CSU: Nachfolgedebatte:Angst vor dem Generationenwechsel

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Personalsorgen bei der CSU: Landrat Hansjörg Christmann tritt 2014 nicht mehr an - ein geeigneter Nachfolger in seiner Partei ist nicht in Sicht.

Helmut Zeller

Die CSU im Landkreis Dachau steht vor einer schwierigen Nachfolgedebatte. Hansjörg Christmann wird im März nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren, im Mai 2014, nach 33 Jahren, auch nicht mehr für das Amt des Landrats. Aller Voraussicht nach wird der Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath aus Haimhausen künftig die Kreis-CSU führen. Für die Landratswahlen jedoch fehlt es der Partei an einem Kandidaten.

Bayerns dienstältester Landrat Hansjörg Christmann (li.) kann 2014 nicht wieder zur Wahl antreten. Der ehemalige Landtagsabgordnete Blasius Thätter und Ehrenvorsitzende des CSU-Kreisverbands (Mitte) ist zu alt und sein Nachfolger Bernhard Seidenath (re.) zeigt keine Ambition auf das Amt. (Das Foto stammt von 2008 und wurde zur Feier von 100 Jahren Burschenschaft im Festzelt Einsbach bei Sulzemoos aufgenommen.) (Foto: DAH)

Auch im Ortsverband Dachau, dem mitgliederstärksten der CSU, ist die Situation ungeklärt: Noch ist offen, ob Oberbürgermeister Peter Bürgel ein weiteres Mal antritt. Der Generationenwechsel fällt in eine Situation, in der die CSU ohnehin geschwächt ist.

Dass die Landespartei innerhalb einer Woche jüngsten Umfrageergebnissen zufolge in der Wählergunst von 46 auf 40 Prozent gefallen ist, hebt die Stimmung auch im Dachauer Kreisverband nicht besonders. Landrat Hansjörg Christmann ließ im Gespräch mit der Dachauer SZ keinen Zweifel daran, dass Bernhard Seidenath auf der Delegiertenversammlung der CSU im März zum neuen Vorsitzenden gewählt wird. Ein Gegenkandidat ist bis jetzt nicht in Erscheinung getreten.

In der Landtagswahl 2008 errang Seidenath, der den langjährigen Abgeordneten Blasius Thätter ablöste, 37 Prozent der Erststimmen. Seidenath wurde parteiintern durchaus als Nachfolger für den Landratsposten gehandelt. Aber eine Kandidatur würde erhebliche Probleme aufwerfen - für ihn und vor allem die Partei: Im Herbst 2013 finden Landtags- und bereits im Mai 2014 Kommunalwahlen statt.

Selbst wenn Seidenath zuerst in den Landtag einzöge und dann ins Landratsamt wechselte, hätte die CSU einen gravierenden Nachteil: Sie würde erstmals seit Jahrzehnten keinen Landtagsabgeordneten mehr stellen können.

Die Grünen befinden sich im Aufwind

Auch wenn die CSU noch drei Jahre Zeit hat, der Generationenwechsel bereitet ihr bereits Sorge. Die Kreisräte Tanja Lademann und Josef Kaspar, die als Favoriten galten, sind schon ausgeschieden. Lademann ist aus dem Landkreis weggezogen und Kaspar steht aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung.

Landrat Christmann räumt ein, dass er ratlos ist. Er hofft auf einen geeigneten Bewerber aus den Reihen der Bürgermeister, etwa Peter Felbermeier aus Haimhausen käme in Frage. Natürlich riskiert ein Bürgermeister, am Ende ganz mit leeren Händen dazustehen. Für die Nachfolge des Landrats drängt sich ohnehin per se kein Kandidat auf, wie ein Kommunalpolitiker die Situation einschätzt.

Bei den Landratswahlen 2008 verlor Hansjörg Christmann 13 Prozent an Stimmen und lag bei 53 Prozent. Auch in der CSU wurde dies als Zeichen für einen nötigen Generationenwechsel gedeutet. Seine Gegenkandidatin der Grünen, Marese Hoffmann, erreichte 15 Prozent. Die Grünen sind seitdem im Aufwind.

Gerda Hasselfeldt wird wieder kandidieren

In den Landtagswahlen 2008 erlitt die Kreis-CSU mit einem Minus von 25 Prozent eine bittere Wahlschlappe. Zugleich brachte die SPD nach vielen Jahren wieder einen Kandidaten, Martin Güll, in den Landtag. Der Seiteneinsteiger, der erst kurz vorher in die SPD eingetreten war, brachte es auf 26 Prozent. Der Schulpolitiker Güll wird in der CSU als Bedrohung, auch für eine Landratskandidatur angesehen.

In Dachau ist alles noch ungeklärt: Oberbürgermeister Peter Bürgel sagt: "Meine Kandidatur ist noch überhaupt kein Thema. Ich werde mich zur gegebenen Zeit nach Rücksprache mit der Partei äußern." Aus der jungen Garde drängen aber einige Mitglieder schon nach vorne: Die Stadträte Dominik Härtl, Christian Stangl oder der Dachauer JU-Vorsitzende Florian Schiller.

Eines bleibt der CSU jedenfalls noch erspart: Die 60-jährige Bundestagsabgeordnete für Fürstenfeldbruck und Dachau, Gerda Hasselfeldt, soll wieder kandidieren. "Wir brauchen sie. Die macht hervorragende Arbeit", sagt Bürgel. Vor allem würde die mitgliederstärkere Brucker CSU den Nachfolger bestimmen.

© SZ vom 22.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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