Cannabis-Legalisierung:CSU befürchtet mehr psychische Erkrankungen

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Der Dachauer CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath macht der Bundesregierung wegen der Freigabe von Cannabis schwere Vorwürfe. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ab 1. April dürfen Erwachsene legal Marihuana konsumieren. Der Dachauer Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath sieht eine große Gefahr für die Gesundheit von Jugendlichen.

Der Dachauer CSU-Landtagsabgeordnete und Gesundheitspolitiker Bernhard Seidenath geht davon aus, dass psychische Erkrankungen durch die Cannabis-Legalisierung zunehmen werden. Mit der Freigabe werde "ganz bewusst" in Kauf genommen, "dass mehr Jugendliche psychisch erkranken", so Seidenath nach einer Vorstandssitzung des Gesundheits- und Pflegepolitischen Arbeitskreises (GPA) der CSU. Dabei verwies Seidenath auf "Studien", die seine Befürchtung belegen würden. "Ein chronischer Cannabiskonsum macht häufige Erkrankungen noch häufiger, nämlich insbesondere Angsterkrankungen und Depressionen."

An der GPA-Vorstandssitzung hatte Marcel Romanos als Experte teilgenommen. Romanos ist Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Würzburg und Sonderbeauftragter der Staatsregierung für Prävention für psychische Gesundheit und Sucht. Mit ihm habe man unter anderem über die Form der Anwendung von Marihuana gesprochen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Seidenath fordert eine Aufklärungskampagne

Seidenaths Fazit: "Verkehrsgrenzwerte fehlen noch immer." Damit sei das neue Gesetz der Bundesregierung unseriös gemacht. Auch würden mehr Bußgeldtatbestände eingeführt und so die Belastung für Polizei und Justiz erhöht. Mit der beschlossenen 25 Gramm-Grenze seien Dealer nicht mehr von "normalen Anbauenden" zu unterscheiden. Seidenath fordert, das Gesetz müsse spätestens in der nächsten Legislaturperiode zurückgenommen werden. Unterdessen brauche es eine groß angelegte Aufklärungs- und Präventionskampagne für Schülerinnen und Schüler.

Die heftig umkämpfte Legalisierung von Cannabis hat am vergangenen Freitag die letzte Hürde im Bundesrat genommen. Ab dem 1. April dürfen nun Erwachsene bis zu 25 Gramm Haschisch und Marihuana im öffentlichen Raum und 50 Gramm zuhause besitzen. Außerdem können sie drei Cannabispflanzen zum Eigenverbrauch ziehen. Sie dürfen allerdings nicht in der Nähe von Minderjährigen kiffen, auch nicht in Sichtweite von Schulen und Kindertagesstätten und in Fußgängerzonen vor 20 Uhr.

In der Drogenpolitik ist es eine Zäsur. "Cannabis ist trotz des bisherigen Verbots sehr weitverbreitet", sagte der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD). Ein Umdenken und mehr Jugendschutz seien also dringend notwendig. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) setzt darauf, Risiken zu begrenzen und den Schwarzmarkt mit verunreinigtem Stoff zurückzudrängen. Er hebt aber auch die Botschaft hervor: "Es wird zwar legal, aber es gibt Probleme." Bisher wüssten viele Eltern nicht, wie schädlich der Konsum sei. Vor allem junge Erwachsene sollten auf erhöhte Gefahren hingewiesen werden.

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