Corona-Krise im Landkreis Dachau:Hilfskrankenhaus wird wieder Hotel

Lesezeit: 2 min

Da kaum noch neue Corona-Fälle auftreten, gibt es laut Staatsregierung aktuell keine Verwendung mehr für die Einrichtung

Von Christiane Bracht, Dachau

Das Hilfskrankenhaus in Dachau, das man auch für die Landkreise Fürstenfeldbruck, Starnberg und Landsberg eingerichtet hatte, ist Geschichte. Am Wochenende haben 83 Feuerwehrler und 18 Ehrenamtliche vom THW Betten, Matratzen, Sauerstoffgeräte und anderes medizinisches Zubehör aus dem Gebäude des Hotel "Select" an der Newtonstraße geschleppt, das als Behelfskrankenhaus für Corona-Patienten eingerichtet worden war, die noch nicht oder nicht mehr in der kritischen Phase des Infektionsverlaufs sind. Auch die Zelte am Eingang wurden abgebaut und wegtransportiert, die Räume gereinigt. Alles ist bereit für Hotelgäste, die sich laut Staatsregierung ab Samstag, 30. Mai, wieder einquartieren dürfen.

Grund für diesen Schritt ist eine Entscheidung der Staatsregierung. Nach Einschätzung der Experten der Dachauer Koordinierungsgruppe Pandemie und des ärztlichen Leiters der Führungsgruppe Katastrophenschutz Jan Weiler ist das Hilfskrankenhaus nicht mehr nötig. Es reiche, wenn Sauerstoffgeräte, Notstromaggregate und Betten jederzeit wieder aufgestellt werden können, so Weiler. Die Zahlen der Corona-Fälle sind deutlich zurückgegangen. Im Landkreis Dachau gibt es laut Versorgungsarzt Christian Günzel nur noch etwa 20 bis 30 Corona-Kranke trotz Lockerung der Ausgangsbeschränkungen. "Vergangene Woche hatten wir nur neun neu Infizierte, in den vergangenen fünf Tagen keinen mehr. Das ist eine sehr positive Entwicklung", erklärt er. Trotzdem sei die Pandemie nicht weg, Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen seien weiterhin wichtig. Eine zweite Welle der Erkrankungen wird von den Medizinern zwar erwartet, aber nicht in den kommenden zwei bis drei Wochen. Im übrigen haben die Krankenhäuser wieder genügend Kapazitäten und können diese innerhalb kürzester Zeit durch Aufnahmestopps erweitern.

Gleichzeitig liefen die Verträge mit dem Hotel jetzt aus. Angesichts der enormen Kosten, die das Hilfskrankenhaus täglich verschlungen hat - laut Reichelt ist bereits ein guter sechsstelliger Betrag in Aufbau, Miete und Unterhalt des Hilfskrankenhauses investiert worden -, habe man bei der Regierung von Oberbayern angefragt, was man nun machen solle, erklärt Landrat Stefan Löwl (CSU). Zumal die Kosten mit der Öffnung der Hotels vermutlich noch höher geworden wären. Die Regierung gab nach intensiver Prüfung das Signal zur Einlagerung. Dies kostet nur noch "einen Bruchteil", so Reichelt. Wer die Rechnung zahlt, ist noch offen. Der Landkreis hat vorfinanziert. "Wir gehen davon aus, dass der Freistaat den Löwenanteil übernimmt, den Rest die Landkreise. Aber das muss noch verhandelt werden", so Reichelt.

Weiler beruhigt unterdessen: "Wir sind warmgelaufen", sagt er. Sollte die zweite Welle der Pandemie kommen, sei man gut gerüstet. Man kenne inzwischen die Frühindikatoren und beobachte die Situation täglich. Mit Blick auf die Kirchengemeinde in Frankfurt, wo sich mehr als hundert Gläubige bei einem Gottesdienst infizierten, sagt er: "Kurze Ausbrüche wird es immer geben." Man sei nun in der Lage, in kurzer Zeit eine vergleichbare Einrichtung wie das Hilfskrankenhaus hochzufahren. Zwar werde das wohl nicht mehr im Hotel "Select" sein, "wir haben andere Objekte im Auge". Es gibt laut Reichelt auch keinen Vertrag mehr mit dem Hotel. Einige Experten sagen, dass andere Einrichtungen geeigneter seien, Weiler will sich darauf nicht einlassen. Er sagt nur, Dachau werde sich auch beim zweiten Mal wieder als Standort anbieten. "Sonst hätten wir gigantische Transportwege."

© SZ vom 27.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: