Haimhausen:Aufstrebend

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Haimhausen hat viel vor: Wohnraum entsteht, der Supermarkt am Kramer Kreuz soll endlich Gestalt annehmen und auch für das einstige Brauereigelände gibt es Pläne

Von Alexandra Vettori, Haimhausen

Hinter dem Haimhausener Kramer-Kreuz entsteht voraussichtlich nächstes Jahr der lang ersehnte Supermarkt und ein Neubaugebiet. (Foto: Toni Heigl)

Das gerade angebrochene Jahr 2022 wird ein Jahr der Weichenstellungen in Haimhausen, der aufstrebenden Gemeinde am südöstlichen Rand des Landkreises Dachau. Ein Jahr aber auch, in dem man zurückschaut auf die Geschichte des einstigen Sitzes diverser Grafen, der im 19. Jahrhundert Bauerndorf mit Künstlerkolonie war und heute gefragte Wohnstatt für den gehobenen Mittelstand ist. In diesem Jahr nämlich feiert man das 1250- jährige Bestehen.

Um 16 Prozent ist die Einwohnerzahl Haimhausens in den vergangenen zehn Jahren gestiegen, mittlerweile liegt man bei rund 5800. Die schmucken Einfamilien- und Doppelhäuser breiten sich südöstlich im Halbrund um den Ortskern immer weiter in die sanften Hügel aus. Dass hier inzwischen viele gut verdienende Menschen wohnen, lässt sich auch am Gemeindehaushalt ablesen. Der Anteil an der Einkommenssteuer liegt bei über fünf Millionen Euro und ist fast doppelt so hoch wie die Einnahmen aus der Gewerbesteuer mit zuletzt 2,6 Millionen.

Peter Felbermeier will bei der Gemeindeentwicklung alle mitnehmen. (Foto: Toni Heigl)

Die Gründe für die rasante Entwicklung von Haimhausen sind laut Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) vielfältig: die Nähe zur Autobahn, die Nähe zum Flughafen. Er ist aber auch davon überzeugt, dass die Ansiedelung der gehobenen Privatschule Bavarian International School (BIS) im Jahr 1996 eine Rolle gespielt hat. Mit 300 Schülern und Schülerinnen aus der gesamten Region München bezog man das Haimhauser Schloss, mittlerweile sind es 1000, und manch eine Familie hat sich in direkter Nachbarschaft niedergelassen.

Der Landkreis Dachau gehöre, sagt Felbermeier, deutschlandweit zu den Kreisen mit dem stärksten Einwohnerwachstum. Dieser Entwicklung sollte sich gerade eine verkehrsgünstig gelegene Gemeinde wie Haimhausen nicht verschließen. Gleichzeitig müsse man aber den Spagat schaffen, "dass sich die Struktur, die räumliche und auch die der Einwohner, nicht zu stark verändert." Gemeinderat und Bürgermeister sind sich ihrer Aufgabe bewusst, alle mitzunehmen, und so arbeiten sie aktiv gegen die große Schattenseite der Entwicklung, die hohen Wohnpreise. Das aktuelle Haimhauser Wohnbauprogramm "sollte überall Schule machen" findet der Bürgermeister. Denn es beinhaltet nicht nur zwölf vergünstigte Eigentumswohnungen im herkömmlichen Einheimischenmodell, sondern auch 30 Mietwohnungen, die unter marktüblichem Preis an Menschen mit geringeren Einkommen vergeben werden. "Für viele ist nämlich auch vergünstigtes Bauland unerschwinglich", weiß Felbermeier. Soziale Weitsicht prägt die Ortspolitik schon lange, das aktuelle Projekt steht in einer Reihe mit Senioren-Wohnungen in der Dorfstraße und wird mit weiteren vergünstigten Wohnungen in einem der nächsten Neubaugebiete nicht sein Ende finden. Nicht umsonst hat man extra ein Kommunalunternehmen für Bau und Unterhalt gegründet. Für eine Gemeinde von Haimhauser Größenordnung ist solch Engagement keine Selbstverständlichkeit, für Felbermeier aber originäre Aufgaben einer Kommune. Der Landkreis sorgt für die Sozialwohnungen, die Gemeinde für bezahlbaren Wohnraum. "Wir wollen möglichst viele Leute fördern", sagt er.

Auch für das ehemalige Brauereigelände gibt es Pläne. (Foto: Toni Heigl)

Dass Entwicklung mehr ist, als Neubaugebiete auszuweisen, weiß man auch im Haimhauser Rathaus, und damit ist nicht nur die teure Infrastruktur gemeint, die neue Wohnungen stets nach sich zieht. Wie überall versucht man auch hier, das Ortszentrum zu beleben und Aufenthaltsqualität zu schaffen. Als es vor zwei Jahren um den Standort des ersten Supermarktes für Haimhausen ging, haben Gemeinderat und Bürgermeister ein Ratsbegehren initiiert, um die Bevölkerung mit abstimmen zu lassen, immerhin führt ein Supermarkt am Ortsrand in der Regel zu Problemen bei Läden innerorts. "Wir haben jetzt zwei Bäcker, eine Metzgerei und einen kleinen Laden", sagt Felbermeier mit vieldeutigem Blick. Die Bürgerschaft war für den Supermarkt am Kramer Kreuz am südöstlichen Ortseingang. Auch er dürfte heuer planerisch Gestalt annehmen.

Städtebaulich eine große Chance erwächst dem Ort in direkter Nachbarschaft des Schlosses. Dort hat der Grünwalder Bauprojektentwickler Euroboden das ehemalige Brauereigelände gekauft, will die Industrieruine abreißen und architektonisch anspruchsvolle Wohnungen bauen. Im denkmalgeschützten Sudhaus kann man sich Kultur und vielleicht sogar das nächste Rathaus vorstellen, in der ebenfalls geschützten einstigen Schlossklause ist schon jetzt ein italienisches Restaurant. Trotz vielen Lobes im Gemeinderat gibt es auch Bedenken, etwa wegen des zusätzlichen Verkehrs. Und weil diesmal alles bedacht werden soll, wird ein Gestaltungsbeirat für kreativen Input gegründet. "Es soll schließlich eine verträgliche Entwicklung werden", erklärt Felbermeier.

© SZ vom 17.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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