Hörhammerbräu Dachau:"Die Situation hat sich festgefahren"

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Der Umbau des Hörhammerbräus gestaltet sich schwierig. Ob die Gewölbekeller und das Dachtragwerk des historischen Gebäudes in der Altstadt erhalten werden können, ist ungewiss. Ein neues Gutachten soll nun Klarheit schaffen.

Von Shafia Khawaja, Dachau

Anders kennen die meisten Dachauer den Hörhammerbräu schon gar nicht: Eine eingerüstete Baustelle am Alstadtberg. (Foto: Toni Heigl)

Das Hörhammer-Anwesen wurde in den vergangenen 450 Jahren als Schankwirtschaft, Brauerei und Gasthaus genutzt. Hier hat man schon Papst Pius VI. und den bayerischen König Maximilian I. beherbergt, wurden Künstlerfeste gefeiert und wurde eine Bühne für Kabarett- und Musikveranstaltungen geboten. Bis 2002 betrieb der ehemalige Pächter Bruno Nicolodi hier noch eine Gastwirtschaft. Doch seit 20 Jahren steht der Hörhammerbräu auf dem Altstadtberg leer, und Versuche, das Gebäude mit neuem Leben zu füllen, gestalten sich offenbar schwieriger als erwartet.

Im Jahr 2016 hat das Wohnungsunternehmen WU aus Grünwald den Hörhammer übernommen. Ursprünglich sollten 48 Wohnungseinheiten, drei Büros und eine Tiefgarage entstehen. Doch seit geraumer Zeit kommt der Umbau nur mehr schleppend voran: "Im Laufe des Bauprozesses hat sich ergeben, dass im ehemaligen Hochzeitssaal im nordöstliches Bereich des Bauwerks statische Probleme vorliegen. Das Bauteil kann aber aufgrund des Denkmalschutzes nicht einfach abgebrochen werden", erklärt Moritz Reinhold, Leiter des städtischen Bauamts.

Das historische Foto von Ludwig Ernst zeigt, wie der Hörhammerbräu Anfang der 1950er-Jahre aussah. (Foto: Niels P. Jørgensen (Repro))

Der Hörhammerbräu steht als Teil der Dachauer Altstadt nicht nur unter Ensembleschutz, sondern auch unter Einzeldenkmalschutz. "Es gilt, die erhaltenswerte historische Substanz des im Kern barocken und im 19. und 20. Jahrhundert teilweise umgebauten Gebäudes zu bewahren", so Julia Grimm, Pressesprecherin des bayerischen Landesamts für Denkmalpflege. Dazu gehöre der bauzeitliche Dachstuhl und die aus verschiedenen Epochen stammenden Bierkeller, sowie die historisch typischen Strukturen für ein Gast- und Brauhaus. Der Hörhammerbräu hat über Jahrhunderte die Dachauer Stadtgeschichte geprägt: Lange stellten die Brauereifamilien den Bürgermeister und waren deshalb auch im bayerischen Landtag vertreten.

Die Lage am steilen Altstadtberg erleichtert die Arbeiten auf der Baustelle des Hörhammerbräus nicht gerade. (Foto: Toni Heigl)

Am vergangenen Dienstag diskutierten die Stadträte im Bau- und Planungsausschuss, wie es nun mit dem Hörhammerbräu weitergehen soll. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) teilte mit, dass ein zweites Gutachten eingeholt werden solle. Laut dem alten Gutachten hätten Wände verlegt oder ersetzt werden müssen, weil sie nicht mehr tragen. In der Vergangenheit hätten sich Ergebnisse des Statikbüros aber als falsch herausgestellt, so Hartmann, das Vertrauen sei daher gering. Auch Bauamtsleiter Reinhold steht dem ersten Gutachten kritisch gegenüber: "Was das Dachfachwerk betrifft, ist das erste Gutachten sehr gut. Aber wo es um die Mauer geht, sind noch Fragen offen geblieben."

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat sich deshalb mit dem Bauherrn darauf geeignet, ein weiteres Ingenieurbüro für ein ergänzendes statisches Gutachten zum nordöstlichen Flügel des Gebäudes hinzuzuziehen. Aus Sicht des Landesamts ist das eine erforderliche Ergänzung. Julia Grimm betont, dies sei allerdings nicht in einem "geringen Vertrauen" in das bereits vorliegende Gutachten begründet: "Vielmehr geht es darum, die darin als zwingend erforderlich dargestellten, sehr umfangreichen Eingriffe nochmals zu hinterfragen, um gegebenenfalls Lösungen entwickeln zu können, mit denen sich diese Eingriffe verhindern oder vermindern lassen."

Dabei gehe es vor allem um die Frage, ob die Gewölbekeller und das Dachtragwerk in diesem Flügel erhalten werden können, so Grimm. Die hauseigene Kellermälzerei in den Gewölben des Anwesens waren nach dem Ersten Weltkrieg schon verschwunden: Der Hörhammer wurde nur noch als Gasthof und Hotel genutzt, und der Hörhammer- und Zieglerbräu schlossen sich zur gemeinsamen Brauerei Schlossberg zusammen.

Kein Betriebsurlaub. Der Hörhammerbräu hat schon seit 20 Jahren zu. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Die Situation hat sich festgefahren. Akteure der Stadt, Gutachter und Denkmalpfleger haben sich ineinander verhakt, und es ging nicht mehr voran", erzählt der Architekt und Landtagsabgeordnete Robert Brannekamper (CSU). In dieser vertrackten Lage haben sich die Bauherren an Brannekämper gewandt. Die Stadt sei sehr daran interessiert, dass das Bauvorhaben vorangeht, aber "hinter den Gerüsten versteckt sich eine gewaltige Baumasse, die nicht in drei Minuten statisch untersucht werden kann", erklärt Brannekämper. Eine seriöse Einschätzung könne er deshalb erst Mitte bis Ende März abgeben, sobald das zweite Gutachten vorliegt. Es wird nicht einfach, aber Brannekämper ist zuversichtlich, dass eine Sanierung des Gebäudes möglich ist: "Der Hörhammerbräu ist ein Juwel, das unheimliche Aussagekraft für die Stadt hat. Es wäre doch schade, wenn es nur als Ruine dasteht."

Weitere Ergebnisse wird erst das zweite Gutachten bringen. Dann müsse zusätzlich entschieden werden, ob es dem Bauherrn noch zumutbar sei oder das Projekt durch die Teilmaßnahmen zu unwirtschaftlich werde, gibt Reinhold zu bedenken: "Die anderen Bereiche sind gut in Schuss und statisch unproblematisch. Der Dachstuhl ist erhaltensfähig, aber die darunterliegende, alte Wand kann die Lasten nicht tragen".

Reinhold möchte mit einer Prognose abwarten, bis das neue Gutachten vorliegt. Auch die Bauherren selbst wollen erst Stellung nehmen, wenn der abschließende Bericht der Fachingenieure vorliegt. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zeigt sich indes zuversichtlich, dass es möglich ist, den Hörhammerbräu wie geplant für eine Wohnnutzung instand zu setzen.

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