Diebestouren im Raum Dachau:Boom am Bau

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Organisierte Diebesbanden stehlen in Dachau und Umgebung serienweise teures Werkzeug und wertvolle Elektrogeräte.

Walter Gierlich

Dachau - Die Diebe kamen immer nachts: Einmal war es an einer Baustelle in Dachau nur ein Bohr- und Meißelhammer, ein andermal verschwanden vom Rohbau des Karlsfelder Biomasse-Heizkraftwerks, das mehrmals Ziel von Einbrechern war, zwei jeweils 100 Kilogramm schwere Schweißgeräte, später Kupferkabel im Wert von 30000 Euro. 15000 Euro hatten die Werkzeuge gekostet, die Diebe im vergangenen November aus Containern im Bergkirchener Gada-Gewerbegebiet entwendeten, dann wurden wieder teure Trocknungsgeräte von der Baustelle der neuen Dachauer Realschule geklaut. Die jüngste Tat einer ganzen Diebstahlserie in Dachau, die bis in den vergangenen Sommer zurückreicht, ereignete sich in der Nacht zum Dienstag an der Brückenbaustelle in der Alten Römerstraße in Dachau, wo Elektrogeräte der Marken Hilti und Stihl im Wert von mehreren tausend Euro gestohlen wurden.

Mit Baumaschinen lässt sich ein gutes Geschäft machen. Diebe verhökern die Ware im Ausland. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Dabei hatten die dort tätigen Baufirmen bereits besondere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und den Werkzeugcontainer nicht nur mit einem von Profis leicht zu knackenden Vorhängeschloss gesichert, sondern zusätzlich mit einem 1,5 Tonnen schweren Betonblock verstellt, wie der Dachauer Polizeisprecher Michael Richter weiß. "Teilweise stellen sie auf den Baustellen auch Tieflader so hin, dass die Türen der Werkzeugcontainer blockiert sind", sagt er. Doch das hilft gegen die professionell organisierten Banden offenbar genauso wenig wie verstärkte Streifentätigkeit durch die Polizei. "Die lassen sich nicht so leicht erwischen." Und dass es Profis sind, das steht für Richter fest: "Wir gehen davon aus, dass das nicht der zufällige Dieb ist."

Der Dachauer Bauunternehmer Wolfgang Moll glaubt ebenfalls, dass organisierte Banden am Werk sind. "Gottlob sind wir bis jetzt verschont geblieben", sagt er. Nicht zuletzt führt er das auf eine besondere Sicherheitsmaßnahme zurück, die allerdings nur für örtliche Unternehmen in Frage kommt: "Wir pflegen die teuren Elektrowerkzeuge jeden Abend mit zurück in die Firma zu nehmen." Moll hält es jedenfalls für "generell fahrlässig", auf einer Baustelle, die weit abseits jeder Bebauung liegt, teure Werkzeuge zu lassen.

Offenbar sind es vor allem Großbaustellen im Raum Dachau, die momentan Diebesbanden anlocken. Denn Ulrich Pöpsel, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord in Ingolstadt, sieht in den Diebstählen auf den Baustellen "derzeit überregional kein Problem". Einzelfälle gebe es zwar auch andernorts, aber nicht so gehäuft wie im Raum Dachau. "Vielleicht haben wir momentan hier die geeigneten Baustellen", meint Richter. "Schließlich ist der Landkreis Dachau einer, der boomt." Die Chancen, dass die Beute wieder auftaucht, sind nach Einschätzung der Polizei eher gering: "Die Sachen werden im Ausland verkauft", sagt Pöpsel.Walter Gierlich

© SZ vom 03.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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