Kultur in Dachau:Kult kehrt zurück

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Noch ist der Aufbau des Festivals auf der Ludwig-Thoma-Wiese in vollem Gänge, ab Mittwoch startet dort dann das Kult'21. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Nach 20 Jahren findet das Festival endlich wieder statt. Vieles hat sich geändert, das Programm ist vielseitig wie eh und je.

Von Eva Waltl, Dachau

Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) ist als kleiner Junge vor ziemlich genau 20 Jahren in einem großen Zelt, das unweit des Stadtweihers in Dachau aufgestellt war, gesessen. Es war eine der vorerst letzten Veranstaltungen des sagenumwobenen Dachauer Kult-Festivals, an der der spätere Oberbürgermeister teilgenommen hat - so zumindest erinnert sich Frank Donath, Projektleiter des Festivals "Kult'21". Nun, nach zwanzigjähriger Stille kehrt das Kult-Festival zurück und nicht nur der Dachauer OB, auch alle anderen Dachauerinnen und Dachauer dürfen sich von der kommenden Woche an nun erstmals wieder auf Auftritte von mehr als 20 Musikern, einen Sinnesgarten mit künstlerischen Kuriositäten und auf ein liebevoll organisiertes Kinderprogramm freuen.

Es war kein leichtes Unterfangen, die Veranstaltung wieder aus dem Schlaf zu erwecken. Seit mehr als zwei Jahren plant Donath gemeinsam mit einem großen Organisatorenteam aus Ehrenamtlichen und vielen freiwilligen Helfern das Festival, das nun am kommenden Mittwoch, 15. September, auf der Ludwig-Thoma-Wise startet und bis Sonntag, 19. September, geht. "Viele Dachauer, die vor zwanzig Jahren teilnahmen, freuen sich, dass es endlich wieder stattfindet", erzählt Donath, darunter eben auch der OB.

"Irgendwann wuchs es uns etwas über den Kopf"

In den 1990er Jahren fand das Kult-Festival in Dachau jährlich statt. 20 000 bis 30 000 Besucher erfreuten sich an sieben Tagen in Folge an Musik und Festivalfeeling. So ging das zehn Jahre lang, nicht nur für Dachauerinnen und Dachauer war das Event ein Highlight. Doch der Erfolg brachte auch Probleme mit sich: Den Organisatoren fiel stetig schwerer, den Grundgedanken der Ehrenamtlichkeit hochzuhalten und so entschlossen sie sich, das Event in den 2000ern nicht mehr weiterzuführen. Eine Kommerzialisierung der Veranstaltung sei damals wie heute nicht in Frage gekommen, erinnert sich Donath: "Es wurde immer größer und größer und irgendwann wuchs es uns etwas über den Kopf."

Nun, zwanzig Jahre später, finden sich dieselben Organisatoren wieder zusammen und stellen gemeinsam mit vielen neuen und vor allem jüngeren Helfern sowie dank der Unterstützung zahlreicher Sponsoren und Spenden das fünftägige kult'21 auf die Beine, das auf der Thoma-Wiese ein neues Zuhause gefunden hat. "Die Unterstützung von allen Seiten ist überwältigend. Ohne ginge sowieso nichts", so Donath.

Das Gelände ist in zwei Bereiche aufgeteilt: Die Kultarena, das Zirkuszelt, in dem alle kostenpflichtigen Veranstaltungen stattfinden und der Open-Air-Bereich mit großer Außenbühne, "unser Umsonst-und-draußen-Gebiet", nennt der Projektleiter das Areal. Man wolle mit dem kostenfreien Angebot auch jene Menschen erreichen, die in den vergangenen eineinhalb Jahren leiden mussten und finanzielle Einbußen hatten, sagt Donath. Das Programm beinhaltet viele Schmankerl für Kunstbegeisterte, ein buntes Kinderprogramm aus Theatervorstellungen, einen eigenen Spielbereich und eine Bühne für bislang noch unbekannte Musikerinnen und Musiker. So eröffnen Joe Kieser & Friends das Festival am Mittwoch, 15. September. Eben jene, die auch vor 20 Jahren das Festival abgeschlossen haben. Ansonsten ist jedoch vieles anders , sagt Donath. Das liege vor allem an den Coronabeschränkungen. "Die Maßnahmen haben uns ein Drittel unserer Kraft gekostet. Diese Energie hätten wir gerne in andere Dinge gesteckt", klagt Donath.

Eine Besonderheit des kult'21 sind die Coronatest-Straße sowie die Impfstation auf dem Gelände. Auch die Besucherzahl musste coronabedingt stark reduziert werden. Auf dem Open-Air-Gelände sind maximal 640 Besucher zulässig. Auf der Homepage können sich Interessierte vorab informieren, ob noch ausreichend Kapazitäten verfügbar sind und auf dem Gelände regelt eine Ampel den Einlass. Schaltet diese auf rot, dürfen keine weiteren Besucher auf das Gelände. In der Kult-Arena gelten die 3G-Regeln. Die Organisatoren haben sich bewusst für ein strenges Konzept in Absprache mit Stadt und Landkreis Dachau entschieden, denn man wolle nicht der "Superspreader des Landkreises" sein, so Donath. Außerdem stünde die Sicherheit der Besucher an oberster Stelle.

Was bei dem fünftägigen Event ebenfalls im Vordergrund stehen soll, ist Nachhaltigkeit. So verzichten die Betreiber auf dem Gelände etwa auf den Verkauf von Fleischwaren und bieten ausnahmslos vegetarische und vegane Speisen an. "Da waren natürlich die jungen Organisatoren die treibende Kraft", räumt Donath ein, "Wir Alten hätten vielleicht gerne ein Weißwurstfrühstück gehabt, aber wir haben demokratisch abgestimmt und somit gibt es kein Fleisch auf dem Festival." Nicht nur bei dem Fleischverzicht ist die junge Generation an Helfern ein großer Gewinn für die Veranstaltung. Auch mit Blick auf die kommenden Jahre freut sich der Projektleiter, dass es junge und hilfsbereite Menschen gibt, die das Herzensprojekt in die Zukunft tragen. Es sollen schließlich nicht wieder 20 lange Jahre vergehen, bis das nächste Festival stattfinden wird.

Das Kult'21 findet von Mittwoch bis Sonntag, 15. bis 19. September, auf der Thoma-Wiese statt. Tickets sowie weitere Informationen zum Programm finden Interessierte auf www.2021.kult-festival.de /.

© SZ vom 11.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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