Dachau:Mehr Kurse für Asylsuchende

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Vertreter von Vereinen, Helferkreisen und Organisationen beraten mit Landrat Löwl Wege zur Integration von Flüchtlingen

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

Wenn es um die Integration von Flüchtlingen im Landkreis geht, muss vor allem beim Wohnungsbau, der Ausbildung und dem Zugang zum Arbeitsmarkt nachgebessert werden. So lautet das Fazit eines Treffens im Landratsamt am Dienstagabend. Etwa 60 Vertreter von Caritas, Helferkreisen, Bildungsinstituten, Jobcenter, Polizei, Vereinen sowie von Handwerk und Kommunalpolitik, darunter viele Bürgermeister, tauschten sich zum Thema Integration aus. Dabei wurde deutlich, dass in den vergangenen Monaten viele neue Sprachkurse entstanden sind und das Angebot weiter ausgebaut wird.

Die Zahl der Einsteiger-, Alphabetisierungs- und Integrationskurse wurde erhöht, im Landratsamt soll das Amt eines Bildungskoordinators geschaffen werden. Massiven Nachholbedarf sehen die Teilnehmer dagegen bei der Schaffung von Wohnraum. Außerdem fehlt vielen bei der Vermittlung von Praktika, Ausbildungsplätzen und Jobs bislang die Vernetzung. Waltraud Wolfsmüller vom Arbeitskreis Asyl Dachau regte daher an, eine Internetplattform einzurichten, um sich in allen Belangen miteinander zu verbinden, die Flüchtlinge betreffen. Johannes Sommerer, Leiter der Berufsschule Dachau, berichtete von den Integrationsklassen speziell für Flüchtlinge.

Auf deren Lehrplan stehen auch Praktika zur Berufsvorbereitung. Hierbei sei man auf die Zusammenarbeit mit lokalen Betrieben angewiesen, sagte Sommerer. In Hebertshausen gibt es Asylsuchende, die bereits eine Ausbildung begonnen haben: als Bäcker, Autolackierer oder Autospengler. Selbst wenn sie nicht in Deutschland bleiben dürften, lohne sich die Ausbildung für sie, findet Peter Barth vom Helferkreis. Die Agentur für Arbeit will 2016 mehr Kurse anbieten, in denen Asylsuchende nicht nur Deutsch lernen, sondern auch ihre fachlichen Kompetenzen erfasst werden. So sollen sie auf eine Berufsausbildung oder eine Arbeitsstelle vorbereitet werden.

Flüchtlinge als Dolmetscher

Verschiedene Sprecher brachten die Idee an, Flüchtlinge als Dolmetscher oder als Ärzte in den Unterkünften einzubinden. Andere sehen Ein-Euro-Jobs als Möglichkeit, sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Joachim Werner vom Helferkreis Petershausen schlug vor, Asylsuchende damit zunächst auf ihre "Tauglichkeit" für eine Arbeitsstelle zu überprüfen. Diskutiert wurde außerdem, ob und wie sie für Ehrenämter in Frage kommen. Einen Bundesfreiwilligendienst zum Beispiel dürfen Asylsuchende seit einigen Monaten absolvieren. Ein Ehrenamt bei der Feuerwehr, sagte ein Vertreter, sei aber nur möglich, wenn ausreichend Deutschkenntnisse vorhanden seien. Das Technische Hilfswerk überlegt, einen Schnuppertag zu veranstalten. Man müsse den Flüchtlingen allerdings erst vermitteln, so der Tenor, was ein Ehrenamt überhaupt ist. Wie wichtig die Einbindung in Vereine und soziales Leben ist, betonte Detlef Wiese vom Helferkreis Haimhausen. Eine Vertreterin der türkisch-islamischen Gemeinde erklärte, man kümmere sich schon jetzt um junge Flüchtlinge, sei aber bereit, sich noch mehr zu engagieren.

Als dringendes Problem sahen viele Diskussionsteilnehmer fehlenden Wohnraum. Erdwegs dritte Bürgermeisterin Monika Sedlatschek beklagte, wie schwierig es trotz Leerstands in den Gemeinden sei, Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge zu finden. Sedlatschek leitet gleichzeitig den Erdweger Helferkreis. Sie wurde von anderen Helferkreis-Vertretern und der Caritas bestätigt, die ebenfalls mit dem Problem kämpfen. "Da müssen wir in den nächsten Jahren ran", sagte Landrat Stefan Löwl (CSU). Joachim Werner schlug vor, Modelle in Betracht zu ziehen, bei denen Flüchtlinge bei Senioren einziehen und sich im Gegenzug um sie kümmern. In München und Erlangen werden solche Wohnformen bereits praktiziert.

Das Landratsamt rechnet damit, dass Ende des Jahres 3200 Flüchtlinge im Landkreis leben könnten. Momentan sind es 1822. Pro Woche gebe es etwa 15 Entscheidungen über Asylanträge, sagte Löwl. Rund die Hälfte müsse zurück in das Land, über das sie in die Europäische Union eingereist sind. Zwei bis drei werden abgeschoben, der Rest erhält vorwiegend Schutz nach der Genfer Flüchtlingskonvention. Dies betreffe allerdings Flüchtlinge, die bereits vor eineinhalb Jahren Anträge gestellt haben, sagte Löwl. Tatsächlich abgeschoben worden seien im vergangenen Jahr zwölf Personen, 60 seien freiwillig zurückgereist.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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