Karlsfeld:Damit der Einkaufsbus endlich Geschichte ist

Lesezeit: 2 min

Bisher müssen Senioren aus dem Betreuten Wohnen im Prinzenpark mit dem Bus zum Einkaufen fahren - inklusive Rollator und Rollstuhl. (Foto: Toni Heigl)

Es bleibt anstrengend und umständlich: Weil es keinen Supermarkt in Karlsfeld-West gibt, sind die Senioren aus dem Betreuten Wohnen seit Jahren auf einen Einkaufsbus angewiesen. Nun prüft die Gemeinde einen neuen Standort für einen Nahversorger.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Mit Trillerpfeifen und Blechschüsseln demonstrierten Karlsfelderinnen und Karlsfelder im Juni vor dem Rathaus: Denn schon seit Jahren wünschen sich die Senioren des Betreuten Wohnens im Prinzenpark westlich der Bahn einen Supermarkt in ihrer Nähe. Doch auf dem Erl-Gelände geht nichts vorwärts, die Fronten zwischen Investor und Gemeinde sind verhärtet. Deshalb beantragte die CSU-Fraktion im Gemeinderat, einen alternativen Standort für den Nahversorger zu suchen: Infrage kommt eine Fläche, die mehrere hundert Meter vom Betreuten Wohnen entfernt ist. Sie liegt zwischen dem Kastanienweg und dem neuen Gymnasium an der Bayernwerkstraße. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) teilt mit, dass er mit den fünf Grundstücksbesitzern in Kontakt treten wolle.

Eckart Moj begrüße es zwar, dass die Gemeinde nun endlich handle und eine alternative Fläche für den Supermarkt suche, gleichzeitig hat er einige Bedenken. Moj lebt seit fünf Jahren im Betreuten Wohnen und genauso lange kämpft er für einen Supermarkt in seiner Nähe. Deshalb hat er die Initiative "Fehlender Nahversorger" gegründet und stand bei der Demo im Sommer mit dem Megafon vor dem Rathaus. Denn bislang werden die Senioren, zum Teil mit Rollator, jeden Dienstag mit einem vom Investor organisierten Einkaufsbus vom Betreuten Wohnen zu verschiedenen Karlsfelder Supermärkten gefahren - ziemlich umständlich und anstrengend.

"Zurück wird's ein Problem mit den schweren Einkaufstüten"

Doch ob der neue Supermarkt-Standort, den die Gemeinde prüfen will, eine Erleichterung bringt, da ist Moj skeptisch. Schließlich müssten die Senioren je nach Wohnlage zwischen 500 und 700 Meter dorthin laufen, aber das schaffen einige mit ihrem Rollator oder Rollstuhl nicht mehr: "Hin würde es schon gehen", vermutet Moj, "aber zurück wird's ein Problem mit den schweren Einkaufstüten." Außerdem könnte der Ersatzbau dazu führen, dass der Investor sich dafür entscheidet, erst einmal keinen Supermarkt direkt neben dem Betreuten Wohnen zu bauen, weil die Konkurrenz in der Nachbarschaft zu groß sei. Bei der Karlsfelder Bürgerversammlung forderte Moj deshalb Bürgermeister Kolbe dazu auf, sich mit dem Investor nochmals an einen Tisch zu setzen, damit der Supermarkt doch noch auf dem Erl-Gelände gebaut wird.

Demonstrierten im Sommer vor dem Karlsfelder Rathaus: Senioren aus dem Betreuten Wohnen im Prinzenpark wünschen sich dort seit Jahren einen Supermarkt. (Foto: Toni Heigl)

Kolbe erklärt jedoch, dass es momentan "keinen Kontakt zum Investor" gebe. Auf Anfrage bei Erl-Immobilien antwortet auch Vorstand Wolfgang Haider nur kurz, dass man von den Supermarktplänen in Karlsfeld noch nichts gehört habe: "Wir wurden bisher nicht von der Gemeinde kontaktiert", und weiter: "Wir werden uns zum jetzigen Zeitpunkt deshalb nicht weiter zu dem Thema äußern."

Für Gemeinderat Peter Neumann (Bündnis für Karlsfeld) ist der alternative Supermarkstandort "keine Dauerlösung". Er hofft immer noch auf eine Einigung mit dem Investor und könnte sich vorstellen, dass der geplante Nahversorger neben dem Gymnasium "zum Beispiel nach zehn Jahren auf das Erl-Gelände verfrachtet wird". Danach könnte die bereits versiegelte Fläche wieder renaturiert werden. Dagegen sträubt sich allerdings Grünen-Gemeinderätin Heike Miebach: "Wir wollen keinen Beton, den man wieder abreißt." Den alternativen Standort sehe sie deshalb als "absolute Notlösung", der Supermarkt würde außerdem eher versteckt liegen und Familien würden wieder ins Auto steigen, um dort einzukaufen - das würde noch mehr Verkehr westlich der Bahn verursachen. Auch sie fordert, dass Bürgermeister Kolbe wieder "aktiv in die Verhandlungen mit dem Investor geht".

Mehrere Anläufe sind allerdings schon gescheitert: 2017 wurde zwar ein interessierter Einzelhändler gefunden, doch der habe das Kaufkraftpotenzial im Einzugsgebiet "als nicht ausreichend angesehen", so der Investor. Um es zu steigern, würden mehr Wohnungen auf dem Gelände gebraucht. Aber bei diesem Plan spielte die Gemeinde Karlsfeld nicht mit, sie wünscht sich für die Brachfläche nicht mehr Wohn-, sondern mehr Gewerbefläche, damit die Gewerbesteuereinnahmen endlich sprudeln.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusDachau
:Schreckliche Mitte

Die Wiener Politologin Natascha Strobl spricht auf Einladung des Bündnis für Dachau über die Radikalisierung des Konservatismus. Stadträte und Kreisräte des Bündnis sehen dafür auch Anzeichen in Dachau und warnen.

Von Helmut Zeller

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: