Malerei:Wo der Garten auch im Winter blüht

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Sie will den Menschen die Schönheit der natürlichen Umgebung nahebringen: die leidenschaftliche Gärtnerin und Malerin Hildegard Windholz. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Alljährlich wenn draußen der Schnee fällt und die Natur Kraft für den Frühling sammelt, zieht sich die Malerin Hildegard Windholz ins Atelier zurück und lässt die Schönheit des eigenen Gartens in ihren Bildern aufleben. Jetzt hat sie auch ein Kinderbuch illustriert. Zu Besuch in einem Gewächshaus der Kunst.

Von Renate Zauscher, Markt Indersdorf

Wer das Vergnügen hat, Violetta kennenzulernen, der weiß spätestens jetzt: Katzen können sprechen. Violetta, die ihren Namen wegen ihrer himmelblauen Augen bekam und bei Hildegard Windholz in Niederroth lebt, ist eines der gesprächigsten Exemplare ihrer Art: kein Wunsch, kein Begehren, das sie nicht sofort mit ausdrucksstarkem Miauen äußern würde.

Um sprechende Tiere geht es auch in dem Buch mit dem Titel: "Der König und das blaue Schaf", das Hildegard Windholz illustriert hat und das vor kurzem erschienen ist. In dem Kinderbuch, zu dem der Reisejournalist Marc Tügel den Text geschrieben hat, ist es zwar keine Katze, die sich den Menschen mitteilt, dafür aber eine weise Eule, eine schlaue Ratte und das titelgebende Schaf. Inhaltlich dreht sich das Märchen um die Wertschätzung, die der Mensch Tieren und der Natur insgesamt entgegenbringen muss, um selbst ein glückliches, erfülltes Leben führen zu können.

"Der Fetisch des perfekten Gartens"

Für Hildegard Windholz war die Gestaltung eines Buches erst einmal völliges Neuland. Man kennt sie als leidenschaftliche Gartengestalterin, als Malerin, als Literatur- und auch als Menschenfreundin mit offenem Haus und der Lust an Begegnung. Den Bereich der Buchillustration hat Windholz erst jetzt für sich entdeckt und die Geschichte des "Blauen Schafs" mit Aquarellstiften, Acrylfarben und Fineliner auf Papier auch optisch nacherlebbar gemacht.

Das Kinderbuch "Der König und das blaue Schaf" wurde von Hildegard Windholz illustriert. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Thematisch passt das Illustrieren eines Märchenbuchs, in dem es um Tiere, Pflanzen, Farben geht, durchaus ins Spektrum der Dinge und Erscheinungsformen, die die Lebenswirklichkeit von Hildegard Windholz ausmachen. Da ist vor allem der Garten: ein Universum verschiedenster Gewächse - alle von ihnen mit Blick zum einen auf ihre Naturnähe und zum anderen auf die Wirkung von Farben und deren Beziehung zueinander ausgewählt.

Ihre Leidenschaft fürs Gärtnern habe mit dem Bau des eigenen Hauses vor mehr als vierzig Jahren begonnen, erzählt Windholz. 14 Jahre lang war sie darüber hinaus als selbständig arbeitende Beraterin und Gestalterin für die Betreiber des Golfplatzes Wörthsee im Naturschutzgebiet Schluifeld bei Etterschlag tätig. Wichtig war ihr dabei nicht nur das Arbeiten in und mit der Natur, sondern auch der Anspruch, Menschen die Schönheit der natürlichen Umgebung nahezubringen und sie für die Vorzüge eines naturnahen, insektenfreundlichen Gartens zu sensibilisieren. Sie habe versucht, sagt sie rückblickend, dem "Fetisch des perfekten Gartens" ein anderes Bild entgegenzusetzen: das eines Gartens, in dem vieles sich selbst entwickeln darf und der deshalb immer wieder auch Überraschungen für "seinen Menschen" bereithält.

Ihr jüngstes Thema: Physalisfrüchte. Der strukturelle wie der farbliche Gegensatz zwischen den filigranen, braun-grünen Blatthüllen und den glatten, orangeroten Früchten hat sie fasziniert. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Wichtige Sujets ihrer großformatigen, formal auf das Wesentliche reduzierten Bilder sind auch hier wieder Blüten oder... (Foto: Niels P. Jørgensen)
...Tiere. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein Garten, wie ihn Windholz hat, ist nicht nur ein Kunstwerk: Sie sieht ihn auch als "Schule", in der man Geduld und Durchhaltevermögen lernt. Sie selbst investiert in ihren Garten neben der Leidenschaft fürs Gärtnern unermüdliche Arbeit - aber das gelte nicht unbedingt für jeden: Ein naturnaher Garten lasse sich auch mit weniger arbeitsintensiven Mitteln gestalten. Für sie selbst allerdings stehen die Bedürfnisse des Gartens über viele Monate hinweg an erster Stelle: Zu verreisen, wenn Töpfe und Beete im Sommer Wasser brauchen oder die Blüte von Iris oder Pfingstrosen zu verpassen: für Windholz undenkbar.

Parallel zur Gartenplanung und-gestaltung hat sich auch eine andere, durchaus verwandte Leidenschaft von Hildegard Windholz entwickelt: Die zur Malerei. In den Wintermonaten, wenn der Garten Kraft fürs nächste Frühjahr sammelt und weniger Arbeit macht, greift Windholz zu Pinsel, Leinwand und Acrylfarben und zieht sich in ihr Atelier zurück. Wichtigste Sujets ihrer großformatigen, formal auf das Wesentliche reduzierten Bilder sind auch hier wieder Blüten, Blätter, Früchte oder Samenkapseln und das eine oder andere Tier. Jüngstes Thema waren Physalisfrüchte: Der strukturelle wie der farbliche Gegensatz zwischen den filigranen, braun-grünen Blatthüllen und den glatten, orangeroten Früchten hat sie fasziniert.

Begeistern lässt sich Hildegard Windholz aber nicht nur vom eigenen Garten: Auf Gartenreisen, nach England beispielsweise, bei denen sie ihr Lebensgefährte, der Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler, begleitet, holt sie sich Anregungen, die sie zu Hause umsetzt. Sie selbst gibt das, was sie sich über viele Jahre an Wissen und Erfahrung angeeignet hat, auch an andere weiter: In Beiträgen für Zeitschriften etwa oder in Vorträgen, wie sie sie - selbst keine Golferin - für ein golfaffines Publikum gehalten hat.

Im Frühsommer, wenn der Garten in schönster Blühte steht, wird das Haus von Hildegard Windholz zum offenen Ausstellungsraum. Dann zeigt sie, was in den Wintermonaten entstanden ist und teilt ihre Freude daran mit Freunden, Bekannten und den Käufern ihrer Arbeiten.

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