Stromtrasse:"Wir fällen keinen Baum für ein Provisorium"

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Es ist ein rechter Stromleitungssalat im Inhauser Moos bei Haimhausen. Deshalb braucht es beim Ersatzneubau der Höchstspannungsleitung noch eine provisorische Leitung. (Foto: Toni Heigl)

Beim Ersatzbau der Höchstspannungsleitung braucht es eine temporäre Strom-Umleitung. Die könnte auf der Nordtrasse entstehen, gegen die Haimhausen gekämpft hat. Die Sorge in der Gemeinde ist groß.

Von Alexandra Vettori, Haimhausen

Die Erleichterung war groß im Hauptort Haimhausen, als klar war, dass die neue 380-Kilovolt-Stromleitung nicht auf der Nordtrasse oben an der Hügelkante entstehen wird, sondern unten im Inhauser Moos, wo sie schon ist. Seit im Sommer aber Pläne für ein Leitungs-Provisorium im Inhauser Moos bekannt wurden, geht wieder Sorge um: Denn das Provisorium könnte durchaus oben und damit in Sichtweite Haimhausens errichtet werden - und würde zweimal wertvollen Wald kreuzen. Zumindest in diesem Punkt haben die Tennet-Vertreter am Dienstag vor dem Haimhauser Gemeinderat aber Entwarnung geben.

Die 380-Kilovolt-Leitung, die den Landkreis Dachau von Oberbachern bis Haimhausen durchquert, ist Teil einer zentralen Ost-West-Verbindung für den Strom in Süddeutschland. Netzbetreiber Tennet, der mit dem Ersatzneubau der insgesamt 50 Kilometer langen Trasse von Oberbachern bis Ottenhofen im Kreis Erding beauftragt ist, betont immer wieder, wie wichtig die Leitung für die Stromversorgung von München und der Region sei. Deshalb kann sie während der Bauzeit auch maximal wochenweise vom Netz genommen werden.

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Weil diese Zeit für den Ersatzneubau nicht ausreicht, muss im Inhauser Moos eine provisorische Leitung gelegt werden, für die es laut Tennet zwei mögliche Trassen gibt: Die favorisierte Südtrasse, die 1,5 Kilometer vom Ort Inhauser Moos nach Westen am Fuße des Hügels verläuft, und die Nordtrasse, die den Hügel hinauf, oben über Felder und nach 1,5 Kilometer wieder hinunter ins Inhauser Moos führen würde. Das Problem: Der Hügel ist mit wertvollem Wald bewachsen.

Weil auch eine provisorische Stromleitung eine Schneise von 30 Metern Breite bedeutet, war die Befürchtung in Haimhausen groß, dass dafür Wald gerodet wird. Zumindest in diesem Punkt aber hat Tennet Entwarnung geben: "Wir fällen keinen Baum für ein Provisorium", versicherte Mitarbeiter Frank Imsande. Der Wald werde mit den Stromkabeln überspannt.

Weitere Eckpunkte für das nötige Provisorium nannte Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht. Danach wird es voraussichtlich 18 Monate stehen, allein der Aufbau dauert vier bis sechs Monate. Gearbeitet wird nicht mit abgespannten Masten, sondern mit Auflastprovisorien, deren Masten am Boden eine Fläche von 25 mal 25 Metern benötigen.

Welche Trasse es wird, weiß man noch nicht

Dass überhaupt ein Provisorium im Inhauser Moos nötig ist, liegt daran, dass hier nicht nur die Überlandleitung von Tennet steht, sondern auch noch eine 110-Kilovolt-Leitung des Bayernwerks, die das Haimhauser Gebiet von Freising kommend in Richtung Unterschleißheim quert. Wo sich die Leitungen kreuzen, wird es bei Arbeiten schwierig, dazu kommt, dass die Bayernwerk-Leitung teilweise auch auf den Tennet-Masten verläuft und auch das Bayernwerk seine Leitung erneuern wird. Auch hier startet nächstes Jahr das Planfeststellungsverfahren.

Welche Trasse für das Leitungs-Provisorium letztlich gewählt wird, weiß man auch bei Tennet noch nicht. Markus Lieberknecht schätzt, dass das vermutlich erst in der Mitte des Planfeststellungsverfahrens klar ist, das voraussichtlich im Sommer 2024 eröffnet wird. Warum es zwei Provisorien-Korridor-Alternativen braucht, ist für Laien schwer verständlich. Markus Lieberknecht versucht sich im Telefonat an einer Erklärung, wonach es an den Kreuzungen der unterschiedlichen Stromleitungen liegt. Außerdem spielten Faktoren im übrigen Stromnetz eine Rolle, etwa, ob zum Zeitpunkt X noch anderswo Baustellen im Netz sind.

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