Haimhausen:Naturschutzbehörde trickst Biber aus

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Unter die Hauptdämme der Biber wurden Drainagerohre verlegt. Prompt sinkt der Wasserstand der Moosach.

Von Benjamin Emonts, Haimhausen

Im Duell Mensch gegen Biber, das derzeit in Inhauser Moos ausgetragen wird, hat der Mensch den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt. Die Biber waren in Führung gegangen, als sie einen kleinen Bach namens Moosach derart verbaut hatten, dass kaum noch Wasser hindurchfließen konnte und Anlieger befürchten mussten, dass das rückstauende Wasser in ihre Keller geraten könnte. Experten von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises München tricksten die Biber nun allerdings aus. Sie legten unter die zwei Hauptdämme der Tiere, die ihre Burg sichern sollen, insgesamt fünf Drainagerohre, die das Wasser ablaufen lassen. Der taktische Schachzug hat sich bislang bewährt. "Der Wasserstand ist um 30 bis 50 Zentimeter gesunken", sagt Anwohnerin Erika Fischer. Das Problem habe sich vorerst erledigt.

Der mediale Rummel um die Biberfamilie dürfte sich damit erst einmal legen. Mehrere Lokalzeitungen und sogar ein Fernsehteam hatten sich jüngst auf den Weg nach Inhauser Moos gemacht, um des Bibers Arbeit zu begutachten. Die gemächlich vor sich hinfließende Moosach, die etwa eineinhalb Meter breit ist, verwandelten die Baumeister in einen regelrechten See, dessen Pegel einem ausgewachsenen Mann bis zur Brust reichte. Nachdem Anfang des Monats einer der Nager tot aufgefunden worden war, entstand der Verdacht, dass er hinterhältig getötet worden sein könnte. Für die Anwohner stellen die Biber ein Problem dar, weil die Tiere das Wasser in ihre Gärten und auf die angrenzenden Felder bringen und sich dort Nahrung klauen.

Mord schließt Michael Wagner von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises München inzwischen aus. Weil der Biber streng geschützt ist und seine Tötung eine Straftat darstellt, wurde der tote Biber zur Obduktion in die Veterinärklinik in Oberschleißheim gegeben. Dort aber konnte keine Fremdeinwirkung festgestellt werden. Die hohe Bakterienkonzentration im Blut lasse vielmehr darauf schließen, dass der Biber eines natürlichen Todes gestorben sei.

"Der Biber ist der größte Feind des Bibers"

Von im Schnitt zwei bis drei Jungtieren eines Biberpaares übersteht erfahrungsgemäß höchstens eines die ersten zwei Lebensjahre, sagt Michael Wagner. Die überlebenden Jungen werden im Alter von zwei Jahren von ihren Eltern vertrieben. Sie müssen sich ein eigenes Revier suchen. Dabei stoßen sie auf heftige Konkurrenz: Viele der jungen Tiere erliegen bakteriellen Infekten infolge von massiven Revierkämpfen. "Der Biber ist der größte Feind des Bibers", erklärt Michael Wagner.

Den Tod wünscht Erika Fischer ihren nagenden Nachbarn keineswegs, so versichert sie. "Aber die Moosach ist einfach zu klein für die Unternehmungen des Bibers." Das rückstauende Wasser, das ihre Wiese geflutet und die Betonsockel ihres Gartenzauns unterspült hatte, ist mittlerweile verschwunden. Experten hatten die zwei Hauptdämme der Biber kurzzeitig abgebaut und lange Drainagerohre in der Moosach verlegt. Anschließend bauten sie die Dämme teilweise wieder auf, um dem Biber Normalität vorzutäuschen. Alle anderen Dämme, an denen die Biber nachts fleißig bauen, dürfen befugte Anlieger eigenhändig entfernen.

Vom zuständigen Unterschleißheimer Bürgermeister Christoph Böck - die Moosach stellt die natürliche Grenze zwischen den Landkreisen Dachau und München dar - hat die 58-Jährige inzwischen eine Entschuldigung erhalten, weil die Kommune anfangs nur sehr zögerlich handelte. Michael Wagner von der Unteren Naturschutzbehörde ist zwar "verhalten optimistisch", doch kennt er die cleveren Biber zu gut, um vorschnell Entwarnung zu geben. Man müsse die Arbeit des Bibers nun weiter beobachten, sagt Wagner. "Es gab schon Fälle, in denen der Biber bemerkt hat, dass das Wasser abläuft und noch einen Damm gebaut hat." Jetzt gilt es erst einmal, sich gegenseitig zu beäugen und nicht in einen Konter zu laufen.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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