Bayernwerkgelände:Zurück an den Verhandlungstisch

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Das Bayernwerkgelände in Karlsfeld. (Foto: Toni Heigl)

Für das Bayernwerkgelände in Karlsfeld gilt es einen Mittelweg zu finden, mit dem sowohl die Gemeinde als auch die Investoren leben können.

Kommentar von Anna Schwarz

Wenn zwei sich streiten, dann braucht es einen Kompromiss: Das gilt auch für die Gemeinde Karlsfeld und die Investorengruppe Erl und Streicher, die das Bayernwerkgelände gekauft hat. Ein Großteil des Geländes liegt seit Jahren brach - und das ist für beide Parteien eine unzufriedenstellende Situation: Die Gemeinde wünscht sich dort mehr Einkaufsmöglichkeiten und Gewerbe - aber das bleiben seit Jahren unerfüllte Wünsche. Denn der Standort am Prinzenpark ist für Einzelhändler offenbar nur lukrativ, wenn dort auch mehr Menschen wohnen und einkaufen, argumentiert die Investorengruppe. Deshalb gilt es einen Mittelweg zu finden, mit dem sowohl die Gemeinde als auch die Investoren leben können.

Das erfordert, dass sich Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU), die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats und die Investorengruppe nochmals an einen Tisch setzen. Klar ist: Es braucht einen Zukunftsplan für das Gelände. Wenn man die Wünsche beider Seiten zusammenfasst, könnte dort ein Bebauungsmix entstehen aus Einzelhandel, Gewerbe und etwas mehr Wohnbebauung - zumal Wohnraum in der Metropolregion München ohnehin Mangelware ist und Karlsfeld zu den teuersten Mietpflastern in ganz Deutschland gehört. Zu viele Zugeständnisse sollte die Gemeinde dem Investor bei dem Thema jedoch nicht machen, schließlich wurden auf dem Bayernwerkgelände bereits 252 barrierefreie Eigentumswohnungen für betreutes Wohnen geschaffen. Darüber hinaus ist der Wunsch des Gemeinderats nach mehr Gewerbesteuereinnahmen durchaus sinnvoll.

Denn Karlsfelds Finanzen liegen seit Jahren im Argen. Heuer wird die Schulturnhalle an der Krenmoosstraße für acht Millionen saniert, auch die Mittelschule muss erneuert werden und das Hallenbad ist ebenfalls in einem marodem Zustand, im vergangenen Jahr war es bereits monatelang geschlossen, weil es reingeregnet hat. Deshalb gilt es jetzt schnell zu handeln, damit auf dem Bayernwerkgelände endlich etwas vorangeht. Im besten Fall sprudeln dort in Zukunft sowohl Einkommensteuereinnahmen von zukünftigen Mietern als auch Gewerbesteuereinnahmen von Einzelhändlern oder Hotelbetreibern. Flächen für sie stehen ja noch zur Verfügung. Auch dem BRK sollte die Gemeinde noch einmal eine Chance geben, denn es würde auf der Fläche unter anderem einen Kindergarten, Pflegeeinrichtungen, Büroeinheiten und Mitarbeiterwohnungen schaffen. Es hilft also nichts, auf den eigenen Idealvorstellungen zu beharren, das hat in den vergangenen Jahren zu nichts geführt. Deshalb gilt es nun, an den Verhandlungstisch zurückzukehren - nicht zuletzt für jene Anwohner, die seit Jahren auf einen Supermarkt warten.

© SZ vom 18.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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