Dachau:Umweltschonender Winterdienst

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Stadträtin Elisabeth Schilhabel will den Einsatz von Streusalz den Bäumen zuliebe stark reduzieren - oder gleich komplett verbieten.

Walter Gierlich

Es ist unstrittig, dass Streusalz für das Grundwasser, für Pflanzen und Tiere und wegen Korrosion sogar für Autos und Brücken schädlich ist. Das bayerische Landesamt für Umweltschutz beispielsweise rät daher den Kommunen, das ätzende Tausalz bei Eis und Schnee nur auf Hauptverkehrsstraßen, an Steigungen oder gefährlichen Kreuzungen einzusetzen. So wird es auch in Dachau gehandhabt. Dennoch rufen Bürger immer wieder selbst in kleinen Nebenstraßen nach Streusalz, sobald im Winter Schnee fällt und die Fahrbahnen glatt werden. Ein aktueller Antrag der fraktionslosen Stadträtin Elisabeth Schilhabel zielt in die entgegengesetzte Richtung: Sie fordert ein generelles Verbot von Streusalz im Umfeld von Straßenbäumen.

750 Tonnen oder 600 Kubikmeter Streusalz fasst das neue Silo am Bauhof Dachau. Im Unimog sitzt Bernhard Honemann, den Silo bedient Winterdienstleiter Thomas Kunert. (Foto: npj)

Schilhabel, deren Antrag von der Bürgerinitiative "Rettet die Bäume" unterstützt wird, fordert zudem, dass das Streusalzverbot nicht nur für den städtischen Winterdienst gelten solle. Auch Privathaushalte, Geschäfte und Unternehmen müssten, wenn der Stadtrat ihrem Antrag folgt, darauf verzichten, Auftausalz im Umfeld von Bäumen zu verwenden. Statt Salz dürften dort "nur noch geeignete abstumpfende Mittel wie Sand, Splitt, Kies, Granulat verwendet werden", heißt es weiter, möglichst Produkte mit dem blauen Umweltengel. Alternativ

könnte sich Schilhabel vorstellen, dass die Bäume mit einem Salzabweiser versehen werden.

In ihrer Begründung weist die streitbare Stadträtin auf acht, rund 100 Jahre alte Bergahorn-Bäume an der Schleißheimer Straße hin, die durch Salz so geschädigt worden seien, das man sie fällen musste. Es sei kein Einzelfall. In den letzten Jahren hätten immer wieder durch Streusalz kranke Bäume gefällt werden müssen, erklärt Schilhabel unter Berufung auf die Abteilung Stadtgrün. Deren Leiter Gerold Eisele versucht allerdings auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung abzuschwächen, dass man das "nicht so eindeutig formulieren kann". Natürlich sei Streusalz schädlich, deswegen müsse man dessen Einsatz "immer wieder kritisch hinterfragen", sagt er. Doch ob es der einzige Grund für die Erkrankung der Bäume sei, könne man nicht sagen. Weniger sei zwar oft mehr, erklärt der Chef der Stadtgärtnerei, doch "das Notwendige muss gemacht werden". Und die Schleißheimer Straße, auf die sich Schilhabel in ihrem Antrag konkret bezieht, sei nun einmal eine Hauptverkehrsader.

Der städtische Bauhof bemüht sich, wie sein Leiter Anton Hörhammer noch vor Beginn des Winters erklärte, um möglichst umweltschonendes Streuen. Aus Rücksicht auf die empfindlichen Kastanien, werde etwa am Unteren Markt komplett auf Salz verzichtet. Auch in der Lindenallee und auf den Amperdämmen werde nur Splitt gestreut. Weil es nicht die gleiche Sicherheit bringe, würden Fußgänger mit Hinweisschildern gewarnt, kündigte Hörhammer seinerzeit an.

Doch Schilhabel überlegt sogar, ob in der Zukunft nicht gänzlich auf den Einsatz von Streusalz verzichten sollte, da dieses ins Grundwasser eindringt und somit der Umwelt - und damit auch den weiter entfernt stehenden Bäumen - schadet. Bäume haben, wie sie betont, in der Stadt nicht nur einen ökologischen Wert. Aufgrund der Funktion als Sauerstoffproduzent und Staubfilter habe ein alter Baum nach Einschätzung Schilhabels auch einen ökonomischen Wert von bis zu 50 000 Euro. Die Stadträtin zieht daraus die Schlussfolgerung: "Deshalb muss alles getan werden, um nicht nur die Sicherheit der Fußgänger und Autofahrer zu gewährleisten, sondern auch die Gesundheit der Bäume und somit auch die Gesundheit von Mensch und Tier zu erhalten."

© SZ vom 30.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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