Abschiebung:"Der Familie geht es nicht gut"

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Nicholas Esiovwa lebt mit seiner Familie wieder in Nigeria. (Foto: privat)

Die Familie Esiovwa aus Karlsfeld wurde vor drei Wochen nach Nigeria abgeschoben. Dort muss sie kämpfen, um über die Runden zu kommen. Jetzt haben Helfer ein Spendenkonto eingerichtet.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Mehr als drei Wochen ist es nun her, dass die Familie Esiovwa aus Karlsfeld nach Nigeria abgeschoben worden ist - ein Land, in dem die jüngste der drei Geschwister, die sechsjährige Claudia, noch nie gewesen ist. In seinem Geldbeutel hatte der Vater, Nicholas Esiovwa, zum Zeitpunkt der Abschiebung am 12. Juli gerade einmal 40 Euro. Zu wenig, um davon zu leben. Derzeit wird die Familie von einem nigerianischen Freund vor Ort unterstützt, bei dem sie auch untergekommen ist.

Auf Dauer sei das aber natürlich keine Option, erklärt Stephan Dünnwald vom Bayerischen Flüchtlingsrat am Telefon. Er steht mit der Familie im ständigen Austausch und hat für sie ein Spendenkonto eingerichtet, damit sie auch in den kommenden Monaten über die Runden kommen. Stand Freitagmorgen sind schon mehr als 66oo Euro zusammengekommen.

Auch das Frontex-Reintegrationsprogramm könnte ein Weg sein, an Gelder zu kommen. Hierfür müsste die Familie laut Dünnwald selbst Kontakt zu Frontex-Büro in Nigeria aufnehmen, um Unterstützung zu beantragen. Dünnwald schätzt, das die Familie dann aber Anspruch auf rund 1000 Euro hätte.

Nimmt man die Spenden und die möglichen Gelder des Reintegrationsprogramms zusammen, klingt das zunächst nach einer ordentlichen Summe. Dennoch wird es vermutlich kaum reichen, um neben den Kosten für den Lebensunterhalten noch jene für medizinische Untersuchungen der Mutter und Medikamente für den an einer Autoimmunerkrankung leidenden Vater zu decken.

Der Flüchtlingsrat will rechtliche Schritte prüfen

Der Flüchtlingsrat, zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sowie auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi fordern unterdessen weiterhin die schnellstmögliche Rückholung der Familie. Schrodi hatte bereits vor gut einer Woche in einer Pressemitteilung vorgeschlagen, die zuständige Behörde, in diesem Fall einmal mehr die Dachauer Auslandsbehörde, könnte doch die Einreisesperre aus "humanitären Gründen" auf null setzen. Das würde bedeuten, die Familie Esiovwa könnte sofort wieder nach Deutschland einreisen und in den Landkreis zurückkehren. Bislang, so Dünnwald, habe sich das Landratsamt zu dieser Möglichkeit aber noch nicht geäußert.

Der Bayerische Flüchtlingsrat lässt daher parallel prüfen, ob es möglich ist, gegen die nächtliche Abschiebung gerichtlich vorzugehen -das übrige Vorgesehen sei ohnehin "rechtlich vermutlich nicht zu beanstanden". Es sei in diesem Fall nämlich zwar richtig, dass Kinder nicht in Abschiebehaft dürften, so Dünnwald. Normalerweise würden aber beide Eltern oder ein Elternteil in Abschiebehaft genommen und die Kinder anderweitig untergebracht. Ein Besuch der Polizei mitten in der Nacht sei jedenfalls nicht üblich und womöglich eben sogar anfechtbar.

All das zu klären, wird aber in jedem Fall einige Zeit dauern. Zeit, die die Familie, der es laut Dünnwald "nicht gut" geht, finanziell überbrücken muss. Dünnwald hat deshalb veranlasst, einen Teil der Spendengelder direkt an die Familie zu überweisen, damit diese ihren Lebensunterhalt bestreiten kann. Gedeckt werden sollen durch die Spenden aber auch die Anwaltskosten, weshalb Dünnwald auf weitere finanzielle Unterstützung hofft.

Wer für die Familie Esiovwa spenden möchte, kann dies über folgenden Link tun: www.betterplace.org/de/projects/111557-familie-e-aus-karlsfeld-soll-wiederkommen .

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