Karlsfeld:Schwimmtraining auf dem Trockenen

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Das Karlsfelder Hallenbades bleibt weiter geschlossen - Vereine und Kursleiter suchen nach Alternativen. Das Gebäudemanagement der Gemeinde spricht von "massiven Statikproblemen".

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Seit rund zwei Monaten ist das Karlsfelder Hallenbad geschlossen. Grund dafür sind "massive Statikprobleme" am Dach der Schwimmhalle, wie die Gemeinde Karlsfeld erklärt. Ende Oktober sagte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) bei der Karlsfelder Bürgerversammlung, er könne sich vorstellen, dass das Hallenbad Anfang kommenden Jahres eröffnen könnte. Dieser Termin wird nicht zu halten sein. Denn laut Kolbe werden sich Gutachter das Bad erst diese Woche vor Ort ansehen und einschätzen, welche Reparaturen am Dach nötig sind: "Früher war die Firma nicht greifbar", schreibt Kolbe. Indes wachsen die Sorgen der Schwimmerinnen und Schwimmer, des Helferkreises sowie des TSV Eintracht Karlsfeld, auch die Schulen sind betroffen.

"Wir sprechen hier nicht von ein paar kleinen Rissen im Beton", erklärt Marco Mühlenhoff vom Gebäudemanagement der Gemeinde. Vielmehr betreffen die Statikprobleme die Gesamtstabilität der Schwimmhalle und sind in der Verstärkung von Betonbauteilen zu suchen. Außerdem sind sie nicht mit bloßem Auge zu erkennen, sondern nur mit Spezialgeräten, wie einem Ferroscan, also einem Betonscanner. Entdeckt wurden sie Anfang Oktober bei Vorbereitungen für die Generalsanierung des Bades. Seitdem ist das Bad geschlossen.

"Das ist alles extrem unglücklich, vor allem weil wir nicht wissen, wie es weitergeht."

Deshalb können derzeit nur 40 Prozent der rund 300 Sportler aus der Schwimmabteilung des TSV Eintracht Karlsfeld im Wasser trainieren, für alle anderen ist Training an Land angesagt, so der Leiter der Schwimmabteilung Martin Nowak. Über die Hallenbadschließung sagt er: "Mir blutet das Herz - nicht nur für den Schwimmsport. Denn Schwimmen lernen ist überlebensnotwendig", vor allem in einem Landkreis mit so vielen Seen, so Nowak. Normalerweise besuchen rund 500 Kinder im Jahr die Schwimmkurse des TSV, doch die fielen von einem auf den anderen Tag aus: "Das schadet nicht nur Karlsfeld, sondern dem ganzen Landkreis." Und Vereinschef Rüdiger Meyer fügt hinzu: "Das ist alles extrem unglücklich, vor allem weil wir nicht wissen, wie es weitergeht", eine Öffnung des Bades ist schließlich nicht in Sicht.

Deshalb hat Schwimmabteilungsleiter Nowak "ein Notfallprogramm" bis Ende März auf die Beine gestellt. Inzwischen hat der TSV einige Schwimmbäder gefunden, wo die Karlsfelder Sportler übergangsweise trainieren - auch wenn das mit zusätzlicher Fahrerei verbunden sei, so Nowak: Trainings finden etwa in den Schwimmhallen in Freiham und Unterschleißheim, im Münchner Olympiabad und im Hallenbad Dachau statt. Das Problem dabei: Nicht für alle TSV-Schwimmerinnen und Schwimmer konnten Alternativen gefunden werden.

"Ein Schwimmer braucht natürlich das Wasser."

Deshalb müssen sie vom gewohnten kalten Nass auf die Grundschulturnhalle umsteigen, dort steht etwa Krafttraining an. Einige Synchronschwimmerinnen versuchen sich mit Ballettunterricht fitzuhalten. Eine wirkliche Alternative ist das nicht, betont Nowak: "Ein Schwimmer braucht natürlich das Wasser, das ist nicht das Gleiche." Doch auch in diesen herausfordernden Zeiten versucht er, optimistisch zu bleiben: "Noch halten uns die Mitglieder die Treue."

Auch diverse Landkreisschulen müssen auf den Schwimmunterricht verzichten: die beiden Karlsfelder Grundschulen und die Mittelschule, die Grund- und Mittelschule Odelzhausen sowie die Realschule, Greta-Fischer-Schule und das Josef-Effner-Gymnasium in Dachau. Die Schulkinder haben nun statt Schwimmen Sportunterricht, teilt das Landratsamt Dachau mit, dessen Schulamt bedauert: "Damit entfällt ein wichtiger Baustein beim Schwimmenlernen unserer Kinder!"

Auch Karin Boger vom Helferkreis Karlsfeld bedauert die Schließung des Karlsfelder Bades. Dort gibt sie seit vier Jahren Schwimmkurse für Kinder von Geflüchteten, doch "jetzt hängen wir total in der Luft". Auf andere Hallenbäder ausweichen könne sie mit den Kindern nicht: "Weil ich nicht die Verantwortung dafür übernehmen kann, wenn sie bei mir ins Auto einsteigen." Sie wünsche sich, dass die Gemeinde schnell eine Lösung findet, denn: "Wenn ein Kind Schwimmen lernt, dann lernt es auch schnell Radfahren und macht einen großen Sprung im Leben."

Um die Schwimmdefizite bei den Kleinen auszugleichen, schlägt sie vor, im kommenden Jahr eine Art Strandbad im Karlsfelder See einzurichten, also eine abgetrennte, ebene Fläche von 20 auf 30 Meter, auf der Kinder schwimmen lernen können. Doch bis dahin vergehen noch einige Monate.

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