Altomünster:"Man muss richtig was krachen lassen"

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Der Pianist Markus Kreul hat ein Benefizkonzert organisiert. (Foto: Konstantin Volkmar, oh)

Der Pianist Markus Kreul redet in seinem neuen Podcast mit Menschen, die eine besondere Beziehung zur Musik haben. Auch er selbst ist am Instrument zu hören.

Von Horst Kramer, Altomünster

Sie ist ein Liebling des Münchner Opernpublikums, gefeiert in Bayreuth, Berlin und Mailand: Okka von der Damerau. Sie ist seit rund zehn Jahren eine feste Größe im Ensemble der Bayerischen Staatsoper. Die Wagner-Diva ist eine der Gesprächspartnerinnen des Pianisten, Universitätsdozenten und Schumann-Botschafters Markus Kreul, der einen neuen Podcast veröffentlicht hat: "Die Kraft der Musik - on Tour", eine Fortsetzung seiner Konzert- und Podcast-Reihe aus den beiden ersten Pandemiejahren. Kreul redet in seinem neuen Werk mit Menschen mit einer besonderen Beziehung zur Musik, etwa mit dem Organisten Peter Kofler oder mit der Musiktherapeutin Susanne Metzner sowie mit Sonja und Marina Umari, Frau und Tochter des 2003 verstorbenen Komponisten Egidio Umari.

Das Virus veränderte das Leben vieler Menschen, bei Kreul stieß die Pandemie einen Reflexionsprozess an: zur Bedeutung von Musik nicht nur in seinem Alltag als Musikprofi, sondern im Leben von allen Menschen, die mit ihr in Berührung kommen. Egal, ob im Konzertsaal, in der Kirche, im Auto oder mit einem Knopf im Ohr. Gleichgültig, ob als Musizierende oder Rezipierende.

Wie lassen sich die Menschen wieder in die Konzertsäle locken?

In der neuen vierteiligen Podcast-Reihe stehen die Erlebnisse und Reflexionen von Kreuls Gesprächspartnerinnen und -partnern im Vordergrund, aber natürlich ist der Pianist auch an seinem Instrument zu hören. Etwa wenn er einige pianistische Miniaturen Umaris interpretiert. Der Bonner hat sich für seine Gespräche Personen ausgesucht, die Musik aus sehr unterschiedlichen Perspektiven leben und erleben. So antwortet Bühnenkünstlerin Okka von der Damerau auf Kreuls Frage, wie Menschen nach der Pandemie in die Konzertsäle zurück zu locken seien, folgendermaßen: "Nur durch Qualität. Man muss richtig was krachen lassen."

Eine völlig andere Perspektive bestimmt Kreuls einfühlsames Interview zur Vita von Egidio Umari, einem Ingenieur, der Großprojekte wie die Frischwasserversorgung von Triest leitete, daneben aber immer als Komponist und Musiker tätig war. Umaris Frau und seine Tochter erzählen aus einem spannenden Familienleben zwischen den Welten. Im Dialog mit dem Organisten und Cembalisten Peter Kofler geht es Kreul um die verbindende Kraft der Kirchenmusik und die Freiheit der Improvisation. Kofler ist ein grandioser Bach-Interpret, wie nicht nur in der Münchner St. Michaels-Kirche zu hören ist, sondern auch auf seiner Orgel- und Cembalo-Einspielung von "Die Kunst der Fuge". Der Bozener leitet den "Münchner Orgelherbst", der im vergangenen Oktober zum 13. Mal veranstaltet wurde.

Die Kraft der Musik

Improvisation ist ein Thema, das auch Susanne Metzner beschäftigt. Sie lehrt wie Kreul an der Universität Augsburg. Die Berlinerin forschte unter anderem zur KI-gestützten Analyse von Improvisationen oder zur Beeinflussbarkeit von Angst und Schmerz durch musikgeleitete Resonanzatmung. Kreul hakt nach, wie die Wissenschaftlerin, die selber auch musiziert, Praxis, Forschung und Lehre kreativ miteinander verbindet.

Das Gespräch mit Okka von der Damerau wurde im Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz aufgezeichnet, ein Ort, der seit seiner Eröffnung vor 122 Jahren ein Treffpunkt von Kunstschaffenden und Interessierten gewesen ist. Dort wird Kreul seine Lebensthema "Die Kraft der Musik" im Herbst in einer Kammerkonzertreihe aufgreifen und fortführen.

Der Podcast "Die Kraft der Musik - on Tour" erscheint alle zwei Wochen auf YouTube. Reine Hörversionen finden sich auf Spotify und vielen anderen bekannten Podcast-Plattformen sowie auf der Homepage des Musikers www.markus-kreul.com .

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