Musiktheater Haimhausen:"Ich fühle eine Mega-Liebe für diese Leute"

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Im Probenraum laufen die Vorbereitungen für "Das Geheimnis von Haimhausen": (v.l.) Regisseur Philipp Jescheck, Autor Carsten Golbeck und Regieassistentin Karin Jost. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Haimhauser Kulturkreis hat sich für sein neues Stück professionelle Hilfe geholt. Drehbuchautor Carsten Golbeck aus Berlin und der Münchner Regisseur Philipp Jeschek geben der Spielbegeisterung des Ensembles den Schliff.

Von Alexandra Vettori, Haimhausen

Wie kommen ein Profi-Theaterregisseur und ein Drehbuchautor zu einem Laienensemble nach Haimhausen? Und wie kommt es, dass das regelmäßig passiert? Die Antwortet lautet wie so oft, erst war es Zufall und dann wurde, nun ja, Leidenschaft daraus.

An diesem Mittwoch ist Drehbuchautor Carsten Golbeck extra aus Berlin angereist, Regisseur Philipp Jeschek hat es nicht so weit, er wohnt in München und kommt derzeit ohnehin schon dreimal die Woche in den Keller einer Haimhauser Firma zur Theaterprobe. Das Bindeglied für die Zusammenarbeit war vor Jahren Sebastian Feldhofer, der Verwaltungsdirektor des Münchner Volkstheaters. Er kommt aus Haimhausen und mischt dort natürlich auch beim rührigen Kulturkreis mit. Damals arbeitete auch Carsten Golbeck als Dramaturg am Volkstheater, so kam es 2015 zum ersten gemeinsamen Projekt, dem "Haimhauser Mittsommernachtstraum". Beim "Ball der Vampire" 2019 war dann auch Philipp Jeschek als Regisseur dabei, er arbeitete damals ebenfalls am Volkstheater.

"Ich hatte total Lust, wieder dabei zu sein"

Als nun wieder eine Anfrage aus Haimhausen kam, überlegte Jeschek nicht lange: "Ich hatte total Lust, wieder dabei zu sein." Der Regisseur schwärmt von der Energie des Ensembles, dessen jüngste Mitwirkende um die 50 sind, die ältesten über 80. Auch die Stimmung im Theaterstadl hat ihn schon bei früheren Aufführungen begeistert: "Das ist ein Riesen-Unterschied, ob es eine Musical-Produktion ist, die durch die Orte tourt oder ob sie von hier kommt." Das, betont Gollbeck, habe auch ihn fasziniert. Er mache viel "Sommer-Theater", aber in Haimhausen, "standen die Leute fast auf den Tischen. Da hat man gemerkt, Theater bewirkt doch was, das stellt was mit dem Saal an".

Dass Theater mit Laien für Profis eine Herausforderung ist, verhehlen die beiden nicht. Dennoch ist auch das ein besonderer Reiz. Für Golbeck, der den ihm schon bekannten Akteuren die Rollen nun auf den Leib geschrieben hat, und für Jeschek, der aus jedem und jeder rausholt, was geht. "Profi-Schauspieler servieren - hier wird nicht serviert", sagt er mit einem Grinsen, "man muss es herauslocken". Dass er das gern tut, spürt man im Gespräch und wenn er sagt: "Ich fühle da eine Mega-Liebe für diese Leute. Jeder gibt auf der Bühne etwas von sich preis."

Herkömmliches Dorf-Theater ist das auf jeden Fall nicht

Ein weiterer Grund, mitzumachen war für Jeschek das Drehbuch aus Golbecks Feder. "Das ist bisschen etwas anderes als Dorf-Theater. Die Ironie, das Augenzwinkern und der liebevolle Blick auf die Leute", beschreibt er die Mischung. Golbeck selbst gibt zu, sich diesmal anfangs schwer getan zu haben: "Das war eine echte Herausforderung: Etwas aus der Historie heraus zu entwickeln, aber diese nicht so ernst zu nehmen. Philipp musste sich stundenlang am Telefon meine Ideen anhören, ich habe mir diverse Verschwörungsgeschichten ausgedacht. Erst als die Ansage war, es muss nicht historisch korrekt sein, je absurder, desto besser, war es ganz einfach. Aber immerhin kenne ich jetzt die Geschichte Haimhausens vorwärts und rückwärts", erzählt Golbeck. Verraten wird nur so viel: Man erfährt, wie Haimhausen zu seinem Reichtum kam und: "Es gibt einen Bann über Haimhausen, der wird aber am 24. Juni gebrochen." Am 24. Juni findet die Premiere von "Das Geheimnis von Haimhausen" statt.

Alles in allem wirken 200 Personen an dem Musiktheater mit, sie sorgen, wie es Kulturkreis-Leiterin Marja-Leena Varpio ausdrückt, "für das Festival-Feeling im Stadl". Sie sorgen für Licht, Bühnentechnik, Gastronomie, singen im mitwirkenden Chor "Stimmbruch", stehen am Einlass und in der Maske. Dazu spielt einmal mehr die Münchner Band "Dr. Will & The Wizards", sie hat Glam-Rock angekündigt. Hinzu kommen die Bläser der Haimhauser Dorfmusik. Alle Fäden laufen bei Regieassistentin Karin Jost zusammen, sie hat ihr dickes Buch mit Text und Regieanweisungen immer dabei und strahlt Ruhe aus. Dass die Foto-Künstlerin, die derzeit in Dachau ausstellt, die Ideal-Besetzung ist, zeigt auch ihr Beruf: Sie arbeitet als Coach mit Zusatz-Ausbildung Psychodrama.

Gezeigt wird "das Geheimnis von Haimhausen" am Freitag, 24. Juni, Samstag, 25. Juni, Mittwoch, 29. Juni, Donnerstag, 30. Juni, Freitag, 1. Juli, und Samstag, 2. Juli. Karten kann man auf der Homepage unter https://haimhauser-kulturkreis.de bestellen.

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