Jubiläumskonzert:Lustvoll inszeniert und gesungen

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10 Jahre "PopCHORn", das war der richtige Anlass für eine große Show im Dachauer Thoma-Haus. Das Motto: "Simply the Best". (Foto: Toni Heigl)

Vor zehn Jahren wurde aus dem Dachauer Volkschor "PopCHORn". Das Jubiläumskonzert mit dem Titel "Simply the Best" im Ludwig-Thoma-Haus war ausverkauft - das Publikum begeistert.

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Die Dachauer Chöre sind im Kulturleben der großen Kreisstadt eine Konstante, prägen sie es doch wesentlich mit großartiger Musik aller Genres. Sie gestalten ihr Programm und bisweilen auch ihre Namen nach dem Motto "Das einzig Beständige ist der Wandel". So halten es auch die Sängerinnen und Sänger von "PopCHORn - made by Volkschor Dachau".

Womit sich schon mal die Wurzeln dieser Singgemeinschaft erklären. Genau zehn Jahre ist es her, dass der altehrwürdige Volkschor in PopCHORn umfirmierte. Grund genug für ein Jubiläumskonzert mit dem verheißungsvollen Titel "Simply the Best". Am vergangenen Sonntag war Premiere im ausverkauften Ludwig-Thoma-Haus. Wobei Jubiläumskonzert dem hinreißenden, begeisternden Programm nicht gerecht wird.

Das Publikum ist begeistert

Auf der fantasievoll dekorierten Bühne spielte sich vielmehr eine lustvoll inszenierte, gesungene, gespielte und getanzte Show ab, die das Publikum immer wieder zu Begeisterungsstürmen hinriss. Witzig, komödiantisch, romantisch verklärt oder spannend wie ein guter Krimi: PopCHORn zeigte, wie der Chor mit bekannten Songs und Filmmusikstücken, mit seiner Leidenschaft für unkonventionelle Auftritte mit Ironie und Selbstironie ein ganz eigenes Profil entwickelt hat, zu einer der Säulen des Dachauer Musiklebens geworden ist - simply the best eben.

Der Weg dorthin war jedoch lang und schwierig: Gegründet wurde der Volkschor am 11. August 1910 unter dem Namen "Arbeiter-Gesangverein Dachau". Er entstand aus der Kolping-Bewegung als reiner Männerchor. Während des Ersten Weltkriegs wurden fast alle Sänger zum Kriegsdienst eingezogen. Doch bereits 1917 begann der Wiederaufbau des Chors mit aus dem Heeresdienst entlassenen Sängern und mit sangesfreudigen Männern aus der damaligen Pulverfabrik Dachau. Erst 1922 wurde aus dem Männergesangsverein ein gemischter Chor. 1931 erhielt er den Namen "Volkschor". Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der Chor 1933 aufgelöst und entstand 1945 neu. Bis weit in die Siebzigerjahre hinein unterschied sich die Ausrichtung nicht von der anderer Chöre. Doch allmählich gewannen Musicals, Filmmusik, Rock und Pop die Oberhand, und ein neuer Name sollte die neue Ausrichtung auch nach außen sichtbar machen.

Was PopChORn so besonders macht, ist die unbändige Freude, die Sängerinnen und Sänger bei ihren Auftritten ausstrahlen, dazu kommen fantasievoll ausgelebte Storys, augenzwinkernde Choreografien und schräge Outfits. Letztere sind bei der Jubiläumsshow ein Hingucker der speziellen Art. Barocke Ladies tanzen neben bizarren Aliens, Glitzerkleidchen schmuggeln sich zwischen Chor-T-Shirts, der formvollendete Frack bewegt sich gekonnt neben dem italienisch anmutenden sommerlich-hellen Bella-figura-Anzug.

Doch zunächst gehört die Bühne dem Pink Panther: dem Song und dem in lauernd-eleganten Bewegungen um die mögliche Beute schleichenden Bühnen-Raubtier - das selbstredend im satt pinken Kostüm steckt. Gekonnt übertrieben, anbiedernd-auffordernd und in grell prunkenden Outfits nebst Blondie-Perücke gibt Fabian Gohr den schleimigen Moderator. Das Publikum lässt sich nur zu gerne von ihm und den witzigen Arrangements der diversen James-Bond-Filmmusiken mitreißen. Schmalzig schön wird's mit "Besame mucho" und "Black Orpheus". Wild-wienerisch und total abgefahren rocken Chor und Solisten das Publikum mit "Amadeus" und "Bohemian Rhapsody".

"Show, die nie gespielt wurde"

Was aber verbirgt sich hinter dem rätselhaften Titel "Show, die nie gespielt wurde: 2. Satz aus '4'33'"?: Die Antwort: eine Reminiszenz an das 110-jährige Bestehen des Volkschors im Jahr 2020. Die lange geplante Show fiel seinerzeit den Corona-Beschränkungen zum Opfer. Nun wird das Ganze zu einer echten Performance, zu einem der Höhepunkte des Abends. PopCHORn zeigt - zum Brüllen komisch - welche verborgenen pantomimischen Talente hier noch schlummern. Der Dauerbrenner und Motto-Song "Simply the Best" darf natürlich nicht fehlen. Zu den Besten an diesem fröhlichen, unterhaltsamen Abend gehören zweifellos Anna Nam am Klavier und der mitreißende Borel de Souza an der Percussion sowie die Chorsolisten Elmar Berger, Annette Thomas, Irmi Fröch, Audrey Lapper und selbstredend der Leiter dieser in jeder Beziehung ungewöhnlichen musikalischen Gruppierung, Michael Clemens Frey. Er ist seit vielen Jahren Motor und Seele von PopCHORn, weshalb auch die umjubelte Jubiläumsshow seine unverkennbare Handschrift trägt.

Wer den zweiten Satz aus "4'33" und musikalische Leckerbissen wie "Viva La Vida", "Flowers", "Cheri Cheri Lady" und viele mehr sowie die umwerfenden Interviews des Supermoderators Fabian Gohr nicht versäumen will: Am Samstag, 4. Mai startet die Show noch einmal um 19.30 Uhr im Ludwig-Thoma-Haus.

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