Markt Indersdorf:Israelischer Generalkonsul auf Kurzbesuch

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Im Heimatmuseum Markt Indersdorf trägt sich Dan Shaham ins Gästebuch ein. Anna Andlauer, Bürgermeister Hubert Böck und Stefan Löwl sehen zu (v.l.). (Foto: privat)
  • Generalkonsul Dan Shaham folgt einer Einladung von Landrat Stefan Löwl (CSU).
  • Gemeinsam besuchen sie das Heimatmuseum Markt Indersdorf und die Notunterkunft für Flüchtlinge.

Der israelische Generalkonsul Dan Shaham ist ein Mann, der es sich nicht gerne leicht macht: Seit 2013 vertritt er sein Land im Konsulat in München. Nach Stationen auf den Philippinen, in London und Texas, bewarb sich der 49-Jährige für München, "weil diese Stadt die größte Herausforderung für mich war", wie er kurz nach seinem Amtsantritt in einem Interview mit der SZ sagte.

Shaham, der bereits in den Neunzigerjahren für drei Jahre in Bonn tätig war, spricht fließend deutsch. Angetreten ist er mit dem Vorhaben, vor allem den deutsch-israelischen Austausch zwischen jungen Menschen zu befördern und Stereotype und Klischees abzubauen. München, Ort des Attentats auf israelische Sportler 1972, mit dem nahen Dachau und der Gedenkstätte am ehemaligen Konzentrationslager ist wohl einer der am meisten belasteten und schwierigsten Orte für Israelis.

Nun folgte Shaham einer Einladung von Landrat Stefan Löwl (CSU) in den Landkreis. Dabei interessierte er sich nicht nur für die Vergangenheit des Landkreises, sondern auch dafür, wie mit aktuellen Herausforderungen umgegangen wird. Gemeinsam besuchten Löwl und Shaham das Heimatmuseum in Markt Indersdorf, die Tennishalle, die in der vergangenen Woche erneut als Notunterkunft für Flüchtlinge vorbereitet wurde, sie besichtigten die Wohncontaineranlage für Asylsuchende in Markt Indersdorf und die ebenfalls als Flüchtlingsunterkunft genutzte Turnhalle der Berufsschule in Dachau.

Waisenhaus für jüdische Kinder

Im Heimatmuseum Markt Indersdorf informierte sich der Generalkonsul über die Geschichte des Klosters und vor allem über das Waisenhaus für jüdische Kinder und Jugendliche, die am Ende des Krieges aus Konzentrationslagern befreit und als "Displaced Persons" in Indersdorf untergebracht worden waren. Eingerichtet von der Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen (UNRRA) bestand das Heim bis 1947. Geleitet wurde es von Greta Fischer, der Orden der Barmherzigen Schwestern unterstützte die Arbeit.

Die Kinder wurden medizinisch und psychologisch versorgt, ihnen sollte ein Stück Kindheit zurück gegeben werden.

Interessiert und tief beeindruckt zeigte sich der Generalkonsul über die wenig bekannte Arbeit des internationalen Teams um die Heimatforscherin Anna Andlauer. Sie berichtete ihm von den jährlichen Treffen der Überlebenden. Dan Shaham sagte Andlauer spontan seine Unterstützung bei der Organisation einer Präsentation der Wanderausstellung über die UNRAA-Arbeit in Kloster Indersdorf in Israel im kommenden Jahr zu. In das Gästebuch des Museums trug sich der Generalkonsul mit den Worten ein: "Shalom, eine Erinnerung an einen bewegenden Besuch in einem Ort, in dem für viele Kinder neues Leben begann. So Gott will, soll aus diesem Ort eine blühende Zusammenarbeit zwischen Israelis und Deutschen, Juden und Christen erwachsen."

Besuch in der Flüchtlingsunterkunft

Landrat Löwl stellte dem israelischen Generalkonsul außerdem die aktuellen Herausforderungen der staatlichen Stellen und der Kommunen bei der Bewältigung des Zustroms von Asylsuchenden und Flüchtlingen vor. Hier kam Shaham mit der Asylkoordinatorin am Landratsamt, Isabell Sittner, ins Gespräch und informierte sich über konkrete Fragen zu den Verfahren und Regelungen.

Shaham interessierte sich auch für die Containerwohnanlage für Asylsuchende und die vorübergehend als Unterkunft genutzte Berufsschulturnhalle in Dachau. Ihm sind solche Situationen vertraut: "Der Staat Israel muss als Einwanderungsland auch immer wieder hohe Flüchtlingsbewegungen bewältigen", sagte Dan Shaham.

© SZ vom 24.08.2015 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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