Jugendarbeit:Bergkirchener Jugend bietet Gemeinderäten die Stirn

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Bürgermeister Robert Axtner muss sich die Kritik der Jugendlichen gefallen lassen. Er will diese nun in die Erarbeitung eines neuen Konzepts einbeziehen. (Foto: N.P.JØRGENSEN)

In einer nicht-öffentlichen Sitzung hatte das Gremium beschlossen, die Kooperation mit dem Kreisjugendring zu beenden und die Jugendarbeit ab 2025 selbst zu übernehmen. Das stößt bei den Jugendlichen auf Unverständnis.

Von Jacqueline Lang, Bergkirchen

Anfang November hat der Bergkirchener Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen, den Kooperationsvertrag mit dem Kreisjugendring (KJR) zum Jahresende aufzulösen. Ab Januar 2025 will man die Jugendarbeit dann eigenverantwortlich organisieren. Eine Entscheidung, die der Bergkirchener Jugendrat stark kritisiert: Die Jugendarbeit laufe super, die Entscheidung der Gemeinde sei daher nicht nachvollziehbar. Der Jugendrat fühlt sich vom Gemeinderat bei der Entscheidung nicht nur übergangen, sondern fürchtet auch, wie er in einer Stellungnahme schreibt, damit "Vertrauenspersonen sowie fachliche Beratung und qualitative Betreuung" zu verlieren. Auch Julia Neumann, die Dachauer KJR-Vorsitzende, bedauert die Entscheidung: "Im Sinne der Jugendlichen hätten wir uns eine Weiterführung unserer Arbeit gewünscht."

In der siebenseitigen Stellungnahme schlagen die Jugendräte Lukas Drexler und Tobias Braun eine Kompromisslösung vor. Statt die Kooperation komplett aufzukündigen, sollten lediglich die Stunden der drei Gemeindejugendpflegerinnen vom KJR reduziert werden. Sollte der Gemeinderat allerdings an der Entscheidung, die Kooperation aufzulösen, festhalten wollen, stellen sich dem Jugendrat ganz praktische Fragen, etwa: Wer wird die Qualität der gemeindlichen Jugendarbeit in Zukunft sicherstellen? Wie soll garantiert werden, dass das aktuell so umfangreiche Ferien- und Freizeitprogramm weiter aufrechterhalten werden kann?

"Wir waren der Meinung, dass junge Menschen der Gemeinde etwas bedeuten"

Dem Jugendrat geht es aber nicht nur um diese eine Entscheidung des Gemeinderats. "Wir waren der Meinung, dass junge Menschen der Gemeinde etwas bedeuten. Jedoch stellen wir das gerade ernsthaft infrage." Es erhärte sich der Eindruck, dass "die Partizipation, Teilhabe und Demokratie der Kinder und Jugendlichen als unwichtig erachtet" werde.

Dieser Eindruck entstehe nicht nur aufgrund der aktuellen Situation, "sondern auch aufgrund des Desinteresses seitens der Gemeinde, die Wünsche der Jugendlichen umzusetzen". Konkret werden genannt: der seit zehn Jahren aufgeschobene Bau eines Jugendzentrums, eine Erste-Hilfe-Ausrüstung und Licht am Skaterpark, ein Defibrillator am Eisolzrieder See und Mülleimer auf Spielplätzen.

Der Jugendrat wünscht sich nun ein Gespräch, bei dem nicht nur Bürgermeister Robert Axtner (CSU), sondern auch seine Stellvertreterin Dagmar Wagner (FW) und die beiden Jugendreferenten Markus Schuster und Josef Märkl dabei sind. Die Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung des Bayerischen Jugendrings habe bereits zugesichert, einen "neutralen und kostenlosen Moderator" zur Verfügung zu stellen. Terminvorschläge seitens der Gemeinde erwarte man bis Freitag, 1. Dezember.

Mahnwache vor dem Rathaus

Fragt man bei Bürgermeister Axtner nach, warum die Gemeinde die Kooperation mit dem KJR beenden will, sagt dieser, dass man keinesfalls unzufrieden mit dessen bisheriger Arbeit sei, sondern einfach entschieden habe, die Jugendarbeit "nach Hause zu holen". Damit habe die Gemeinde im Bereich der Seniorenarbeit bereits gute Erfahrungen gemacht. Um eine Einsparungsmaßnahme handle es sich keineswegs, vielmehr wolle man die Jugendarbeit in Zukunft finanziell "sehr, sehr gut ausstatten". Auch habe der Gemeinderat den Jugendrat keinesfalls übergehen wollen.

Deshalb wolle man bei der Erarbeitung des Konzepts, wofür man eigens einen Arbeitskreis gründen werde, selbstverständlich eng mit dem Jugendrat zusammenarbeiten und schauen, dass möglichst viele Themen, die über die Jahre "offen" geblieben sind, Eingang darin finden. Dass sich der Jugendrat in seiner Stellungnahme kritisch gegenüber der Gemeinde äußert, betrachtet Axtner keineswegs als Affront, sondern nötigt ihm sogar Respekt ab. Es sei dessen gutes Recht, sich zu äußern und für die eigenen Belange einzustehen.

Noch hat die Gemeinde dem Jugendrat keine Terminvorschläge unterbreitet, aber das werde auf jeden Fall zeitnah geschehen, versichert Axtner. Auch bei der Mahnwache vor dem Rathaus, die der Jugendrat für diesen Dienstag, 28. November, um 18 Uhr geplant hat, will Axtner vor der Gemeinderatssitzung, in der man erneut im nicht-öffentlichen Teil über das Thema beraten will, vorbeischauen.

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