Hohe Mieten:Die Rentner ziehen schon weg

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Viele ältere Menschen im Landkreis können sich die hohen Mieten nicht leisten. Die Wohnungsbaugesellschaft würde gerne mehr Projekte realisieren - doch die Gemeinden stellen kaum Baugrund zur Verfügung.

Von Robert Stocker

Im Landkreis Dachau gibt es zu wenig günstige Wohnungen. Das ist im Prinzip nichts Neues. Doch die Lage wird sich nicht so schnell entspannen. So hat die Wohnungsbaugesellschaft im Landkreis, die in erster Linie Sozialwohnungen errichten soll, seit 1996 nur ein Bauprojekt im Landkreis realisiert. Das Unternehmen wäre gern aktiver - allein es fehlt an Angeboten, wo solche Wohnungen entstehen könnten. Auch im kommenden Jahr kann die Wohnungsbaugesellschaft kein neues Projekt in Angriff nehmen. "Es müsste sich dringend mehr bewegen", fordert Geschäftsführer Leonhard Liegsalz.

Wohnungen in der Region München sind begehrt und teuer. Der Zuzug von Menschen aus strukturschwachen Gebieten hält auch im Landkreis Dachau an. Das bekommen besonders die Bürger mit niedrigerem Einkommen zu spüren. Dachau gehört bundesweit zu jenen Städten, die die höchsten Mieten haben. Dennoch - oder gerade deswegen - fehlen bezahlbare Wohnungen. Die Vormerkliste für Sozialwohnungen im Landratsamt hat sich in den vergangenen beiden Jahren mehr als verdoppelt. "Das ist ein elementares Problem", sagte Liegsalz in der jüngsten Sitzung des Kreistags, in der er einen Geschäftsbericht abgab.

Zwar ist der vorrangige Zweck der Gesellschaft "eine sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung der breiten Schichten der Bevölkerung". Doch der kann nur erfüllt werden, wenn weitere neue Projekte entstehen. "Wir als kommunale Gesellschaft müssen sie zur Verfügung stellen", stellte der Geschäftsführer klar. "Täglich rufen uns Leute an, die dringend eine Wohnung brauchen." Mieter müssten sogar wegziehen, wenn sie in Rente gehen, weil sie dann weniger Einkommen haben. Liegsalz appellierte an die Gemeinden, den sozialen Wohnungsbau in den kommenden Jahren stärker zu fördern. Landrat Hansjörg Christmann (CSU) schloss sich dieser Forderung an: "Wir müssen dem gemeinnützigen Wohnungsbau einen höheren Stellenwert einräumen." Die steigenden Asylbewerberzahlen würden die Wohnungsnot noch verschärfen.

An der Wohnungsbaugesellschaft sind der Landkreis mit 30 Prozent, die Sparkasse Dachau mit 30 Prozent, die Gemeinde Karlsfeld mit 15 Prozent und elf weitere Gemeinden im Landkreis mit insgesamt 25 Prozent beteiligt. Derzeit verwaltet die Gesellschaft 26 Häuser mit 275 Wohnungen, 223 Garagen und 19 Stellplätzen mit einer Wohn- und Nutzfläche von 18 623 Quadratmetern. Außerdem verwaltet sie für den Landkreis 36 Mietwohnungen und 36 Garagen. 150 Wohnungen wurden auf Erbbaurechtsgrundstücken mit einer Laufzeit von 99 Jahren gebaut, die Gemeinden zur Verfügung stellten. 200 Wohnungen waren zum 31. Dezember 2012 noch preisgebunden.

275 landkreiseigene Wohnungen - das ist für SPD-Kreisrätin Marianne Klaffki entschieden zu wenig. Für den Landkreis sei es "ein Armutszeugnis", wenn er im Speckgürtel von München nicht für bezahlbaren Wohnraum sorge. "Wir werden weiterhin ein Zuzugslandkreis sein und müssen den Bau verstärkt anschieben." Christmann stellte daraufhin noch einmal fest, dass das Angebot an Baugrund von den Gemeinden sehr gering sei.

Ob die Wohnungsbaugesellschaft neue Objekte errichtet, hängt von den Gesellschaftergemeinden ab, die Grundstücke im Erbbaurecht zur Verfügung stellen und sich an den Baukosten beteiligen. Das hat jetzt die Gemeinde Markt Indersdorf vor, die in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs das "Caritaszentrum Indersdorf" bauen will. In dem vierstöckigen Gebäude sollen Büroräume des Wohlfahrtsverbandes, sozialpsychiatrische Unterkünfte und Wohnungen für ältere, sozial schwache Menschen entstehen. Gegen das Projekt protestieren allerdings Anlieger, die den Standort kritisieren und den Bau für überdimensioniert halten. Er verschatte die angrenzenden Gärten und führe zu weiterem Durchgangsverkehr, der die Anwohner stark belaste.

© SZ vom 29.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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