Dachau:Den Spatz in der Hand

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OB Florian Hartmann, der TSV Dachau 1865 und der Stadtrat einigen sich auf eine partielle Umsiedlung des Vereins auf ein Areal östlich der Theodor-Heuss-Straße. Die komplette Verlegung ist zurzeit nicht machbar

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die große Aussiedlung des TSV 1865 auf ein 140 000 Quadratmeter großes Gelände östlich der Theodor-Heuss-Straße ist gescheitert. Trotzdem hält die Stadt an dem Plan fest. Zu diesen zwei auf den ersten Blick gegensätzlichen Aussagen gelangte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) am Mittwochvormittag bei einer Pressekonferenz zur Zukunft des 2500 Mitglieder starken Vereins. Vom Standort der Sportstätten hängt nicht nur der Spielbetrieb ab, sondern die Entwicklung des gesamten Stadtgebiets.

Wie in der Stadtratssitzung am Dienstagabend beschlossen wurde, soll der TSV aber zumindest teilweise aussiedeln. Mehrheitlich wurde beschlossen, dem Verein einen Kunstrasenplatz östlich der Theodor-Heuss-Straße mitzufinanzieren. Die Stadt kostet das etwa eine halbe Million Euro. Damit werden sich die Spielstätten des Vereins in Zukunft neben dem Stammgelände an der Jahn-Straße und den ehemaligen SSV-Feldern an der Alten Römerstraße auf einen dritten Standort verteilen.

Wolfgang Moll nimmt den Kompromiss der kleinen Lösung für den Verein mit Sorge zur Kenntnis. Die große Lösung hält Florian Hartmann für unrealistisch (Foto: Toni Heigl)

Die Flächen sollen niemals für Wohnungsbau frei gegeben werden

Die Stadt versteht das als Signal, die Aussiedlung irgendwann doch noch durchzuziehen und setzt auch gleich ein zweites: Für die Nutzung der Grundstücke für den Sport wird nicht nur ein Bebauungsplan erstellt, sondern für den gesamten ehemals geplanten Umgriff auch ein Flächennutzungsplan. "Das ist auch eine Absichtserklärung", sagt Hartmann. Die Stadt will festlegen, dass auf diesen Flächen nie etwas anderes als Sport- und Freizeitnutzung vorgesehen sein wird. Also kein Wohnungsbau. Auf diesen mögen einige Eigentümer der Grundstücke gehofft haben, schließlich erscheint die Lage ideal. "Falls jemand auf etwas anderes spekuliert: Das wird es hier nicht geben", sagte Hartmann. Auch von der Schleißheimer Straße her Richtung Süden soll definitiv kein Wohngebiet entstehen, erklärte der Oberbürgermeister auf der Pressekonferenz.

Nachdem die Aussiedlungspläne des TSV über viele Jahre hinweg ohne Ergebnis geblieben waren, hatte die Stadt im vergangenen Jahr selbst versucht, Grundstücke für die Vergrößerung des Vereins zu erwerben. Drei Flächen östlich der Theodor-Heuss-Straße gehörten der Stadt bereits, zwei weitere kaufte sie 2016 an. Doch es fehlt der weitaus größere Teil: Mit den Eigentümern von acht weiteren Grundstücken konnte sich die Stadt nicht einigen. "Wir haben allen den gleichen Preis und die gleichen Bedingungen geboten", sagt Hartmann. Die Stadt erklärte, die Grundstücke ausschließlich für das Sportgelände erwerben zu wollen. Zugleich verbat sie sich jegliche Bedingungen. So wollten sich einige Eigentümer im Gegenzug andere Flächen, etwa die des TSV sichern, Baurecht an anderer Stelle erwerben oder sie forderten die Verlegung der Hochspannungsleitung entlang der Theodor-Heuss-Straße unter die Erde. "Wir dürfen als Stadt keine Kopplungsgeschäfte machen", erklärte Hartmann. Über dieses Vorgehen herrsche absolute Einigkeit im Stadtrat.

Wolfgang Moll hätte manches in den Grundstücksverhandlungen wohl gern anders gemacht

Vielleicht nicht ganz absolut: Wolfgang Moll, parteiloser Stadtrat und TSV-Vorsitzender, der in der Stadtratssitzung kein Rederecht erhielt, scheint mit den Grundstücksverhandlungen der Stadt nicht völlig einverstanden zu sein. Auf der Pressekonferenz betont er, dass dieses große Vorhaben nur gestemmt werden könne, wenn politisches Einverständnis bestehe. Doch während die Stadt nur zusammenhängende Flächen erwerben möchte, wäre Moll auch bereit gewesen, losgelöste Grundstücke anzukaufen. Ein Besitzer sei bereit zu verkaufen, allerdings nur dem TSV selbst. "Das wäre nicht verantwortbar", sagt Moll. Auch wenn das 31 000 Quadratmeter große Grundstück, das dem Verein nun an der Heuss-Straße zur Verfügung steht, nicht einmal ausreiche, um eine der beiden Sportstätten auszusiedeln, so sagt Moll, empfinde er doch "Erleichterung und Dankbarkeit, dass nun ein Weg aufgezeigt ist, auf dem man aufbauen kann".

Auch wenn Moll und Hartmann die große Aussiedlung an diesem Mittwochvormittag erst einmal zu den Akten legen: Beiden bleibt letztlich keine andere Wahl. Für die Stadt sind die Sportflächen in Dachau Ost die Finanzierungsgrundlage für den TSV. Aus den 40 000 Quadratmetern, die der Stadt gehören, soll Bauland für Wohngebiete werden. "Wir müssen alle Möglichkeiten der Finanzierung voll ausschöpfen, um den Steuerzahler so wenig wie möglich zu belasten", sagt Hartmann. Er rechnet damit, dass die Stadt noch bis zu zehn Millionen Euro in die bestehenden Sportstätten investieren muss, die Aussiedlung würde jetzt insgesamt etwa 40 Millionen Euro kosten, schätzt er. In der Stadtratssitzung sagte Hartmann: "Wenn Sie mich fragen, wird es in 15 Jahren nicht passieren, dass der TSV auf ein zusammenhängendes großes Gelände aussiedeln kann." Moll sagte am Mittwoch: "Die Jahnstraße wird weiterhin unsere Adresse bleiben." Er rechnet damit, die Jahn-Halle am Stammgelände neu zu errichten. Noch mindestens eineinhalb Jahre kann es dauern, bis der Kunstrasenplatz an der Heuss-Straße eingerichtet ist.

Hartmann scheint entschlossen zu sein, sich von den langen Zeiträumen nicht beeindrucken zu lassen. Neben einem Flächennutzungsplan für die Flächen östlich der Theodor-Heuss-Straße möchte er auch einen für das gesamte Stadtgebiet aufstellen lassen, kündigt er in der Pressekonferenz an. Eine große Planung für die Zukunft. Das wäre immerhin eine gute Nachricht für alle Dachauer.

© SZ vom 09.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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