Karlsfeld:Petition für Schulcampus-Öffnung abgelehnt

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Der Schulcampus an der Krenmoosstraße wird mit einem Zaun abgesperrt. Eine zumindest zeitweise Öffnung für die Karlsfelder Bürgerinnen und Bürger ist nun wohl auch vom Tisch. (Foto: Gemeinde Karlsfeld)

Das Sportgelände an der Krenmoosstraße bleibt für die Öffentlichkeit geschlossen. Das hat der Hauptausschusses entschieden. Nun will sich die Gemeinde zumindest nach anderen Standorten für neue Spielplätze umschauen - Vorschläge sind erwünscht.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Die Online-Petition "Lasst die Kinder spielen!" ist gescheitert - und doch gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer für die rund 600 Unterstützer. Am Dienstagabend hat der Karlsfelder Hauptausschuss mehrheitlich entschieden, dass der Campus an der Grundschule an der Krenmoosstraße auch nicht temporär für die Öffentlichkeit aufgesperrt wird. Doch genau das hatten die Unterstützerinnen und Unterstützer der Petition gefordert. Allerdings funktioniere das aus rechtlichen Gründen nicht, erklärt zweiter Bürgermeister Stefan Handl (CSU).

Derzeit baut die Gemeinde einen Zaun um das Sportgelände mit Boulderwand, Klettergerüst und Sprungtrampolin, damit das Gelände nicht mehr abseits vom Schulbetrieb genutzt werden kann. Denn in der Vergangenheit war der Campus ein beliebter Treffpunkt für Familien und Jugendliche, laut Gemeinde kam es dort aber immer wieder zu Sachbeschädigungen, zudem beschwerten sich Anwohner über "das nicht tragbare Verhalten einiger Personen nach 18 Uhr und große Lärmbelästigung". Seit einigen Wochen ist der Schulcampus nun komplett gesperrt.

Aber das wollten die Initiatoren der Petition, Stefanie und Andreas Fuchs aus Karlsfeld, nicht hinnehmen, sie sind selbst Eltern von drei Kindern, die sich gerne auf dem Schulcampus austobten. Deshalb schlug das Ehepaar Fuchs eine zeitweise Öffnung des Geländes vor: Unter der Woche etwa bis 19 Uhr, an den Wochenend- und Feiertagen jeweils von 9 bis 19 Uhr.

"So eine Lärmschutzwand ist für das Ortsbild ja auch kein Riesengewinn"

Alle Fraktionen im Ausschuss waren sich zwar darüber einig, dass es in Karlsfeld zu wenige öffentliche Plätze für Kinder und Jugendliche gebe - der Schulcampus an der Krenmoosstraße bleibe aber weiterhin für die Öffentlichkeit geschlossen, dafür stimmte eine Mehrheit aus CSU, Freien Wählern und Bündnis für Karlsfeld. Ihre Argumente: Eine außerschulische Nutzung des Geländes sei im Bebauungsplan nicht vorgesehen. Theoretisch könne dieser zwar geändert werden, so Handl. Allerdings gelte wegen des Immissionsschutzes weiterhin, dass den Anwohnern eine Mittags-, Nacht- und Sonntagsruhe zustehe. Die Entscheidung fiel 9:4 aus, Gegenstimmen gab es von Grünen und SPD.

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Etwa 600 Unterstützer haben die Petition "Lasst die Kinder spielen!" unterschrieben und protestieren damit gegen den Zaunbau um einen Karlsfelder Schulcampus. Am Dienstag wird auch der Karlsfelder Hauptausschuss darüber diskutieren, einige Gemeinderäte positionieren sich schon vorab.

Von Anna Schwarz

Zuvor zeigte die Rathausverwaltung eine Möglichkeit auf, wie der Schulcampus doch noch für Familien und Jugendliche geöffnet werden könnte: Die Gemeinde baut eine Lärmschutzwand zwischen Campus und Wohnbebauung, damit die Anwohnerinnen und Anwohner ihre Ruhe haben, wenn sich dort Kinder zum Spielen oder Jugendliche zum Musikhören treffen. Allerdings kostet so eine Lärmschutzwand laut Verwaltung einen rund sechsstelligen Beitrag, außerdem müsste zuvor ein Lärmgutachten erstellt werden. Das war unter anderem Handl zu teuer, für ihn sei es "völliger Unsinn", so viel Geld dafür zu investieren, denn: "So eine Lärmschutzwand ist für das Ortsbild ja auch kein Riesengewinn."

Stefanie und Andreas Fuchs aus Karlsfeld wollten die Campusschließung nicht hinnehmen und starteten eine Online-Petition. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Deshalb habe die Mehrheit des Ausschusses dafür gestimmt, dass die Verwaltung beauftragt wird, andere Standorte in Karlsfeld zu suchen, wo wohnortnahe Spielplätze entstehen könnten. Dabei seien auch Eltern und der Jugendrat eingeladen, Vorschläge zu machen, so Handl. Die Petition sei für ihn daher nicht komplett gescheitert. Denn zumindest die Botschaft der Unterstützer sei bei den Gemeinderatsmitgliedern angekommen, dass es mehr wohnortnahe Spielplätze in Karlsfeld brauche.

"Ansonsten können sich erst unsere Enkelkinder über einen Spielplatz freuen"

Einen neuen Spielplatz könne die Gemeinde aber nicht finanzieren, so Grünen-Gemeinderätin Heike Miebach. Sie sagte, dass ihre Fraktion auch gerne eine neue Skateranlage am Jugendhaus hätte, die sich viele Jugendliche wünschen: "Leider haben wir kein Geld dafür. Warum sollten wir dann einen weiteren Spielplatz bauen?" Vielmehr hielt sie daran fest, den Schulcampus an der Krenmoosstraße doch noch für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, etwa mithilfe eines "Pilotprojekts für Engagement und Gemeinschaft": Dabei könnten sieben bis zehn Freiwillige das Gelände abends und am Wochenende überprüfen, gegebenenfalls aufräumen und das Zauntor wieder abschließen. Handl argumentiert dagegen, schließlich gelte der Immissionsschutz für die Anwohner.

Auch Petitionsgründer Andreas Fuchs saß bei der Sitzung im Publikum, für ihn war die Diskussion "sehr ernüchternd" und fügt hinzu: "Einzig die Fraktionen der Grünen und der SPD setzten sich vehement für einen Dialog beziehungsweise einen Kompromiss ein, wurden am Ende aber überstimmt." Schade sei außerdem, dass laut Geschäftsleiter Francesco Cataldo, gewisse Anwohner zu keinerlei Kompromiss bereit seien, so Fuchs.

Das Vorhaben der Gemeinde, nun nach anderen zentralen Standorten zu suchen, wo Treffpunkte für Kinder, Jugendliche und Familien entstehen könnten, bleibe spannend, sagt Fuchs. Schließlich habe die Gemeinde wenig Geld, und in Wohngebieten gelten hohe rechtliche Auflagen, wie etwa der Immissionsschutz. Er hoffe aber, dass die Suche nicht so lange dauert: "Ansonsten können sich erst unsere Enkelkinder über einen neuen Spielplatz freuen."

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