Dachauer Theatertage:Eine Aufführung der besonderen Art

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Nicole Gubler Schranz und Martin Gubler begeistern mit akrobatischen Einlagen. (Foto: Toni Heigl)

Das Schweizer Theaterensemble "Nicole und Martin" begeistert bei den Dachauer Theatertagen mit der spielerischen Erzählung des Märchens "Wassilissa" mit Akrobatik und der Kunst der Verwandlung.

Von David Schmidhuber, Dachau

Jung und Alt haben sich am Sonntagvormittag auf der Postschulwiese eingefunden, um "Nicole und Martin" zu erleben. Schon seit 23 Jahren ist das Schweizer Theaterensemble, bestehend aus dem Ehepaar Nicole Gubler Schranz und Martin Gubler und der vierköpfigen musikalischen und spielerischen Unterstützung, mit ihrem mobilen Theater, dem weißen Zelt, auf Tour - und dabei auch regelmäßiger Gast auf den Dachauer Theatertagen.

Die zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer bekommen eine eineinviertelstündige Darbietung des russischen Märchens "Wassilissa" zu sehen, die sie sichtlich in ihren Bann zieht. Das Zusammenspiel aus lebensechtem Schauspiel, tollen Kostümen, artistischen Einlagen und großer Spannung ist außergewöhnlich und fesselt die Zusehenden. Witz und Auflockerung erfährt das Kindertheaterstück durch kleine lustige Malheurs der Darsteller. Die Klänge von Gitarre, Geige, Quer-, Blockflöte, Trompete und Rasseln versetzten in eine andere Welt, die Bühne wird minimalistisch in unterschiedlichste Orte verwandelt.

Die Geschichte spielt in Russland. Dort lebt die schöne Wassilissa, gespielt von Nicole Gubler Schranz. Bevor Wassilissas Mutter stirbt, bekommt sie von ihr eine in rot und grün gekleidete Puppe geschenkt. Wassilissa kämpft sehr mit dem Tod der Mutter, aber die Puppe spendet ihr Kraft. Zwei Jahre später heiratet ihr Vater, der von Martin Gubler verkörpert wird, ein zweites Mal und Wassilissas Stiefmutter und deren zwei Töchter ziehen zu ihnen ins Haus. Für Wassilissa kommt das alles sehr schnell und sie muss sich zurechtfinden. Die von Martin Gubler gespielte Stiefmutter ist sehr streng und überträgt ihr so viele Aufgaben, dass Wassilissa gar nicht weiß, wie sie diese alle erledigen soll. Sie ist verzweifelt. Doch als Wassilissa schläft, übernimmt die Puppe eine ihrer Aufgaben und putzt das Haus. So schafft es Wassilissa, all die vielen Arbeiten, die sie tagtäglich hat, zufriedenstellend durchzuführen. Zum großen Missfallen ihrer beiden Stiefschwestern - einmal mehr verkörpert von Nicole Gubler Schranz und Martin Gubler- , die über jedes kleinste Detail lästern und sehr neidisch auf Wassilissas Äußeres sind.

Nicole Gubler Schranz und Martin Gubler schlüpfen in die unterschiedlichsten Rollen

Die Stiefschwestern sind es auch, die ihr den gefährlichen Auftrag erteilen, im Wald bei der gefürchteten Hexe Babajaga Feuer zu holen. Die akrobatischen Einlagen von Nicole Gubler Schranz und Martin Gubler, die sich durch das gesamte Theaterstück ziehen, quittierte das Publikum an dieser Stelle mit lautem Applaus, steht Gubler Schranz doch im Handstand auf dem stehenden Martin Gubler. Wassilissas Weg in den Wald wurde von Rasseln und russisch anmutender Volksmusik untermalt.

Auch bei Hexe Babajaga (Martin Gubler), langes graues Haar und krumme Nase, hat Wassilissa viele Aufgaben zu übernehmen. Sie hat keine Wahl. Denn falls Wassilissa die Arbeiten nicht macht, wird Babajaga sie fressen. Auch diesmal kann sich Wassilissa auf die Hilfe ihrer Puppe verlassen und schafft eine schier unmögliche Anzahl an Arbeiten. Nach drei Monaten ist das erhoffte Feuer nah. Eine letzte Prüfung hat Wassilissa aber noch zu bestehen: ein freier Kopfstand auf Babajaga. Sie meistert es mit Bravour und bekommt das Feuer in einem Totenkopf ausgehändigt. Während Wassilissa zurück nach Hause läuft, spielte im Hintergrund frische und freundliche Musik, sodass das Publikum zum Mitsingen und Klatschen animiert wurde. Wassilissa geht bei ihrem Weg zurück nicht nur über die Bühne, sondern auch hinter der letzten Reihe der Zuschauer vorbei und erzeugt eine aufregende Nähe zum Geschehen.

Als Wassilissa das Feuer an ihre Stiefmutter übergibt, freut diese sich zunächst. Doch wenig später stirbt sie durch das Feuer, genauso wie Wassilissas Stiefschwestern. Denn das Feuer tötet alles Böse. Wassilissa nimmt die Ereignisse als Anlass, das Elternhaus zu verlassen und geht in die Stadt. Dort sucht sie eine Bleibe - und wird bei einer älteren Dame fündig, die zufälligerweise im Dachauer Publikum sitzt. Ein sehr schöner, unvermittelter und ergreifender Moment in der Vorstellung. In ihrem neuen Zuhause fängt Wassilissa an, viel und schön zu weben - so schön, dass sie bald darauf vom russischen Zaren, gespielt von Martin Gubler, zu einer Audienz eingeladen wird, um ihre Werke zu zeigen. Unter begrüßender Trompetenmusik tritt Wassilissa ein und trifft den Zaren. Er trägt einen wunderschönen lilafarbenem Umhang, den Wassilissa selbst gewebt hat. Der Zar verliebt sich in Wassilissa, sie heiraten bald darauf und Wassilissa wird zur Zarin. Und auch ihre Mutter bekommt ein Zimmer im Zarenpalast - sehr zur Freude der Zusehenden.

Der erste Teil der Dachauer Theatertage läuft noch bis Samstag, 22. Oktober. Ein zweiter Teil folgt 6. bis 15. November. Nähere Informationen zu allen Vorführungen unter: www.theatertage-dachau.de .

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