Karlsfeld:Kindergärten werden teurer

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Der Hauptausschuss empfiehlt, die Gebühren um 20 Prozent zu erhöhen. Das Plenum des Gemeinderats muss dem Vorschlag noch zustimmen. SPD stellt Prüfantrag auf alternative Finanzierungsmodelle

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Eltern müssen künftig wohl deutlich tiefer in die Tasche greifen, wenn sie ihren Nachwuchs in einer Karlsfelder Krippe, einem Kindergarten oder Hort beaufsichtigen lassen wollen. Denn die Gemeinde will die Beiträge vom 1. September an um 20 Prozent erhöhen. Das sind beispielsweise für ein Kind, das sieben bis acht Stunden betreut wird, bis zu 53 Euro mehr im Monat.

"Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als den Familien an den Geldbeutel zu gehen", sagte Bernd Wanka (CSU) im Hauptausschuss des Gemeinderats. Der Blick auf das Haushaltsdefizit sei erschreckend, und dieses Jahr sei es auch keine Leichtigkeit einen genehmigungsfähigen Haushalt zusammenzubekommen. Die Kosten für die Kinderbetreuung sind enorm angestiegen, vor zwei Jahren lagen sie noch deutlich unter fünf Millionen Euro, inzwischen muss Karlsfeld sogar 6,1 Millionen zahlen. "Das ist kein Pappenstiel", stöhnte auch Anton Flügel (Freie Wähler).

Erst vor zwei Jahren wurden die Gebühren kräftig erhöht

"Das Defizit galoppiert uns davon", warnte Adrian Heim (Bündnis für Karlsfeld) und plädierte sofort dafür, dass man bei einer Erhöhung der Elternbeiträge nicht unter 20 Prozent bleiben dürfe, sonst decke man nur die Zusatzkosten ab und das Defizit steige weiter an. "Und das können wir uns nicht leisten", mahnte Heim. Angesichts der Tatsache, dass die Eltern erst vor zwei Jahren eine kräftige Erhöhung der Beiträge hinnehmen mussten, plädierte Flügel lediglich für eine Kostensteigerung um zehn Prozent. "Lieber öfter moderat erhöhen", sagte er. "Aber 20 Prozent sind nicht akzeptabel."

Eltern arbeiten, Kinder spielen: Doch für Familien bedeutet der Spielspaß der Kleinen im Karlsfelder Spatzennest auch finanzielle Mühen. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die SPD indes sprach sich für 15 Prozent aus. Auf diese Weise gewinne man Zeit und könne sich bis zum kommenden Jahr Gedanken machen, ob man tatsächlich an dem Modell, dass überall die Kindergartengebühren gleich hoch sein sollen und die Kommune das gesamte Defizit übernimmt, festhalten wolle, sagte Fraktionssprecherin Beate Full. Sie warf der Verwaltung vor, dass sie es versäumt habe, die Kostenexplosion rechtzeitig eingedämmt zu haben. "Statt sich neue Modelle auszudenken, hat man die Kosten nur an die Eltern weitergeschoben", echauffierte sie sich. "Das werden wir künftig nicht mehr mittragen." Bürgermeister Stefan Kolbe wies das entschieden zurück: "Es ist eine Frechheit, der Verwaltung vorzuhalten, sie hätte geschlafen." Auch Holger Linde (CSU) wehrte sich gegen "den Dolchstoß von hinten". "Karlsfeld ist vorbildlich. Wir bieten tollste Einrichtungen. In jeder zahlt man denselben Preis. Das war der Wille der Gemeinderäte. Wenn das plötzlich ein Manko ist, gehört das diskutiert."

Der Bedarf steigt rasant, die Spitze ist noch nicht erreicht

Karlsfeld hat inzwischen 15 Einrichtungen zur Betreuung der Kinder mit insgesamt 1480 Plätzen. Darin ist die im März eröffnende Kindertagesstätte in der Neuen Mitte bereits enthalten. Doch der Zuzug ist enorm und so steigt der Bedarf stetig. Demnächst beginnen die Bauarbeiten für ein weiteres Kinderhaus westlich der Bahn. Es wird voraussichtlich 2018 eröffnen. Dann hat die Gemeinde wieder 75 Plätze mehr. Und die wird sie wohl auch brauchen, denn "die Spitze ist noch nicht erreicht", weiß Gabriele Mader, die die Kindertagesstätten für die Gemeinde verwaltet.

Nicht nur draußen können sich die Kleinen im Spatzennest austoben, auch drinnen dürfen sie kreativ sein. (Foto: Niels Jørgensen)

Die Erhöhung des Elternanteils um 20 Prozent entlastet die Gemeinde um etwa 455 000 Euro. Für die Familien bedeutet sie nicht unerhebliche Mehrkosten: Jeden Monat sind das pro Kind bis zu 53 Euro mehr. Am härtesten wird es für Eltern, deren Kleinkinder in die Krippe gehen. Für sieben bis acht Stunden Betreuung am Tag mussten sie bisher inklusive Essen und Spielgeld 376 Euro pro Monat zahlen, vom Herbst an werden es 429 Euro sein. Für Kindergartenkinder ist es billiger: 180 Euro kostet derzeit die Beaufsichtigung jeden Monat, bald werden es 201 Euro sein (ebenfalls für sieben bis acht Stunden). Den Hort besuchen die Schulkinder durchschnittlich nur vier bis fünf Stunden. Das entlastet den Geldbeutel ihrer Eltern: Diese Form der Nachmittagsbetreuung schlägt deshalb nur mit 156 Euro pro Monat zu Buche, künftig müssen sie aber 172 Euro dafür hinlegen. Richtig belastend wird die Erhöhung freilich erst, wenn man mehrere Kinder hat, die Krippe, Kindergarten oder Hort besuchen.

Wer sich beschwert, dem hält Bürgermeister Kolbe entgegen: "Wenn wir kostendeckend arbeiten würden, müssten die Eltern für ein Kind zirka 1000 Euro pro Monat zahlen." Die SPD hat einen Antrag gestellt, ob man ein anderes Modell wählt, um der Kosten Herr zu werden. Das Plenum des Gemeinderats muss dem Beschlussvorschlag noch zustimmen.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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