Einzige Buchhandlung in Dachau:Neue Pilgerstätte für Buchfans

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Corinna Hegener und Sebastian von Gersdorff haben sich mit der Buchhandlung "Subtext" einen Traum erfüllt. (Foto: Toni Heigl)

Seit knapp vier Monaten gibt es die Buchhandlung "Subtext" in Dachau. Der Zuspruch übersteigt alle Erwartungen. Vor der Online-Konkurrenz ist Mitgründerin Corinna Hegener nicht bange.

Von Isabell Gielisch, Dachau

"Das ist einfach mein Herzensberuf, den mache ich total gern!" Corinna Hegener, Mitgründerin der Dachauer Buchhandlung "Subtext", müste das gar nicht extra sagen. Im Gespräch mit Hegener über ihren Laden, über Bücher und Autoren wird schnell klar, wieviel Leidenschaft bei ihr dahintersteckt. Im Oktober vergangenen Jahres haben sie und ihr Kollege Sebastian von Gersdorff den Schritt gewagt und sich den Traum von der eigenen Buchhandlung erfüllt. Von der Idee im Frühjahr 2021 bis zur finalen Ladeneröffnung ist kaum ein halbes Jahr vergangen. In diesen sechs Monaten gab es viel zu tun: Von der Gründung einer GmbH innerhalb von zwei Wochen bis zum Ausbau der Räumlichkeiten, wobei Hegener und von Gersdorff selbst Hand angelegt haben. "Das ging eigentlich ruckzuck". Doch die Buchhändlerin betont gleichzeitig, dass sie auf dem Weg einiges an Unterstützung hatten - "viel guten Fahrtwind".

Es gab zahlreiche Hilfsangebote von Kunden in der ehemaligen Buchhandlung Wittmann, wo Hegener zuvor gearbeitet hat, und Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) war bei der Raumsuche behilflich. Es scheint, als sei "Subtext" eine Buchhandlung von Dachau für Dachau. "Mir wäre es selber als Einwohnerin schwergefallen, dass es hier keine Buchhandlung gibt", so Hegener. Von Anfang an war der Zuspruch groß: "Seit Oktober ist kein Tag vergangen, an dem nicht einer reinkommt und sagt: 'Ich bin so froh, dass wir wieder eine Buchhandlung haben.' Das macht Spaß", freut sie sich.

Pandemie hat dem Buchhandel nicht geschadet

Das Geschäft lief besser an als das "Subtext"-Duo es erwartet hätte. So gut, dass Hegener und Kollege von Gersdorff im Weihnachtsgeschäft kaum noch Zeit zum Lesen blieb und das Team um drei weitere Mitarbeiterinnen erweitert wurde. Zunächst war geplant, zu zweit mit einer Aushilfe anzufangen. Ganz schnell war klar, dass das überhaupt nicht reicht. Es zeigt sich: Die Pandemie hat dem Buchhandel nicht geschadet. Vielmehr scheinen einige Menschen in dieser Zeit eher zum Buch gefunden zu haben.

Einen Konkurrenten für den Buchhandel sieht sie weniger im Online-Versandhändler Amazon als im generell sehr reichhaltigen Medienangebot: "Ich sehe es ja auch bei mir, dieses Dauernd-am-Handy-Daddeln. Dort gibt es auch spannende und wichtige Inhalte, aber es ist eine andere Art, Informationen aufzunehmen wie bei einem Buch. Ich glaube es ist wichtig für einen selber, sich bewusst die Zeit zum Lesen eines Buchs zu nehmen. Es ist ein wenig wie eine Kultur."

Selbstverständlich hat die Subtext-Gründerin auch einige Buchtipps parat: Sie selber lese gerade das Essay "Allein sein" des Journalisten Daniel Schreiber: "Ein kluges und gleichzeitig menschliches Buch, sehr persönlich und trotzdem mit einem Sinn dafür, was insgesamt abgeht. Das finde ich einen ganz, ganz beachtlichen Titel." Weiterhin kann Hegener das Buch "Hast du uns endlich gefunden" von Schauspieler Edgar Selge empfehlen: "Der zeugt einfach von ganz viel Lebenserfahrung, das mag ich stilistisch gern." Besonders ins Schwärmen gerät sie über ein Kinderbuch, "Dreieck, Quadrat, Kreis" von Autor Mac Barnett und Illustrator Jon Klassen: "Nur über die Augen und mit ganz, ganz wenig Darstellung wird da erzählt, und ich finde das enorm, richtig toll gemacht." Hegener selbst bekennt, dass keine große Krimi-Leserin sei, trotzdem hat sie auch für alle Krimi-Fans, "die es nicht so gerne wahnsinnig blutig wollen", einen Tipp parat: Die Reihe "Der Donnerstags-Mordclub" von Richard Osman habe einen raffinierten Plot, sei dabei aber atmosphärisch und humorvoll geschrieben.

Neue Pläne für den Sommer

Bei der Frage, was ihr Lieblingsbuch sei, muss Corinna Hegener schmunzeln. Es gebe sicherlich nicht ein einziges Lieblingsbuch, aber ihren Kindheits-Favoriten "Pu der Bär" liebe sie bis heute. Hegener und ihre Kollegen sind optimistisch, dass das Buch nie aussterben wird. Die ganze Buchbranche lebe stark vom Enthusiasmus und vom Einsatz der Menschen, die dort arbeiteten, ist sie sich sicher. Diesen Enthusiasmus merkt man dem Subtext-Team an. Nach ereignisreichen ersten drei Monaten sind sie jetzt an einem Punkt angekommen, an dem sie Zeit für neue Ideen und Pläne haben. Corinna Hegener und Sebastian von Gersdorff hoffen, im Sommer Veranstaltungen machen zu können: "Das ist eigentlich auch ein Herzensanliegen von uns beiden und das wollen wir natürlich auch nach außen tragen."

Von Montag bis Freitag zwischen 9 und 19 Uhr und samstags von 10 bis 18 Uhr kann man dem Subtext-Laden am Sparkassenplatz 4 einen Besuch abstatten.

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