Auszeichnung:Denkmalpreis für altes Schulhaus

Lesezeit: 2 min

So sieht das Gebäude, das Anfang des 18. Jahrhunderts als Brau- und Gasthaus gebaut wurde, später auch Schulhaus und Lehrerwohnung war, heute aus. (Foto: Toni Heigl)

Der Bezirk Oberbayern würdigt, wie es der Gemeinde Altomünster gelungen ist, einen innerörtlichen Leerstand wieder mit kommunalem Leben zu füllen.

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Sie war ein echter Schandfleck - und das auch noch an prominenter Stelle in der Marktgemeinde Altomünster. Nach einer aufwendigen Sanierung ist die alte Schule im Ortskern aber wieder voller Leben. Sie wird als Kindergarten und seitens der Volkshochschule für verschiedenste Aktivitäten genutzt. Jetzt ist sie mit dem Oberbayerischen Denkmalpreis des Bezirks Oberbayern ausgezeichnet worden.

"Das Beispiel zeigt auf vorbildliche Art und Weise, wie ein innerörtlicher Leerstand wieder mit kommunalem Leben gefüllt und zum dörflichen Mittelpunkt werden kann - statt diese wichtigen Funktionen an den Ortsrand auf die grüne Wiese zu verlegen. Sehr gelungen ist auch die Verbindung von denkmalgeschütztem Gebäude und modern anmutendem Treppenhaus, das als Fluchtweg für das Dachgeschoss außen angebaut wurde", heißt es in der Begründung.

Erstbezug des Brau- und Gasthauses war 1710

Das Bauwerk entstand in den Jahren 1709/1710, als zweigeschossiges Brau- und Gasthaus, ein zum Kloster gehörendes Wirtschaftsgebäude. Überliefert ist, dass der Ort bereits seit dem Mittelalter genutzt wurde und die Vorgängerbauten immer wieder Opfer von kriegerischen Auseinandersetzungen wurden. 1803 erfolgte der Umbau zur Klostergaststätte, von 1826 bis 1912 wurde das Gebäude als Schulhaus genutzt. Die bei offiziellen Anlässen gern zitierte Inschrift oberhalb des Eingangs "Das Kostbarste in der Gemeinde ist eine wohl erzogene Jugend" wurde gleichfalls restauriert. 1913 wurde in dem Gebäude die Lehrerwohnung untergebracht, die Schule zog ins Nachbargebäude um. Als es dort zu eng wurde, wurde auch die ehemalige Schule "Schultreppe 4" reaktiviert - bis am Ortsrand ein neuer Schulkomplex errichtet wurde - und die nunmehr ganz alte Schule zunehmend verfiel und schließlich nicht mehr nutzbar war.

Die Sanierung am alten Schulhaus (links) und seinem Nachbargebäude läuft 2019 auf Hochtouren. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Eine Detailaufnahme des alten Schulhauses während der Sanierung. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Auch die Inschrift über dem Eingang ist restauriert worden: "Das Kostbarste in der Gemeinde ist eine wohl erzogene Jugend". (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bereits 2013 hatte der Gemeinderat die Sanierung des mittlerweile baufälligen Gebäudes "Schultreppe 4" mit seinem morschen Gebälk, den kaputten Fenstern, dem undichten Dach und Rissen in tragenden Wänden beschlossen. Doch die Arbeiten zogen sich aus diversen Gründen hin, bis dieses herausragende Beispiel für eine gelungene Sanierung und Restaurierung endlich eröffnet werden konnte. Die Gesamtkosten lagen schließlich bei rund 3,5 Millionen Euro, rund 2,2 Millionen Euro staatliche Zuschüsse - auch vom Bezirk Oberbayern - machten das Projekt für die Gemeinde finanzierbar.

Fassaden und Dach sind komplett erneuert und energetisch saniert worden. Die Räume für Kindergarten und Volkshochschule sind hell und großzügig. Drei barocke Türstöcke und vor allem der wunderbare offene Dachstuhl mit seinen sichtbaren alten und ergänzenden, neuen Holzbalken erinnern an die wechselvolle Historie des Hause und verleihen ihm diesen ganz besonderen Charme. Dazu tragen auch die Holzböden aus alten Materialien bei. Ein geradezu wohltuender Kontrast ist der moderne Anbau, der sich perfekt in das Gesamtensemble einfügt.

2018 war das alte Schulhaus noch eine alte Ruine und stand leer. (Foto: Toni Heigl)
Jetzt gibt es keinen Schandfleck mehr an der Schultreppe im Zentrum Altomünsters. Die einstige Schulhausruine (links) ist saniert. (Foto: Toni Heigl)

Bezirkstagspräsident Josef Mederer, der in Altomünster lebt, sagte anlässlich der Preisverleihung: "Wir möchten mit der Denkmalpflege nicht nur Altes erhalten, sondern auch mit neuem Leben füllen. Das alte Schulhaus in Altomünster ist dafür ein Paradebeispiel: Die Marktgemeinde hat das Anwesen vorbildlich saniert. Heute kommen die schönen Räume der Gemeinschaft als Kindergarten und Bildungsstätte zugute. Das ist gut angelegtes Geld!"

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusReal- und Mittelschulen
:Zwischen Abschlussparty und erstem Arbeitstag

Fünf junge Menschen, die ihren Quali oder die Mittlere Reife geschafft haben, erzählen über die Corona-Zeit an ihrer Schule, was sie jetzt vorhaben und wofür ihr erstes Gehalt draufgeht.

Protokolle von Anna Schwarz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: