Mitgliederkampagne:Leben retten, statt Chatbot fragen

Lesezeit: 2 min

In ihrem neuen Imagefilm zeigt die Dachauer Feuerwehr, wie es nicht laufen sollte. (Foto: Toni Heigl)

Mit einem satirischen Imagefilm will die Dachauer Feuerwehr erneut neue Mitglieder anwerben. Von den insgesamt 68 Neuzugängen aus dem vergangenen Jahr sind nämlich nur 48 übrig.

Von Andreas Förster, Dachau

Ein Glück, dass die Premiere wegen Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) um eine Woche verschoben werden musste. Denn am ersten Dezemberwochenende hätte auch die Dachauer Feuerwehr wohl keine Zeit gehabt, sich ihren neuen Imagefilm anzusehen - Schuld wäre das bayernweite Schneechaos gewesen. Der erste Dank galt ein Wochenende später deshalb auch dem OB: "Weil du letzten Samstag keine Zeit hattest", sagte Florian Reiter, Erster Vorstand des Feuerwehrvereins, "haben wir die Premiere um eine Woche verschoben."

Am vergangenen Samstag dann aber war der große Saal im Dachauer Kino voll besetzt, mit vielen Uniformträgern und Honoratioren wie eben Hartmann, pflichtschuldig erneut in Feuerwehr-Schutzausrüstung. Der OB hatte nämlich im vergangenen Jahr gewettet, dass die Feuerwehr es nicht schafft, in einem Jahr 22 neue Mitglieder zu gewinnen. Am Ende wurden es sogar mehr als 44 Mitglieder und Hartmann saß deshalb heuer schon einmal in voller Montur in einer Stadtratssitzung. Wettschulden sind schließlich Ehrenschulden.

Die angeblich "erfolgreichste Mitgliederkampagne Deutschlands"

Nach einer ausgiebigen Begrüßungs- und Dankrede, bei der auch alle Geldgeber erwähnt wurden - darunter die Sparkassenstiftung Dachau mit einer Fördersumme von rund 9000 Euro - startete der Film, mit dem die laut Feuerwehrkommandant Gerd Lobmeier "jetzt schon erfolgreichste Mitgliederkampagne Deutschlands" fortgesetzt werden soll.

Wobei es die Bezeichnung Film nicht ganz trifft: Tatsächlich handelt es sich um einen dreiminütigen Videoclip, der sich satirisch mit der Idee auseinandersetzt, die ihr Erfinder, Agenturteilhaber Philipp Paulus, so formulierte: "Was wäre, wenn sich die Feuerwehr um die brennenden aktuellen Themen kümmern müsste, anstatt das zu tun, was ihr Auftrag ist: zu löschen, zu bergen und zu schützen?" Sprich, der Film nähert sich der Frage an, was dabei herauskommen würde, wenn der Löschtrupp, anstatt mutig die Flammen zu bekämpfen, die Dinge ausdiskutieren würde, "um danach eine basisdemokratische Entscheidung zu treffen", wie es einer der Feuerwehrler im Clip ausdrückt.

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In den drei Minuten wird es auch sonst ganz schön grundsätzlich: Es geht um Künstliche Intelligenz (KI), ums Gendern, die Tücken der Elektromobilität und schließlich sind es ein Dutzend sogenannte Klimakleber, die den lebensrettenden Einsatz der Feuerwehr verhindern.

Zwei Einsatzkräften, die vor den rauchenden Trümmern sitzen, bleibt im Film also nichts, als gegen Ende lakonisch zu konstatieren: "Jede Hilfe kam zu spät." Aber natürlich endet der Film nicht mit dieser tristen Szene, sondern mit einem Appell: "Damit es nicht so weit kommt, komm du zu uns, zu deiner Freiwilligen Feuerwehr Dachau."

Der Film aus der Feder von Philipp Paulus ist also einerseits ganz schön actionreich, andererseits geht es vor allem darum, auf humoristische Art zu zeigen, was die Dachauer Feuerwehr ausmacht: "Kameradschaft, Zusammenhalt, Mut und Geradlinigkeit." Immerhin beweise man mit täglichen Einsätzen, "dass unser Miteinander funktioniert", sagte Kreisbrandrat Georg Reischl. "Deshalb glaube ich, dass dieser Film zwar kontrovers diskutiert werden wird, aber der richtige Weg ist, neue Mitglieder zu gewinnen."

Warum es weiterhin wichtig ist, neue ehrenamtliche Mitglieder für die Freiwillige Feuerwehr zu werben, auch das erklärte Feuerwehrkommandant Lobmeier: "Nach unserer Wette haben letztes Jahr 47 Erwachsene und 21 Jugendliche bei uns angefangen - von denen sind jetzt noch 31 Erwachsene und 17 Jugendliche dabei." Weil es also ganz normal sei, dass Mitglieder - aus welchen Gründen auch immer - wieder aufhörten, wolle man mithilfe des Films das Momentum aus der erfolgreichen letztjährigen Kampagne nutzen, um weiter im Gespräch zu bleiben, so Lobmeier.

Der Imagefilm ist auf der Webseite der Freiwilligen Feuerwehr Dachau zu sehen.

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