Finanzierung:"Die Menschen wollen sehen, wofür sie spenden"

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Auf dem Neujahrsempfang des BRK Dachau stellt Geschäftsführer Dennis Behrendt das neue Crowdfunding-Projekt vor. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das BRK Dachau startet einen Crowdfunding-Aufruf, um zwei internationale Hilfsprojekte und die Ausrüstung für eine Unterwasserdrohne zu finanzieren. Damit will die Organisation auch potenziell jüngere Spender ansprechen.

Von Greta Kiso und Morris Zalesjak, Dachau

Um Geld auf neuen Wegen zu sammeln, müssen sich Vereine und Verbände etwas einfallen lassen: Die Big Band Dachau hat 2020 mit dem finnischen Künstler Jimi Tenor ein Konzert im Stadttheater Landsberg aufgenommen. Die Aufnahme entpuppte sich als so gelungen, dass sie als CD verkauft werden sollte. Deshalb startete die Big Band eine Crowdfunding-Kampagne, um die 4000 Euro für die Produktion zusammenzubekommen - mit Erfolg. Eine ähnliche Aktion plant nun das BRK Dachau und hat bereits eine Crowdfunding-Plattform ins Leben gerufen. Denn zuletzt haben sich immer weniger Menschen für eine Fördermitgliedschaft beim BRK entschieden.

Die Verbraucherzentrale beschreibt Crowdfunding als "Schwarmfinanzierung", bei der gemeinschaftlich Projekte und Ideen finanziert werden. Anders als bei der klassischen Spende, etwa an einen Sportverein, werden Crowdfunding-Plattformen genutzt, auf denen die Vorhaben präsentiert werden. Die Gelder sind an einen Zweck gebunden, eine Spendenquittung kann man aber trotzdem einfordern.

Auf der neuen Crowdfunding-Plattform des BRK Dachau können Interessierte gezielt für Projekte spenden - ein Vorteil gegenüber der herkömmlichen Spende, sagt der BRK-Geschäftsführer Dennis Behrendt, denn: "Die Menschen wollen sehen, wofür sie spenden." Wenn man nur einen Geldbetrag auf ein Bankkonto überweist, fühle es sich so an, als würde das Geld verschwinden, so Behrendt. Aktuell sucht das BRK finanzielle Unterstützung für zwei internationale Hilfsprojekte, unter anderem in Serbien. Geld wird auch gesammelt, um die Ausrüstung für die Unterwasserdrohne der BRK-Wasserwacht zu finanzieren. 4000 Euro werden gebraucht, 17 Euro sind bislang eingegangen. In einer Live-Anzeige sehen die Spender, wie viel Geld schon zusammengekommen ist und wie viele Personen sich daran beteiligt haben. In Zukunft werden wohl noch weitere Projekte dazukommen, sagt Behrendt.

"Wir haben kein einziges Fördermitglied unter 30"

Wie wichtig diese Unterstützung ist, erklärt Behrendt im Gespräch mit der SZ: "Das Rote Kreuz finanziert sich zum Großteil aus Spenden". Natürlich bekomme das BRK auch Geld von Krankenkassen, die für Rettungseinsätze aufkommen. Doch bei sozialen Projekten, wie zum Beispiel der Dachauer Tafel kämen 95 Prozent der notwendigen Mittel aus Spenden oder BRK-Fördermitgliedschaften. Doch die Anzahl der Fördermitgliedschaften sei laut Behrendt in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen. "Als ich 2012 angefangen habe, war die Zahl noch fünfstellig", sagt der 30-Jährige. Heute sind es laut BRK-Website noch rund 8000 aktive Fördermitglieder im Landkreis. Das liege laut Behrendt vor allem daran, dass die meisten Fördermitglieder über 70 Jahre alt seien. "Wir haben kein einziges Fördermitglied unter 30", sagt er.

Doch mit der Crowdfunding-Aktion allein wird sich die finanzielle Situation des BRK wohl nicht verbessern, sie könne bloß helfen, eine jüngere Zielgruppe anzusprechen, meint Behrendt. Viele Leute wüssten einfach gerne, wofür sie spenden und was mit dem Geld konkret passiert. Man wolle so für Transparenz bei den Spenden sorgen, sagt der Geschäftsführer.

124 gemeinnützige Crowdfunding-Projekte wurden schon umgesetzt

Mit der Einführung des Crowdfunding-Modells will der Kreisverband auch zeigen, dass man offen für Innovationen ist und bereit sei, mit der Zeit zu gehen, sagt Behrendt. Denn bei vielen Projekten zähle jeder Cent.

Für das Crowdfunding der Big Band Dachau stellte die VR-Bank Dachau ihre Internetplattform "Viele schaffen mehr" zur Verfügung. Seit 2018 könnte dort lokale Vereine und gemeinnützige Organisationen ihr Crowdfunding-Projekt vorstellen, Interessierte können dann dafür spenden. Die gesammelte Summe verdoppelt die Volksbank Raiffeisenbank Dachau anschließend, mit einem Betrag von maximal 2000 Euro. In den vergangenen Jahren wurden so schon 124 gemeinnützige Projekte umgesetzt. Darunter Spiegelwände für eine Tanzgruppe oder Trikots für einen Leichtathletikverein. Crowdfunding kann also viel in Bewegung setzen, wenn sich der "Schwarm" aktiv wird.

Interessierte können sich unter www.spende.brk-dachau.de/projekte über die aktuellen Crowdfunding-Projekte des BRK informieren.

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