Verwaltung treibt Planung voran:Hebertshausen hat Großes vor in der Dorfmitte

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Auf dem Gelände der ehemaligen Holzschleiferei sollen etwa 80 kommunale Wohnungen und eine Anlage für Senioren entstehen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mehr als 80 Wohnungen will die Gemeinde mit einer kommunalen Firma von 2020 an errichten. Auch an Nahversorgung und die Gestaltung der Ortsmitte wird gedacht.

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Mit einem ersten Projekt steigt die Gemeinde Hebertshausen in den Bau von Mietwohnungen für einkommensschwächere Bürger ein. Auf dem zentral mitten im Dorf gelegenen Grundstück neben dem Hotel Lo Smeraldo, das die Gemeinde kürzlich gekauft hat, werden fünf Wohnungen und ein Laden entstehen.

Dieses Konzept billigte der Gemeinderat einstimmig. Dabei ist das geplante Kommunalunternehmen, das in Zukunft Wohnungsprojekte im Ort durchführen soll, gerade erst in Gründung. Doch um keine Zeit zu verlieren, treibt solange die Verwaltung das erste Vorhaben voran.

Ein Nahversorger mitten in Hebertshausen fehlt bislang

Ziel ist, mit einem Metzger plus Obst- und Gemüseverkauf die Nahversorgung zu stärken. Die Wohnungen werden an Bürger mit geringem Einkommen zu einer Miete deutlich unter Marktniveau vergeben. Die Bauarbeiten sollen 2020 beginnen. Doch das Haus an der Bahnhofstraße 4, das um die zwei Millionen Euro kosten wird, ist erst der Anfang. In den kommenden Jahren will Hebertshausen sich massiv engagieren und eine ansehnliche Zahl von kommunalen Wohnungen schaffen. Denn nur mit Unterkünften in der Hand der Gemeinde, davon ist Bürgermeister Richard Reischl (CSU) überzeugt, "lässt sich der Markt mit ständig steigenden Mieten ein bisschen unter Kontrolle halten." Im Herbst wird deshalb ein Architektenwettbewerb starten für das weitläufige Gelände der alten Holzschleiferei an der Torstraße, wo um die 80 Wohnungen plus ein Betreutes Wohnen für Senioren Platz finden sollen.

Bürgermeister Richard Reischl (CSU) kümmert sich um bezahlbare Wohnungen. Aus einem Dorf mit Eigenheimen wird eine Gemeinde, in der auch Mietshäuser Platz haben. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mit dem aktuellen Vorhaben mitten im Dorf will die Gemeinde gleich zwei Ziele verfolgen. Ein Laden im Erdgeschoss soll die Nahversorgung zurück in den Ort holen. Denn seit 2014 der Edeka-Supermarkt vom Dorf ins zwei Kilometer entfernte Ampermoching umgezogen ist, gibt es im Kernort Hebertshausen mit seinen gut 2000 Einwohnern keinen Lebensmittelladen mehr. Auch die Metzgerei hat im vorigen Jahr zugesperrt, weil der Pachtvertrag im Hotelgebäude auslief. Die Gemeinde will deshalb nun selbst eine Ladenfläche schaffen, damit Bürger wieder fußläufig einkaufen können. Weiter sollen im geplanten zweigeschossigen Bau fünf Wohnungen Platz finden: Im Erdgeschoss ein barrierefreies Appartement, in den oberen Etagen vier Drei-Zimmer-Wohnungen. Die erforderlichen Parkplätze entstehen an der Straße und in einer Tiefgarage mit einem Verschiebesystem.

Kein liebloser Zweckbau

An den Grundzügen der Planung hatten die Gemeinderäte nichts auszusetzen. "Schließlich haben wir das Grundstück genau dafür gekauft", sagte CSU-Gemeinderat Florian Ziegldrum. Doch die aufwendige Duplex-Technik in der Tiefgarage gelte es zu überdenken, forderte Simon Wallner (CSU). Zumal solche Systeme wartungsintensiv sind und von den potenziellen Nutzern schlecht angenommen würden, so Martin Gasteiger (FBB). Doch die Stellplatzsatzung anzupassen und künftig weniger Parkplätze bei Bauprojekten zu fordern, hält der Bürgermeister für das ländliche Hebertshausen nicht für zielführend. Denn anders als in der Stadt nutzten die Bürger hier mehr eigene Fahrzeuge. Sollen diese nicht auf der Straße stehen, brauche es private Parkflächen. Auch die Idee, mit einer behindertengerechten Wohnung im Erdgeschoss den Einbau eines Lifts zu ersparen, stieß auf Widerspruch. "Einen Aufzug sollten wir grundsätzlich einbauen", forderte Wallner.

Einig waren sich die Gemeinderäte, dass an dieser zentralen Stelle kein liebloser Zweckbau stehen darf. Das Areal mitten im Dorf, neben dem Hotel-Restaurant als beliebtem Treffpunkt und keinen Steinwurf vom Maibaum entfernt, wird eine zentrale Rolle spielen, wenn demnächst, wie schon lange geplant, die Dorfmitte attraktiver gestaltet werden soll. Anvisiert wird, was bisher in Hebertshausen fehlt, nämlich ein öffentlicher Platz mit Aufenthaltsqualität mitten im Ort. Dabei wird der gekieste Parkplatz zwischen dem jetzt geplanten Gemeindebau und dem Hotel eine zentrale Rolle spielen. Dort könnten ein Wochenmarkt oder Feste stattfinden.

Auf diese Zukunftsentwicklung muss bereits die aktuelle Planung Rücksicht nehmen. "Diese Option dürfen wir uns nicht verbauen", so der Rathauschef. Auch die Gemeinderäte sprachen sich für ein Gebäude aus, "das optisch reinpasst", wie Martin Gasteiger (FBB) sagte. Die Themen Aufzug und Parken werden nun überarbeitet, im Juli wird der in der aktuellen Sitzung verhinderte Architekt Christian Rabl ein überarbeitetes Konzept vorstellen. Die Gemeinderäte drücken aufs Tempo. Im Herbst solle die Ausschreibung laufen, Anfang 2020 die Bauarbeiten starten. Geht alles nach Plan, könnten Geschäftsleute und Mieter bereits Ende 2021 einziehen.

© SZ vom 05.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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