Klimaschutz in Karlsfeld:Nehmt die Ideen der Bürger ernst!

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(Foto: Toni Heigl)

Karlsfelderinnen haben dutzende Ideen eingebracht, um den Klimaschutz in ihrer Gemeinde zu verbessern. Jetzt liegt es an den Gemeinderäten: Sie müssen die Belange der Bürgerinnen ernst nehmen. Auch andere Landkreisgemeinden sollten das Thema Klimaschutz in ihren Rathäusern professionalisieren.

Kommentar von Anna Schwarz, Karlsfeld

In Karlsfeld war nun die Stimme des Volkes bei einem Klimaschutz-Workshop gefragt: Die Karlsfelderinnen waren höchst motiviert, man merkte vielen an, dass sie sich schon länger mit dem Thema befassen und es ihnen eine Herzensangelegenheit ist. Im Bürgerhaus sammelten sie dutzende Vorschläge, um ihre Gemeinde klimafreundlicher zu gestalten. Auch im Internet hatten sich seit vergangenem Juni viele Bürger eingebracht. Auf einer digitalen Ideenkarte wurden rund 180 Beiträge eingereicht, um den Klimaschutz in der Gemeinde voranzutreiben. Jetzt liegt es an den Gemeinderäten, sie sollten die Belange aus der Bürgerschaft ernst nehmen und die Beteiligung nicht nur als Prestigeprojekt sehen, nach dem Motto: "Klar fragen wir euch, aber letztendlich entscheiden wir als Gemeinderat allein." Das würde zu Vertrauensverlusten gegenüber der Karlsfelder Kommunalpolitik führen.

Wenn die Ergebnisse im Sande verlaufen, hätte man sich die Bürgerbeteiligung sparen können

Wer Bürger mit ins Boot holt, sollte sie weiter beteiligen und ihnen über den aktuellen Sachstand berichten. Dies machte auch ein Teilnehmer am Ende des Klimaschutz-Workshops deutlich: Er forderte, dass alle Ideen der Bürger zusammengefasst und veröffentlicht werden. Einige fotografierten sogar die Stellwände mit allen Vorschlägen ab, damit ihre Ergebnisse aus dem zweieinhalbstündigen Workshop nicht verloren gehen. Schließlich haben die Beteiligten dafür ihren Feierabend geopfert und die Vorschläge mit viel Hirnschmalz und Herzblut erarbeitet.

Die Klimaschutz-Ideen der Bürgerinnen wurden nun "einmal ungefiltert" aufgenommen, sagte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU), er habe sie bei der Veranstaltung bewusst nicht kommentiert. Was man davon umsetzen könne, müsse in den kommenden Monaten im Gemeinderat und Umwelt- und Verkehrsausschuss diskutiert werden. Klar ist jedoch: Wenn die Workshop-Ergebnisse nicht in konkrete Anträge übersetzt werden, dann hätte sich die Gemeinde die Bürgerbeteiligung gleich sparen können. Vielmehr sollten die Gemeinderäte dankbar dafür sein, dass Bürgerinnen und Bürger ihnen so viele Anregungen gegeben haben. Freilich ist nicht alles davon umsetzbar: Die Gemeinderäte können zum Beispiel die Lehrpläne des Kultusministeriums nicht umschreiben. Durchaus realistisch hingegen ist aber, dass der Gemeinderat sich etwa Gedanken darüber macht, wo man noch Fahrradwege oder Photovoltaikanlagen in der Gemeinde installieren könnte.

Löblich ist das Vorgehen der Gemeinde Karlsfeld aber allemal, ein Klimaschutzkonzept zu entwickeln und dafür eine Klimaschutzmanagerin anzustellen. Nur im Dachauer Rathaus und Landratsamt gibt es eine ähnliche Stellenbesetzung. Andere Landkreisgemeinden müssen in dieser Hinsicht nachziehen. Denn nicht nur die aktuell steigenden Energiepreise zeigen, dass in den vergangenen Jahren unter anderem beim Thema erneuerbare Energien einiges verschlafen wurde.

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Klimaschutz
:Karlsfelder wünschen sich mehr grüne Energie

Bis 2030 sollen die Treibhausgas-Emissionen bundesweit gegenüber 1990 um 65 Prozent sinken. Auch die Gemeinde Karlsfeld will klimafreundlicher werden und arbeitet an einem Klimaschutzkonzept. Bei einem Workshop bringen auch höchstmotivierte Bürger ihre Ideen ein.

Von Anna Schwarz

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