Volksfest Dachau:Neue Attraktionen, altbewährte Klassiker und billiges Bier

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Stadt, Festwirte, Schausteller und Polizei sind auf den Start des Volksfestes vorbereitet. Ein Rundgang

Von Benjamin Emonts, Dachau

Das Dachauer Volksfest hat noch nicht begonnen, da hat es schon seinen ersten "Skandal": Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) entert am Donnerstag völlig übermütig das noch geschlossene Kettenkarussell, um vor Fotografen zu posieren. Ein höchst engagierter Mitarbeiter des Fahrgeschäfts eilt sofort herbei und scheucht den OB und Volksfestreferent Robert Gasteiger mit deutlichen Handzeichen davon. "Das ist der Oberbürgermeister", zischt es von außen. Einem zweiten Mitarbeiter wird nun klar, dass es sich bei den ungebetenen Gästen um Dachauer Prominenz handeln könnte. Hartmann darf abgelichtet werden. Und der traditionelle Rundgang zwei Tage vor dem Dachauer Volksfests hat seine Pointe, die alle Teilnehmer zum Schmunzeln bringt.

Die Maß: 5,70 Euro

Ohnehin gibt sich Dachaus Oberbürgermeister bestens gelaunt, bevor er am Samstag, 12 Uhr, im großen Festzelt das erste Fass Bier anstechen wird. Mit dem Dachauer Stadtwappen am Revers weist er darauf hin, das nahezu alles beim Alten bleibe auf dem diesjährigen Volksfest. Heißt: Auch heuer werden wieder etwa 300 000 Besucher erwartet, das macht im Schnitt 30 000 pro Tag. Die Maß Bier ist um zehn Cent marginal teurer als im Vorjahr und kostet 5,70 Euro. Das Volksfestmärzen wurde wieder extra für das Dachauer Volksfest gebraut, erfahrungsgemäß werden mehr als 100 000 Liter davon ausgeschenkt. Auf der Festwiese stehen 9000 Sitzplätze in den fünf Bierzelten zur Verfügung. Verköstigt und belustigt werden die Volksfestgäste von insgesamt 73 Schaustellern.

Neben dem Skater, einem temporeichen Fahrgeschäft für die Mutigen, ist die Wilde Maus eine der größten Attraktionen. Beim Rundgang vergangenes Jahr war OB Hartmann noch ziemlich verängstigt in ein 55 Meter hohes Kettenkarussell gestiegen. Die Wilde Maus, die direkt an die Ludwig-Thoma-Schule angrenzt, betritt er nun furchtlos, als Allererster. Die Fahrt bietet steile Abfahrten, enge Täler und Bergkuppen. Die Waggons gleiten auf 365 Meter langen Schienen. In den scharfen Kurven überkommt einen die Angst, die Waggons könnten entgleisen, was einen schmerzhaften, 20 Meter tiefen Fall zur Folge hätte. Hartmann aber grinst und stößt in jeder Kurve ein amüsiertes Juchzen aus. Bei der rasantesten Abfahrt reißt er beide Arme in die Höhe und lacht wie ein Schulbub, der das erste Mal Karussell fährt.

Das Riesenrad - ein Klassiker

Der Spuk der Geisterbahn Haunted Mansion bleibt ihm an diesem Vormittag erspart. Die angeblich lebendigen Geister, die in dem Gruselhaus ihr Unwesen treiben, schlafen noch. Die Geige eines meterhohen Skeletts bleibt still. Wenige Meter entfernt kommen die Romantiker von Samstag an auf ihre Kosten. Das Riesenrad von Schausteller Thorben Jost gehört seit mehr als 30 Jahren zum Volksfest, "a echter Klassiker", sagt Hartmann. Besonders bei Nacht und beim traditionellen Feuerwerk am Donnerstagabend sind die Plätze auf dem 40 Meter hohen Riesenrad heiß begehrt. Beim Blick über die Altstadtsilhouette lässt es sich bekanntlich gut flirten.

Dort, wo 40 Jahre lang Ponys mit Kindern im Kreis ritten, steht nun ein Kinderkarussell, das die Familie Kaiser betreibt. Der Dachauer Stadtrat hatte im vergangenen Jahr deutschlandweit Aufsehen erregt, weil er Schausteller, die mit lebendigen Tieren arbeiten, des Feldes verwies. Die Mäuseburg und das Ponyreitgeschäft der Familie Kaiser gehören damit der Vergangenheit an. Statt auf Pferden sitzen die Kinder fortan auf Elefanten oder Drachen, die sich hydraulisch im Kreis drehen.

Keine Taschen, keine Rucksäcke

Treu bleibt den Kindern der Glückshafen, in dem die Stadt Dachau und das Rote Kreuz Lose verkaufen. Insgesamt hat die Stadt Preise im Wert von rund 35 000 Euro gesammelt. Von den 160 000 Losen gewinnt jedes fünfte; der Erlös geht an hilfsbedürftige Dachauer. Der Hauptpreis ist eine Reise im Wert von 1000 Euro.

Das Thema Sicherheit wird erst beim obligatorischen Weißwurstessen nach dem Rundgang aufgegriffen. Nach den jüngsten Gewalttaten in Bayern hat sich die Stadt Dachau in Absprache mit der Polizei auf verschärfte Sicherheitsmaßnahmen geeinigt. Neben mehr Polizeipräsenz müssen die Volksfestbesucher damit rechnen, dass an den Eingängen zur Festwiese ihre Taschen kontrolliert werden. "Um unnötige Wartezeiten und Ärger zu vermeiden, bitten wir die Besucher, keine Taschen und Rucksäcke auf das Festgelände mitzubringen", sagt OB Hartmann.

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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