Geschmackstest:30 000 Mass sind das Ziel

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Grüne Schürze, weißes Trachtenhemd: Bürgermeister Stefan Kolbe (hinten Mitte) ist gelassen beim Anstich für die Bierprobe, die Stimmung entspannt. (Foto: Catherina Hess)

Bierprobe für das Karlsfelder Siedler- und Seefest bei Paulaner: Bürgermeister Kolbe ist ein Meister des Anzapfens

Von Benjamin Emonts, München

Bürgermeister Stefan Kolbe von der CSU lässt sich nicht beirren von den Baggern, die im Hintergrund die ehemalige Paulaner-Brauerei abreißen. Er trägt eine grüne Schürze und ein weißes Trachtenhemd, in der rechten Hand einen Holzprügel und in der linken einen goldenen Zapfhahn. Kolbe wirkt in etwa so aufgeregt, als würde er gleich sein Auto anlassen oder die Haustüre aufsperren. "Jetzt hau ich ihn glei nei", will sein selbstsicheres Grinsen wohl sagen. Noch eins, zwei, drei Schläge - und schon hat er eine schaumige Mass in der Hand.

Es gibt wohl wenige Auftritte, bei denen sich der Karlsfelder Bürgermeister wohler fühlt als bei der alljährlichen Bierprobe vor dem historischen Eiswerk der Paulaner-Brauerei. Verkaufsleiter Harry Stadlmayer macht kein Geheimnis daraus, den Termin stets so zu legen, dass der Bürgermeister danach keine Termine mehr hat. Vermutlich zurecht. Dass sie nach der Bierprobe gemeinsam noch ein paar Stunden sitzen bleiben, Brotzeit machen und natürlich auch Bier trinken, ist eine gute Tradition und eine willkommene Abwechslung zum Büroalltag geworden. Kolbe findet: "Sie ist ein nettes Vorgeplänkel, eine gute Einstimmung" auf das traditionelle Karlsfelder Siedlerfest, das übrigens eines der größten privat organisierten Volksfeste in ganz Bayern ist - bereits zum 61. Mal ehrenamtlich veranstaltet von der Siedlergemeinschaft Karlsfeld-Nord.

Das Bier steht am Mittwoch allerdings weniger im Vordergrund als etwa bei der Bierprobe des Dachauer Volksfests, für das extra ein eigenes Bier gebraut wird, ein Privileg, das sonst nur das Münchner Oktoberfest genießt. Nichtsdestotrotz ist die mediale Aufmerksamkeit enorm. "Ich bin sprachlos. So einen Andrang hatten wir noch nie", sagt Paulaner-Mitarbeiter Stadlmayer und blickt auf fast zehn Vertreter von Zeitungen und sogar zwei Radiosendern. Das könnte einerseits an der zünftigen Brotzeit liegen, die Paulaner traditionell spendiert, andererseits aber auch an den neuen Wirtsleuten, die heuer das Karlsfelder Festzelt bewirten. Peter Brandl, seine Frau Manuela und Tochter Julia sind artig in Tracht erschienen, um kurz ihre Pläne zu skizzieren. Brandl verspricht eine "hochwertige, bürgerliche Speisekarte - für jedermann erschwinglich". Um die Leute auf den Geschmack zu bringen, verlangt er zur Bierprobe am Freitag, 7. Juli, nur 5,90 Euro pro Mass. Außerdem offeriert er an den ersten fünf Tagen ein klassisch bayerisches Menü aus einer Mass Bier und einem halben Hendl für 9,90 Euro. Seine Tochter Julia hat sich fünf Gewinnspiele einfallen lassen, an denen man über Facebook teilnehmen kann. Es gibt Tische und Biermarken zu gewinnen.

Ausgeschenkt wird auf dem Siedlerfest ein Paulaner-Urtyp, Alkoholgehalt 5,6 Prozent, Kostenpunkt 7,80 Euro pro Mass. Das Wiesn-Bier, das Paulaner bis vor acht Jahren noch geliefert hat, wurde von den Siedlern inzwischen für zu stark befunden, erzählt Verkaufsleiter Stadlmayer. Die Brauerei hoffe in diesem Jahr auf einen Absatz von rund 300 Hektoliter Bier auf dem Siedlerfest, das wären immerhin 30 000 Mass.

Zum Festumzug am Samstag, 8. Juli, werden bis zu 2000 Teilnehmer erwartet. Am Freitag, 14. Juli, findet ein großes Feuerwerk statt, einen Tag darauf versteigert der Flughafen München im Festzelt Fundsachen. Bürgermeister Kolbe wird wie jedes Jahr das erste Fass Bier anzapfen - total entspannt.

© SZ vom 29.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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