Sozialer Wohnungsbau:"Für uns ist das Bauprojekt ein Segen"

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Die 19 neuen Sozialwohnungen im Amperweg 18 werden symbolisch ihren neuen Bewohnern übergeben. Währenddessen wird die Spiellandschaft für die Kindertagesstätte installiert. (Foto: Toni Heigl)

Nach vierjähriger Bauzeit ist das Kombinationsprojekt aus Sozialwohnungen und Kindertagesstätte am Amperweg fast fertig. Die Wohnungen weihte die Stadt Dachau nun ein. Die Kita lässt noch auf sich warten.

Von Ayça Balcı, Dachau

Mit einer knapp zweijährigen Verspätung ist die neu entstandene Mietwohnanlage im Amperweg 18, die in Kombination mit einer Kindertagesstätte geplant und gebaut wurde, eingeweiht worden. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) übergab die insgesamt 19 städtischen Sozialwohnungen an ihre neuen Bewohner - zumindest symbolisch, denn ganz fertig und bezugsbereit ist das L-förmige Gebäude zwischen Amper und Feuerwehrhaus noch nicht. So fehlen den Balkonen und Loggien beispielsweise noch ihre Geländer. Auch die finale Überprüfung der Statik lasse noch auf sich warten. "Wir hängen seit knapp drei Monaten an diesem Punkt", sagt OB Hartmann. Bis Dezember soll aber auch das geschafft sein, denn die bereits ausgehändigten Mietverträge datieren die tatsächliche Wohnungsübergabe auf den 15. Dezember.

Ab dem 15. Dezember sollen die neuen Bewohner einziehen dürfen

Die Fertigstellung der städtischen Kindertagesstätte mit zwei Kindergartengruppen und einer Krippengruppe, die später insgesamt 63 Kindern Platz bieten soll, lässt noch etwas länger auf sich warten. Sie soll Anfang nächsten Jahres eröffnen. Die Plätze im Kinderhaus seien zwar noch nicht vergeben, aber "sehr begehrt", berichtet Hartmann.

Dass sowohl Wohnungen als auch städtische Einrichtungen Platz unter einem Dach finden, ist für Dachau neu. "Je knapper und wertvoller die Grundstücke werden, desto enger muss man zusammenrücken", sagt der Oberbürgermeister. Deshalb übernahm die Stadt Dachau dieses Baukonzept, das in größeren Städten wie München schon seit längerer Zeit umgesetzt wird.

Bautechnisch und bürokratisch war das eine große Herausforderung, wie Hartmann berichtet. Die Vorgaben zum Bau von Kindertagesstätten, etwa zur Deckenhöhe und dem Einbau von Lichthöfen, ergaben zusammen mit den zwei Stockwerken an Wohnungen darüber und der Tiefgarage darunter, besondere statische Voraussetzungen. Dies sei aber nur einer von mehreren Gründen für die lange Bauzeit, so Hartmann. Obwohl sich das Projekt als "Bürokratie-Wahnsinn", wie es der Dachauer Oberbürgermeister einmal nannte, entpuppte, sagt er nun: "Es hat sich trotzdem gelohnt, diesen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen."

Als nächstes steht ein Bauprojekt im Otto-Kohlhofer-Weg an

Entstanden sind im Rahmen dieses Pilotprojekts seit dem Baubeginn im Frühjahr 2019 auf drei Stockwerken insgesamt elf Zwei-Zimmer-Wohnungen und jeweils vier Drei-Zimmer- und Vier-Zimmer-Wohnungen, die zu Mietpreisen von sechs, sieben und acht Euro pro Quadratmeter Wohnfläche je nach der Einkommensgruppe der Mieter vergeben wurden. Damit grenzen sich die Mietpreise deutlich von den aktuellen Marktmieten ab. "Mieten von bis zu 15 Euro pro Quadratmeter sind Normalität und für viele Dachauer und ihre Familien nicht mehr bezahlbar", so Hartmann.

Um so wichtiger sei es, dass die Stadt weiterhin in den sozialen Wohnungsbau investiere. Als nächstes steht ein Bauprojekt in Dachau Ost im Otto-Kohlhofer-Weg an, wo weitere etwa 60 Wohneinheiten mit einem vergünstigten Mietverhältnis entstehen sollen. Gedacht seien die Wohnungen speziell für Personen und Familien, deren Einkommen knapp über der Grenze zum Anspruch auf Sozialwohnungen liegt, die aber dennoch auf dem aktuellen Wohnungsmarkt Schwierigkeiten haben, bezahlbaren Wohnraum zu finden, erklärt der Oberbürgermeister.

Die 19 Wohnungen sind barrierefrei gestaltet

Zur Einweihung der Wohnanlage im Amperweg sind auch die zukünftigen Mieterinnen und Mieter gekommen, um sich ihre Wohnungen, in die sie hoffentlich bald einziehen dürfen, anzusehen. Die 19 Sozialwohnungen sind vollständig barrierefrei gestaltet. Dieser Aspekt war für Regina Kolberg besonders wichtig. Ihre Mutter, die im Rollstuhl sitzt, wird in eine der elf Zwei-Zimmerwohnungen einziehen. Aktuell lebe sie in einer nicht barrierefreien Wohnung im ersten Stock eines Wohnhauses, was Schwierigkeiten mit sich bringe.

"Hier wurde alles bedacht", sagt Kolberg. "Die Türen sind breit genug und alles ist gut zugänglich." Die Dachauerin erzählt, wie schwierig es gewesen sei, auf dem ohnehin schwierigen Wohnungsmarkt barrierefreie Lebensräume zu finden. Zwei Jahre lang seien sie auf der Warteliste gestanden, jetzt habe es endlich geklappt. "Für uns", sagt sie, "ist dieses Projekt also ein Segen."

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