"The winner takes ist all" singen 6 for Chords am Sonntagabend im Ludwig-Thoma-Haus als Zugabe. Dabei hatte dieses Konzert der A-Capella-Formation so gar nichts vom leicht melancholischen Unterton des Abba-Hits von 1980. Die sechs Sängerinnen und Sänger sind bei ihrem Auftritt vom ersten bis zum letzten Ton die personifizierte Lebensfreude, gepaart mit hochkarätigem Können. Wenig verwunderlich, dass der Funke geradezu blitzartig auf das Publikum im nicht ganz ausverkauften Stockmann-Saal überspringt - befördert durch etliche Kinder, die die erste Reihe für sich reklamiert haben.
Zwischendurch mal rumrennen: kein Problem. Entspannt zuhören wie die Großen: selbstverständlich. Mitklatschen, wenn sich die Erwachsenen das noch längst nicht wirklich trauen: sowieso. Schließlich sind einige Kinder Profis in Sachen A-capella. Denn dort oben singen, spielen und tanzen die Menschen, die im wirklichen Leben ihre Eltern sind - und gerade mit Schwung, Präzision und Leidenschaft Hits der vergangenen Jahrzehnte covern. Nicht einfach mal ebenso, sondern in ganz speziellen Arrangements, von denen etliche Manuel Hartinger geschrieben hat. Sie sorgen für neue Hörerlebnisse und Begeisterungsstürme im Zuschauerraum.
Ruth Schmidt (Sopran), Manuel Hartinger (Tenor), Veronika Sammer (Alt), Julia und Raphael Mayrhofer (Mezzosopran, Bariton) sowie Jakob Stolte (Bass) haben an der Hochschule für Musik und Theater in München studiert und singen fast alle seit zehn Jahren zusammen.
Die "Kings' Singers" sind ihr großes Vorbild
Ihr großes Vorbild: die weltberühmten King's Singers, "auch wenn wir die nie erreichen werden", wie Julia Mayrhofer kürzlich im Gespräch mit der SZ Dachau sagte. Doch "6 for Chords" sind auf dem Weg dahin, wenn auch mit einer völlig anderen Ausrichtung als die ungekrönten Herrscher der A-capella Musik. Herrscherinnen gibt es übrigens bei den King's Singers nicht.
"Vocal Pop" nennen "6 for Chords" ihre Musikrichtung, und das aktuelle Programm heißt "Unverstimmliche Klangempfehlung". Klingt rätselhaft? Ist es aber nicht wirklich. Ob Drums oder Gitarre, ob schmachtende Geige oder tirilierende Flöte: Dieses Sextett kann einfach alles mit seiner Stimme ausdrücken, macht aus jedem Song eine echte Show, sucht und findet auf ganz selbstverständliche Art den Kontakt zum Publikum. Das spielt mit, lässt vorfreudige "Ahs" und "Ohs" hören, wenn ein Phil-Collins-Schmachtfetzen, ein Michael-Jackson-Song, ein total abgefahrener "Cocktail für two" oder ein rosa-wolke-mäßiges La-La-land-Medley angekündigt wird und tanzt bei "Let's twist again", so heftig, wie es die Hüften (noch) erlauben. "6 for Chords" ist ein sehr nahbares Ensemble, eines das mit Können, mit Kreativität und mit Witz überzeugt. Ein Ensemble, das die Musik sehr ernst nimmt, sie aber leichtfüßig rüberbringt - und sich selbst ab und zu auf die Schippe nimmt. Gewinner dieses Abends: die unfassbar guten "6 for Chords" und ihr verzücktes Publikum.
