Horst Seehofer in Schwabhausen:Zwischen Laptop und Lederhose

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Bayerns Ministerpräsident beschwört in Schwabhausen das Bild einer modernen und zugleich bodenständigen CSU - und begeistert damit mehr als 1000 Zuhörer.

Robert Stocker

Mit der Heimat verwurzelt und in der Welt zuhause: So hat Ministerpräsident Horst Seehofer die Politik der bayerischen Staatsregierung bei seinem Auftritt in Schwabhausen charakterisiert. Mehr als tausend Zuhörer kamen am Montagabend ins Festzelt, um Seehofers Rede im Rahmen der 875-Jahr-Feier der Gemeinde zu verfolgen.

Ministerpräsident Horst Seehofer gibt bei der 875-Jahr-Feier der Gemeinde Schwabhausen den traditionsbewussten Mann von Welt. (Foto: Toni Heigl)

Einerseits den Gemeinsinn pflegen, andererseits modern und weltoffen sein, dies stehe hinter Roman Herzogs geflügeltem Wort von "Laptop und Lederhose" und sei "typisch Bayern". Unter dem Beifall der Besucher nannte der Ministerpräsident den Freistaat eine "Powerregion" und ein "Premiumland", das in den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Sport bundesweit an der Spitze stehe.

Auch Bürgermeister Josef Mederer (CSU), der Seehofer in Schwabhausen willkommen hieß, sieht seine Gemeinde "in der ersten Liga" spielen, was beispielsweise die Tischtennis-Mannschaft der Damen in der Bundesliga beweise. Die Finanzen der Gemeinde seien geordnet, in Kürze werde ein neues Kinderhaus gebaut. Sorge bereite ihm allerdings die Entwicklung der Sozialausgaben.

Diese, sagte Mederer mit Blick auf die Staatsregierung, dürften nicht völlig kommunalisiert werden, damit die Gemeinden lebensfähig bleiben. Der CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath wertete das voll besetzte Zelt als Zeichen dafür, dass Politik doch noch Anziehungskraft besitze. Demokratie lebe vom Mitmachen, Seidenath appellierte deshalb an die Zuhörer, sich einzubringen und am Gemeinwesen zu beteiligen.

Seehofer, der vor einigen Tagen Premierengast der Bayreuther Festspiele war, nannte diese ein Ereignis von europäischem Rang, "Schwabhausens Jubiläum aber ist ein Ereignis von Weltrang", sagte der Ministerpräsident scherzhaft. Wie in Schwabhausen seien auch im Freistaat die Finanzen geordnet, für den Verwaltungshaushalt habe man keine neuen Schulden aufnehmen müssen.

Eine Gemeinde sei das Gegenstück zur Globalisierung, die Menschen seien hier verwurzelt in einer Welt ohne Grenzen. Der Gemeinsinn gebe den Menschen Halt, doch andererseits müssten sie auch weltoffen sein.

"Die Flachwurzler leben außerhalb Bayerns, wir aber sind Tiefwurzler", sagte Seehofer unter dem Gelächter des Publikums. Bayern habe sich in den vergangenen 50 Jahren zum "Premiumland" und zur "Powerregion" entwickelt und nehme in vielen Bereichen Spitzenpositionen in Europa ein.

Bayerns Wirtschaft sei die Nummer eins in Deutschland und unterstütze andere Bundesländer, "zusammen mit Baden-Württemberg und Hessen finanzieren wir Deutschland".

Seehofer streifte in seiner Rede auch die Bildungs-, Energie- und Sicherheitspolitik der Staatsregierung. Dass der Freistaat auch in der Bildungspolitik an der Spitze stehe, habe ein Ländervergleich der neunten Klassen aller Schularten gezeigt. Dabei seien die bayerischen Schüler bei den meisten Tests stets führend gewesen.

Aufgabe der Politik sei es, den Menschen eine solide, vernüftige Bildung zu vermitteln. Dies sei die Voraussetzung für einen Job, mit dem man den Unterhalt einer Familie bestreiten könne. Bildungspoltik müsse Individualität und Flexibilität eines Menschen fördern, "wir brauchen den Akademiker genau so wie den Bauarbeiter, und wir müssen Menschen mit sozialen Problemen helfen", sagte der Ministerpräsident.

Er freue sich darüber, dass die Karlsfelder Hauptschule nun zu einer Mittelschule umgebaut werde. Das Gerede von der Hauptschule als "Restschule" müsse endlich beendet werden.

In der Energiepolitik verfolge der Freistaat einen klaren Kurs: Energie sparen und erneuerbare Energien immer stärker nutzen. Doch ohne Kernkraftwerke, die zwei Drittel des Energiebedarfs deckten, werde es auch in Zukunft nicht gehen.

"Wir dürfen die deutschen Kernkraftwerke nicht abschalten, um unseren Energiebedarf dann in Tschechien zu decken". Bayern müsse in Berlin für seine Interessen kämpfen, aber auch versuchen, eine gemeinsame Linie für Deutschland zu finden, sagte Seehofer.

© SZ vom 28.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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