Ausbau der S-Bahn:Hauptsache, der Ausbau geht schnell

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Die Bürgermeister freuen sich über die Vorschläge zur Verlängerung der S-Bahn-Strecken. Nur Petershausen befürchtet Nachteile.

Von Christiane Bracht und Gregor Schiegl, Dachau

Die Visionen zum Ausbau der S-Bahn im Landkreis Dachau begeistert die Bürgermeister. "Das einzige Problem wird sein, es dauert alles viel zu lange", fürchtet der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Die einzige kritische Stimme an dem neuen Konzept kommt aus Petershausen: Die Weiterführung der S-Bahn nach Pfaffenhofen an der Ilm macht Bürgermeister Marcel Fath (FW) große Sorgen. "Wenn die Pendler aus Pfaffenhofen nicht mehr zu uns kommen, werden die Zusteigezahlen sinken. Das könnte zur Folge haben, dass der Regionalexpress hier nicht mehr hält", fürchtet er. Für alleinerziehende Mütter wäre das "eine Katastrophe", denn sie arbeiten meist nur halbtags in München und sind auf die schnelle Verbindung zurück angewiesen, damit sie ihre Kinder rechtzeitig abholen können, sagt Fath. "Und hier wohnen sehr viele alleinerziehende Mütter. Wir sind sogar der Ort mit den meisten in Oberbayern." Warum das so ist, kann er nicht sagen. Vorteilhaft ist der Regionalexpress offenbar auch für die Wirtschaft. "Zwei Mittelständler konnte ich nach Petershausen holen, weil wir sowohl nach München als auch nach Ingolstadt sehr gut angebunden sind", sagt Fath.

Es gibt allerdings noch einen weiteren Grund, weshalb Fath die Verlängerung nach Pfaffenhofen kritisch beäugt: Petershausen plant seit längerem den Park-und-Ride-Platz zu erweitern, damit die Pendler aus dem Norden ihre Autos abstellen können. Mehr als eine Million soll die Realisierung kosten, noch streitet sich die Gemeinde mit dem Landratsamt wegen der Emissionen, aber die Pläne sind eigentlich fertig und das Geld ist auch da. Fath möchte gern mit dem Bau beginnen, schon um das Parkplatzproblem in seinem Ort in den Griff zu bekommen. Er fürchtet jedoch, dass der Park-und-Ride-Platz bald leer stehen wird, wenn die S-Bahn weiter nach Norden fährt und die Pendler lieber dort einsteigen. "Ich möchte ungern umsonst bauen", sagt er, angesichts der "nicht unerheblichen Investitionen". Der avisierte 15-Minuten-Takt und die geplanten Querverbindungen zur S-Bahn nach Altomünster freuen ihn dagegen sehr. "Das ist ein massiver Standortvorteil", sagt der Petershausener und denkt vor allem an sein Gewerbegebiet. Nur mit Verbindungen zu anderen Unternehmen in Markt Indersdorf etwa oder sogar weiter zur A 8 könne man Firmen aus München herauslocken, sagt er. "Man muss auf die Details aufpassen, wenn es um die S-Bahn-Verlängerung geht."

"Wir müssen attraktive Umstiegsmöglichkeiten bieten"

Uneingeschränkte Begeisterung zeigt indes Markus Trinkl: "Ich bin positiv überrascht, dass der fehlende Ast gedanklich aufgenommen wurde", sagt der parteilose Bürgermeister von Odelzhausen. Der Verkehr auf der A 8 stößt an seine Grenzen und ein achtspuriger Ausbau kann nicht die Lösung sein. "Wir müssen attraktive Umstiegsmöglichkeiten bieten", sagt er. Die derzeitige Busverbindung hat jedoch ihre Schwächen. Sie verkehrt zu selten, am Wochenende und abends von 20.50 Uhr an gar nicht mehr. Der Expressbus von Dasing über Odelzhausen nach Pasing droht aus finanziellen Gründen zu scheitern, wie Trinkl sagt. Aber er sei dauerhaft auch keine Alternative zur Schiene, da die Busse selbst im Autobahnstau stecken bleiben. "Wenn ich mir das Wachstum in der Gemeinde anschaue, ist der Bedarf auf jeden Fall da", sagt er. Seit 2014 ist die Einwohnerzahl um etwa zehn Prozent auf 5000 gestiegen und "die Baulandnachfrage ist ungebrochen". Vor allem Familien aus München ziehen nach Odelzhausen, arbeiten aber weiterhin in der Stadt.

"Eine konsequente Investition in den öffentlichen Nahverkehr wäre wichtig", fordert Oberbürgermeister Hartmann. Der Nordring wäre für die Pendler eine echte Verbesserung, nur wenn er genauso lang brauche, wie die zweite Stammstrecke, gehe das viel zu langsam. Auch Johann Willibald, Verkehrsreferent im Gemeinderat Karlsfeld, setzt große Hoffnungen auf einen Nordring. "Wir brauchen einen Anschluss nach Karlsfeld", sagt der CSU-Politiker. "Ich hoffe, dass die technische Umsetzung möglich ist." Karlsfeld gilt als Nadelöhr für den Pendlerverkehr zwischen dem Dachauer Hinterland und der Landeshauptstadt. Daher stoßen auch die Pläne für einen Park-und-Ride-Platz in Breitenau auf großes Interesse der Karlsfelder. "Alles, was die Pendler im Landkreis betrifft, betrifft auch uns", sagt Willibald. Skeptisch sieht er allerdings die Verlängerung der heute schon star k überlasteten Bahnlinien in den Außenbereich. Die Idee an sich sei gut. "Aber wir brauchen eine Bahn, die auch funktioniert."

© SZ vom 01.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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