Bauschäden:Der Weihnachtsgottesdienst fällt aus 

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Die Heiligenfiguren des linken Seitenaltars stellen Sankt Wolfgang (mit Kirchenmodell) und Sankt Leonhard (im Abt-Ornat mit Bibel unter dem Arm) dar. (Foto: Niels P. Jørgensen)

In der Gündinger Kirche Sankt Vitus sind Risse entdeckt worden. Grund ist ein morscher Balken im Dachstuhl. Die Reparatur dürfte aufwendig werden. 

Von Martin Wollenhaupt, Bergkirchen

Die Gündinger Kirche Sankt Vitus bleibt über Monate geschlossen. Die Statik des mehr als 700 Jahre alten Gebäudes kann nicht mehr gewährleistet werden. "Leider können in der nächsten Zeit in Sankt Vitus keine Gottesdienste stattfinden", heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von Pfarrer Benjamin Gnan und Verwaltungsleiter Michael Höltershinken.

Bei einer der regelmäßigen Baubegehungen wurden Risse im Chorbogen entdeckt. Als Ursache konnte ein morscher Holzbalken im Dachstuhl der Kirche ausgemacht werden. Das Gewicht des Daches, das der Balken eigentlich tragen sollte, liegt nun auf dem Chorbogen. Durch die Risse bröckeln erste Teile aus ihm heraus.

Die Ursache des Schadens ist unklar

Der Balken sei vor vielen Jahren unsachgemäß auf dem Chorbogen abgestützt worden, sagt Höltershinken. Woher der Feuchtschaden komme, sei dagegen unklar. Denn die Stelle ist schwer zugänglich. "Ob da jetzt irgendwelche Tierchen zu der Fäule beigetragen haben oder ob da Wasser eingedrungen ist, können wir nicht sagen."

Klar ist aber auch: Das Material ist schlicht und einfach alt. Die Kirche, die am Rande des Gündinger Mooses inmitten eines Friedhofs steht, ist eine alte, bedeutende Kirche. Man geht davon aus, dass sie um das Jahr 1300 erbaut wurde, noch im romanischen Stil. Im Jahr 1696 wurde Sankt Vitus wie viele Kirchen im Dachauer Land nach der wirtschaftlichen Erholung vom Dreißigjährigen Krieg barockisiert.

Die letzte Renovierung liegt schon vier Jahrzehnte zurück

Im Zuge der Verlängerung des Kirchenschiffs entfernte man die barocke Ausstattung im 19. Jahrhundert wieder und ersetzte sie durch eine damals moderne historistische. Das letzte Mal renoviert wurde sie in den 1980er-Jahren.

Der beschädigte Balken selbst, beruhigt Höltershinken, sei dagegen nichts Historisches. Er sei "sägerau". Sägeraue Balken müsse man zeitlich im vergangenen Jahrhundert verorten. "Das ist jedenfalls kein Balken, der antik wäre." Der Dachstuhl sei in seiner Gänze einmal neu gemacht worden.

Das Gotteshaus mit dem mächtigen Turm gehört zur Pfarrei Mitterndorf. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Die Kirchenbänke, insgesamt 25 Reihen, stammen aus dem 19. Jahrhundert. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Im Putz zeigen sich Risse, weil ein Balken in der Dachkonstruktion schadhaft ist. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Schon jetzt geht der Verwaltungsleiter von einem finanziellen Schaden in "deutlich fünfstelliger" Höhe aus. Der Balken müsse "querschnittsgleich ergänzt werden". Das heißt, er wird auf einer gewissen Länge abgeschnitten und neu eingepasst. Einfach und schnell wird das nicht gehen. Allen Belangen des Denkmalschutzes müsse dabei Genüge geleistet werden.

Ein Gerüst wird aufgestellt werden, man wird einen Kran brauchen, um den neuen Balken einzusetzen. Ein Dachdecker wird das Dach einmal aus- und hinterher wieder eindecken müssen. Für den beschädigten Balken hat die Gemeinde bereits einen Schreiner an der Hand. Und der Kirchenmaler, der vor Kurzem auch schon bei der Sanierung der Dachauer Stadtpfarrkirche Sankt Jakob tätig war, hat sich die Risse im Chorbogen bereits angesehen.

Die Gläubigen müssen nach Mitterndorf ausweichen

Wenn alles gut geht, können die Bauarbeiten im März beginnen. Bis dahin werden die 695 Katholikinnen und Katholiken in Günding eingeladen, die Gottesdienste in Mitterndorf oder in einer anderen Kirche des Pfarrverbandes zu besuchen.

Das bedeutet auch: Der Weihnachtsgottesdienst entfällt. Entsprechend voll dürfte es an Heiligabend in Mitterndorf werden. Dass die Bauarbeiten in Sankt Vitus bis Ostern fertig sind, glaubt Höltershinken auch nicht. "Könnte schwierig werden", sagt er.

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