfarrerin Marie-Christin Heider in der Korneliuskirche Karlsfeld wieder besetzt wird. Grund dafür sind Stellenkürzungen der evangelischen Kirche.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Nach nur zwei Jahren verlässt Teilzeitpfarrerin Marie Christin-Heider die Korneliuskirche Karlsfeld. Die 35-Jährige bekommt ihr drittes Kind und zieht auf einen Bauernhof nahe Nördlingen, der genug Platz für die vergrößerte Familie bietet. Eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für die Stelle gibt es bislang nicht. Denn aktuell werden in der Evangelischen Kirche bayernweit Pfarrstellen gekürzt, dies sei nötig aufgrund des "Rückgangs personeller und finanzieller Ressourcen", teilt die Pressestelle der Evangelischen Kirche in Bayern (ELKB) mit. Auch evangelische Kirchengemeinden im Landkreis Dachau werden von den Stellenkürzungen betroffen sein, wo genau, wird heuer noch in den zuständigen Gremien beraten: "Ob und wie die zweite Pfarrstelle in Karlsfeld wieder besetzt werden wird, ist noch nicht entschieden."

"Wir haben wohl schlechte Karten, dass die Stelle wieder besetzt wird"

Die Konsequenz daraus ist, dass Pfarrer Roman Breitwieser künftig mehr zu tun hat, vor allem beim Mini-Gottesdienst und in der Jugendarbeit hat sich Marie-Christin Heider besonders eingebracht. Das wird sicher fehlen, sagt die Vertrauensfrau der Korneliuskirche, Monika Weber, aber: "Wir haben wohl schlechte Karten, dass die Teilzeitstelle wieder besetzt wird", einerseits werden wie auch in der katholischen Kirche Stellen abgebaut, andererseits sei es schwierig jemanden zu finden, der Teilzeit arbeiten möchte, und Weber befürchtet: "Es ist wohl die Zukunft der Kirche, dass sie sich mehr auf Ehrenamtliche stützen wird" - schon jetzt bringen sich Gemeindemitglieder in Karlsfeld etwa freiwillig in der Seniorenarbeit ein.

Und zum Teil nehme die Arbeit in der Kirchengemeinde auch ab, sagt sie: "Die Zahl der Konfirmanten wird immer weniger." Heutzutage lasse sich nicht jeder, der evangelisch ist, auch konfirmieren: "Das war früher ein Makel, aber heute natürlich nicht mehr" und sie fügt hinzu: "Wenn eine Familie den christlichen Glauben nicht lebt oder über ihn redet, lässt man sich auch nicht konfirmieren." Auch die Konfi-Arbeit gehörte zu den Aufgaben von Pfarrerin Heider.

Sie entschied sich für die Stelle in Karlsfeld, weil sie gerne im Team arbeitet und Unterstützung bei der Kinderbetreuung brauchte und ihre Familie in der Nähe wohnt, denn: "Auch als Teilzeitpfarrerin arbeitet man nicht nur zu den Öffnungszeiten der Kita, viele Termine finden am Nachmittag und Abend statt." Auch die Corona-Pandemie war eine Herausforderung, Pfarrerin Heider hatte ihre Stelle zum ersten Lockdown angetreten: "Mein Einführungsgottesdienst wurde in eine Andacht umgewandelt, viele Menschen der Gemeinde wurden gebeten, zuhause zu bleiben."

Pandemiebedingt entwickelte die Pfarrerin neue Kirchenformate

Es fanden keine Gottesdienste mehr statt und "wir mussten kreativ werden": Zum Beispiel wurde eine Wäscheleine vor der Kirchentür aufgehängt, dort hinterließen Gemeindemitglieder Texte, die Mut machen sollten. Und statt des Einschulungsgottesdienstes wurde am ersten Schultag ein Pavillon aufgebaut, Heider und ihr Team verteilten Tüten mit Gebeten, Mut-mach-Briefen und kleinen Geschenken. Und sie sprach jedem, der wollte, einen Segen zu: "Das war so schön, dass wir es im nächsten Jahr in beiden Grundschulen und ökumenisch wiederholt haben."

Wenn sie zurückschaut, war ihr Start in der Korneliuskirche pandemiebedingt leider gebremst, "weil es so schwer war, die Gemeinde kennenzulernen." Über Zoom könne man zwar einiges besprechen, aber viele zwischenmenschliche Schwingungen bekommt man nicht mit und versteht einige Probleme nicht und sie fügt hinzu: "Ich habe leider kein einziges Gemeindefest miterlebt." Andererseits war diese Zeit eine Chance, neue Formen auszuprobieren, zum Beispiel eine Predigt aufzunehmen und auf die Homepage zu stellen. Nun möchte sie weiterhin als Gemeindepfarrerin arbeiten und sich in der Jugend- und Familienarbeit einbringen. Außerdem interessiere sie sich für die Gehörlosenkultur und könnte sich eine Beschäftigung in einer Gehörlosengemeinde vorstellen.

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