Flächennutzungsplan:Biete Kita für Baurecht

Lesezeit: 3 min

Bis Anfang der 90er-Jahre wurde die Ziegelei in Udlding betrieben. Michael Hörl und seine Familie möchten auf dem Gelände nun ein Wohngebiet schaffen. (Foto: Toni Heigl)

Die Unternehmerfamilie Hörl will auf ihrem ehemaligen Ziegelei-Gelände in Udlding seit Jahrzehnten Wohnraum schaffen. Die Dachauer Pläne sehen dort neuerdings eine Grünfläche vor. Die Hörls wollen das nicht hinnehmen - und locken mit einem Angebot.

Von Anna Schwarz, Dachau

Bereits vor über 30 Jahren ist die Ziegelei der Unternehmerfamilie Hörl nach Pellheim umgezogen, das Werk im Dachauer Stadtteil Udlding wurde stillgelegt. In den ehemaligen Produktionshallen am Ende der Franz-Xaver-Böck-Straße sind heute die Pferde der Hörls untergebracht, rundherum ist eine Koppel, daneben stehen Einfamilienhäuser entlang des Udldinger Hangs. Die Unternehmerfamilie will hier seit Jahrzehnten bauen: Auf dem ehemaligen Betriebsgelände mit rund 19 000 Quadratmetern wollen die Hörls ein Wohngebiet schaffen. Doch sie befürchten, dass der neue Flächennutzungsplan der Stadt Dachau ihre Pläne zunichtemachen könnte. Deshalb fühlen sie sich von der Stadt hintergangen, so der 71-jährige Geschäftsführer Anton Hörl, der seit fast fünf Jahrzehnten in der Firma Hörl & Hartmann arbeitet. Er sagt: "So kann man nicht mit uns umgehen. Seit 40 Jahren wird uns gesagt: Das wird hier ein Baugebiet."

Er trägt ein Streifenhemd und eine dunkle Weste darüber, mit seinem Sohn Michael Hörl sitzt er im Büro seines Wohnhauses. Durch das Fenster schauen sie auf die ehemaligen Produktions- und Lagerhallen der Ziegelei, ein Teil wurde schon abgerissen, Beton wurde zu Grünfläche. Der Seniorchef erzählt, dass er schon verwundert gewesen sei, als er in der Zeitung von dem Entwurf für den neuen Flächennutzungsplan für Dachau gelesen habe. Dieser wurde im Oktober vom Bauausschuss mehrheitlich beschlossen. Grundsätzlich schafft ein Flächennutzungsplan zwar kein Baurecht, doch Dachau legt darin seine städtebaulichen Planziele für die kommenden 15 bis 20 Jahre fest. Ein Ziel des neuen Entwurfs: Die Stadt schließt die Option auf neue Wohnsiedlungen am Ortsrand nahezu komplett aus. Davon ist auch das 19 000 Quadratmeter große ehemalige Ziegeleigelände betroffen, es ist derzeit als Grünfläche im Flächennutzungsplan dargestellt - und eben nicht als Wohnbaugebiet, was die Hörls heftig kritisieren.

"Wenn das Ziegelwerk stillgelegt wird, wird das Gelände in ein Wohnbaugebiet umgewandelt."

Vor ihnen liegen zwei Blätter mit der Historie des ehemaligen Betriebsgeländes, die Anton Hörl zusammengeschrieben hat. Im Jahr 1896 hat der Vater seines Schwiegervaters Peter Hartmann die Ziegelei übernommen. Doch in den 1980er-Jahren suchte die Firma einen neuen Standort für ein hochmodernes Ziegelwerk, weil die Ansprüche an die Wärmedämmung bei Ziegeln stiegen, so Anton Hörl. Damals habe er die Zusage von der Stadt bekommen: "Wenn das Ziegelwerk stillgelegt wird, wird das Betriebsgelände in ein Wohnbaugebiet umgewandelt". Seine Firma habe deswegen investiert und etwa Planungsbüros beauftragt, die einen Entwurf für eine mögliche Bebauung ausgearbeitet haben. Zudem übernahmen die Hörls die Kosten für die Renaturierung der Betriebsflächen. Aus der ehemaligen Lehmgrube, die für die Ziegelproduktion nötig war, wurde etwa der Udlinger Weiher. Zudem beschloss die Stadt Ende der 80er-Jahre, dass das Ziegelei-Gelände im Flächennutzungsplan als Wohnbaugebiet eingezeichnet wird, sagt Hörl.

Ein Luftbild vom Dachauer Ziegelwerk in Udlding aus dem Jahr 1986. (Foto: Hörl)
Bis 1993 wurden dort Ziegel produziert. (Foto: Hörl)
Die ehemaligen Produktionshallen der Ziegelei und das Gelände werden derzeit als Reitstall und Pferdekoppel genutzt. (Foto: Toni Heigl)
Seit Jahrzehnten möchte die Unternehmerfamilie Hörl dort ein Wohnbaugebiet schaffen. (Foto: Toni Heigl)
Denn 1993 ist der Ziegelhersteller nach Pellheim umgezogen, das Unternehmen wird in vierter Generation von den Brüdern Michael (l.) und Matthias Hörl geführt. (Foto: Niels P. Joergensen)

Das bestätigt auch Stadtbaumeister Moritz Reinhold: Im Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1989 war das im Außenbereich gelegene Grundstück als reine Wohnbaufläche dargestellt: "Das heißt, dass die Stadt Dachau seinerzeit plante, die Flächen als Wohngebiet zu entwickeln. Wie wir wissen, kam es nie dazu", so Reinhold. In der Zwischenzeit hätten sich die Rahmenbedingungen der kommunalen Flächenplanung aber grundlegend geändert, sagt Reinhold: "Flächensparendes Bauen und die Schonung des Außenbereichs sind erklärte Planungsziele des Bundesgesetzgebers." Diesen Planungszielen habe sich auch die Stadt Dachau, unter anderem mit dem Entwurf des neuen Flächennutzungsplans verschrieben.

Historie
:Rotes Gold

Aus dem Dachauer Lehmboden werden schon seit Jahrhunderten Ziegel gewonnen. Die Geschichte des Unternehmens Hörl und Hartmann reicht bis 1896 zurück. Heute ist es ein moderner Familienbetrieb - mit einem Windrad, das fast den gesamten Energiebedarf abdeckt

Von Viktoria Großmann

Anton und Michael Hörl hoffen, dass die Stadträtinnen und Stadträte den neuen Flächennutzungsplan nochmals überdenken. Seit Januar haben sie deshalb Gespräche mit Oberbürgermeister Florian Hartmann und den Stadtratsfraktionen geführt. Nur das Gespräch mit den Grünen steht noch an. Die Unternehmerfamilie will den Stadträtinnen und Stadträten auch ein Angebot machen: Auf dem ehemaligen Betriebsgelände wollen sie nicht nur Einfamilien-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser bauen, sondern auch eine Kindertagesstätte: "Die würden wir der Stadt auch mietfrei überlassen", sagt Michael Hörl, weil immer wieder zu lesen sei, dass die Stadt zu wenige Kitas und zu wenig Geld dafür habe.

Stadtrat wird über Ziegelei-Gelände nochmals beraten, so OB Florian Hartmann

Auf SZ-Anfrage schreibt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), dass er Ende Januar mit der Unternehmerfamilie Hörl gesprochen habe. Auch er geht auf den Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1989 und den damaligen Planungswillen der Stadt ein, aus dem Ziegelei-Gelände ein Wohnbaugebiet zu machen. Weiter schreibt Hartmann: "Gegenüber Familie Hörl wurde nun vereinbart, dass man den Stadtrat mit einer Ausweisung des ehemaligen, teils bereits versiegelten Betriebsgeländes als Bauland, befassen wird." Hier hätten sich zuletzt positive Signale in den Fraktionen abgezeichnet, so Hartmann. Gleichzeitig macht er klar, dass er nicht das gesamte Ziegelei-Gelände bebauen lassen möchte: "Eine Ausweisung der westlichen Fläche als Wohnbaufläche lehne ich hingegen ab."

Der Entwurf des Flächennutzungsplans wird nach derzeitiger Planung noch im ersten Halbjahr 2024 im Bau- und Planungsausschuss behandelt. Anton Hörl wünscht sich, dass die Stadträte den Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1989 im Kopf behalten. Schließlich sei das ehemalige Betriebsgelände auch wichtig für sein Unternehmen, um bei der Bank Kredite zu bekommen. Hörl fügt hinzu: "Es ist wichtig, dass wir uns auf Entscheidungen der Politik verlassen können."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusProzess in Dachau
:Sexismus bei der Bereitschaftspolizei

Am Boden festgeklebt und erniedrigt: Ein Dachauer Polizist bearbeitet ein Foto einer Kollegin so, dass die 28-Jährige in einen pornografischen Kontext gestellt wird. Vor dem Amtsgericht wird er wegen Beleidigung verurteilt - und verzweifelt vor Scham.

Von Jessica Schober

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: