Hilgertshausen-Tandern:Vielfalt statt Fichten-Monokultur

Lesezeit: 3 min

Thomas Birkl und Revierförsterin Felicitas Hrabal vor dem gelungenen Anbau von Tannen und Buchen unter dem Fichtendach. (Foto: AELF)

Thomas Birkl aus Oberdorf ist Waldbesitzer mit Leidenschaft. Er baut seinen Wald auf neue Weise klimaresitenter um, mit dem Rat der Revierförsterin. Erste Erfolge sind schon sichtbar.

Von Alexandra Vettori, Hilgertshausen-Tandern

Thomas Birkl ist gern in seinem Wald. Die "Arbeit im Holz" ist für ihn Ausgleich und Aufgabe zugleich. 80 Prozent der Bäume in seinem Wald sind Fichten. Noch. Denn das ändert Birkl gerade und baut den Wald in einen klimastabilen Mischwald um. "Auf unserem Hof haben wir schon immer Waldflächen, und ich bin damit aufgewachsen, dass man im Winter in den Wald geht. Aber so richtig befasst habe ich mich damit erst, als die Hofübergabe anstand, das war 2016", erzählt der 38-Jährige.

Dem deutschen Wald geht es schlecht, das wurde erst im Vorjahr wieder deutlich, als der Bundeslandwirtschaftsminister die aktuelle Waldzustandserhebung präsentierte. Zu viel Fichten-Monokulturen, Trockenheit, Stürme und Schädlinge machen ihm zu schaffen. In Bayern betrug der erhobene Nadel- und Blattverlust aller Baumarten fast 24 Prozent. Gestresste Bäume aber bedeuten nicht nur Verluste für Waldbesitzer, sondern auch für den Klimaschutz, weil ein gesunder Wald viel Kohlendioxid speichert.

All das weiß Thomas Birkl natürlich. Er sieht es so, dass er mit dem elterlichen Hof auch die Verantwortung für den Wald übernommen hat. Damals hatte er erst einmal einen Waldbaukurs am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck gemacht, das auch für den Landkreis Dachau zuständig ist. Es folgten weitere Kurse an der Bayerischen Waldbauernschule. "Wenn ich etwas mache, dann will ich es gescheit machen!", betont er. Zunächst hat er eine neue Motorsäge gekauft und eine Seilwinde, um das Holz aus dem Wald zu holen.

Beraten von Staatsförsterin Felicitas Hrabal begann er mit dem Umbau zu einem Wald, der reistenter ist gegen Hitze und Trockenheit. Thomas Birkl schnitt viel heraus und pflanzte unter dem Dach des Fichtenaltbestands vor allem schattentolerante Tannen und Buchen. "Das war interessant, dass man schon unter den Altbestand etwas anpflanzt - das war bei uns etwas komplett Neues", erinnert er sich. Auch daran, dass sein Umfeld skeptisch war, andere Waldbauern beäugten sein Vorgehen kritisch, auch der Vater. Birkl: "Das war nicht leicht, gegen die Argumente der erfahrenen Waldbauern zu handeln, aber siehe da, das Gegenteil von dem, was sie befürchteten, ist passiert - es wächst alles und sieht gut aus."

Überrascht von der Vielfalt

Birkl beschreibt, wie sich der Wald bei der Übernahme präsentiert hatte: "Am Anfang konnte man nicht durchgehen und auch nicht sehen, was da alles drin steht. Deshalb wussten wir gar nicht, was wir da alles haben." Nach dem Auslichten war er überrascht, dass im Fichtenbestand auch viele schöne Eichen, Lärchen und einzelne Tannen wuchsen. "Mein Vater hat nur Fichten gepflanzt, alles andere ist so gekommen - das ist schon cool", freut er sich. Dazu pflanzte Birkl Douglasien, Roteichen, Berg- und Spitzahorn.

Ausdrücklich lobt er die Beratung von den Staatsförstern im zuständigen Revier Markt Indersdorf, zuletzt von Felicitas Hrabal. "Immer wenn ich etwas gebraucht habe, war jemand da. Wie der Wald jetzt dasteht, das ist auch der Beratung durch die Försterinnen und Förster zu verdanken. Denn zu Anfang wusste ich ja noch nicht viel drüber - heute würde ich wahrscheinlich nicht mehr so oft anrufen, weil ich jetzt selbst viele Erfahrungen habe."

Er sei stolz, sagt der Waldbauer, wie sich alles entwickelt habe: "Försterin Lisa Schubert war einmal hier mit einer Gruppe von Waldbauern, denen sie meinen Wald als gutes Beispiel gezeigt hat. Sie sagte, er habe sich super entwickelt."

Waldbesitz bedeutet Verantwortung

Was ihn schmerzt, sind Leute, die ihren Wald nicht pflegen. "In manchen Stücken ist der Käfer drin - monatelang - und es kümmert keinen", erklärt er. "Mein Wunsch ist, dass wer einen Wald besitzt, sich auch verantwortlich zeigen sollte - wenigstens Mindeststandards sollte man einhalten müssen. Wenn die Besitzer den Wald nicht selbst pflegen können, können sie sich Unterstützung holen, zum Beispiel bei der Waldbesitzervereinigung."

Für ihn ist der anstehende Waldumbau eine Herausforderung, und er sieht sich auf einem guten Weg: "80 Prozent von dem, was drüber steht, sind noch Fichten. Wenn man aber betrachtet, was von unten her nachkommt, dann ist schon eine gute Mischung da."

Im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck gibt es sechs Forstreviere. Welche Försterin oder welcher Förster wo zuständig ist, erfährt man auf der Homepage https://www.aelf-ff.bayern.de/forstwirtschaft/index.php im "Waldbesitzerportal" unter "Försterfinder".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSchwabhausen
:Ihre Hoheit trägt eine Krone aus Holz

Simone Brunner aus Rumeltshausen ist Bayerische Waldprinzessin. Die 23-Jährige lächelt dabei nicht nur schön, sondern tritt auch für Frauenpower im Forst ein.

Interview von Alexandra Vettori

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: