Grundschule:Erfolgreiches Pilotprojekt

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Als erste Gemeinde im Landkreis führte Petershausen 2008 an der Grundschule die Jugendsozialarbeit ein. Früher als problematischer Brennpunkt gesehen, ist die Schule laut Sozialraumanalyse heute im grünen Bereich

Von Petra Schafflik, Petershausen

Als erste Gemeinde im Landkreis Dachau hat Petershausen bereits 2008 Jugendsozialarbeit (JSA) an der Grundschule eingerichtet. Anlass war die Sozialraumanalyse des Landkreises, die Petershausen damals als problematischen Brennpunkt auswies. Seitdem hat sich dieses pädagogische Zusatzangebot enorm bewährt. "Jugendsozialarbeit ist eine Qualitätssteigerung und nicht mehr wegzudenken", betont Schulleiterin Ulrike Schneider-Güll im Gespräch mit der SZ.

Schüler, Eltern und Lehrerinnen profitierten enorm davon, dass 30 Stunden in der Woche die Jugendsozialarbeiterinnen Doris Kaiser und Anna Blumenschein im Schulhaus präsent seien. Die beiden Fachkräfte organisieren Projekte, schlichten Konflikte, beraten Lehrer, unterstützen Eltern in Krisen, bieten Erziehungsberatung, Vorträge und ein offenes Ohr für komplexe Probleme wie auch vermeintlich kleine Kindersorgen. "Unsere Tür steht immer offen", sagt Sozialpädagogin Blumenschein, die gemeinsam mit der ausgebildeten Familientherapeutin Kaiser im Gemeinderat über ihre Arbeit berichtete. Die Petershausener Kommunalpolitiker wissen um die positive Wirkung der JSA. Da das Projekt formal nur bis 2015 beschlossen war, erteilte der Rat nun ohne Debatte einstimmig eine rückwirkende Genehmigung sowie Verlängerung auf unbestimmte Zeit, solange der Kreis mitfinanziert.

Kleine Kinder, kleine Sorgen? Die Jugendsozialarbeiterinnen an der Grundschule Petershausen haben für alle ein offenes Ohr. Sie organisieren Projekte zur Gewaltprävention und bilden Viertklässler zu Streitschlichtern aus. (Foto: Toni Heigl)

"Für die Schulgemeinschaft ist die Jugendsozialarbeit wichtig und unverzichtbar", erklärt Schulleiterin Schneider-Güll. Im Schulalltag entwickelten sich unterschiedlichste Probleme, bei denen eine zusätzliche Vertrauensperson wichtig sei, die außerhalb des klassischen Schulbetriebs stehe. "Ein neutraler Ansprechpartner, der nicht Lehrer ist, nichts mit Leistung und Noten zu tun hat." Genau diese Lücke füllen Doris Kaiser und Anna Blumenschein, die fachlich kompetente, verschwiegene und unparteiische Unterstützung leisten. Die beiden Jugendsozialarbeiterinnen sind abwechselnd an der Schule, gewährleisten verlässliche Präsenz an vier Vormittagen die Woche.

Dabei gestaltet sich die konkrete Arbeit der Jugendsozialpädagoginnen vielfältig: Projekte für schwierige Klassen oder zur Gewaltprävention werden organisiert, Themenabende zu Erziehungsfragen für Eltern angeboten, jedes Jahr ein Team von Viertklässlern zu Streitschlichtern ausgebildet, die dann eigenständig auf dem Pausenhof kleine Querelen unter den Mitschülern regeln. Ein wichtiges Arbeitsfeld ist die individuelle Beratung von Lehrern, Eltern wie Schülern. Als besonderer Pluspunkt erweist sich die Vernetzung der JSA mit der gemeindlichen Jugendarbeit in Person von Sozialpädagogin Blumenschein, die an der Schule wie auch im direkt benachbarten Jugendzentrum arbeitet.

Kinder und Lehrer, aber auch Eltern schätzen die Unterstützung der Jugendsozialarbeiterinnen, sagt Schulleiterin Ulrike Schneider-Güll. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Grundsätzlich soll Jugendsozialarbeit einen Beitrag zur Chancen- und Bildungsgerechtigkeit leisten und ist rechtlich Teil der Jugendhilfe. In der Praxis werde die Unterstützung aber "nicht als langer Arm des Jugendamts erlebt", sagt Schulleiterin Schneider-Güll. Vielmehr schätzen nicht nur das Lehrerteam der Schule sondern auch Eltern die fachliche Rückendeckung. "Das wird gerne angenommen und auch gezielt nachgefragt." Und aus Sicht der Schule, "geht es gar nicht mehr anders." Auch weil sich das Leben der Kinder mit Nachmittagsbetreuung oder Hort "immer mehr im Sozialraum Schule abspielt", erklärt Sozialpädagogin Blumenschein.

Umso mehr freut sich die Rektorin, dass der Gemeinderat so einmütig hinter diesem Angebot steht, das jährlich 46 000 Euro kostet und abgesehen von einem 25-prozentigen Zuschuss des Landkreises aus der Rathauskasse finanziert wird. "Dieses Geld ist gut angelegt", sagte Gemeinderat Ernst Nold (FW). Pädagogische Hilfe wirke "je eher, desto besser", ergänzte Andrea Stang (FW). Lob gab es auch von den übrigen Fraktionen. Die Gemeinderäte sehen den Erfolg einer Maßnahme, die Petershausen als Pilotprojekt initiierte. Die damals rasche Entscheidung für Jugendsozialarbeit, wie sie erst später dann sukzessive an einigen weiteren Grundschulen im Landkreis angesiedelt wurde, trägt in Petershausen offenbar Früchte. In der Sozialraumanalyse liege Petershausen nun im unauffälligen Mittelfeld, sagt Rektorin Schneider-Güll. "Auch ein Verdienst der Jugendsozialarbeit."

© SZ vom 06.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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