Vom Anfang und vom Ende des Lebens her nähert sich jeweils eine Graphic Novel Ludwig van Beethoven. Das passt in das Jahr, in dem man den 250. Geburtstag des Komponisten feiert, in dessen Musik am Ende alles aufgeht und alles funktioniert, "wie als hätte ihm Gott pärrsönlich die Partitur per Brrieftaube gäschickt". So drückt es der ungarische Diener Beethovens in Mikael Ross' "Goldjunge" aus. Darin zeichnet Ross Beethovens Jugendjahre nach. Es entsteht ein Bildungsroman im klassischen Sinne - vom eigentümlichen Kind zum genial-herrischen "Kobold". Schön zeichnet Ross in lapidar-dynamischen Bildern das so hypersensible wie selbstbewusste Kind, das mit einem Alkoholiker-Vater und den Verhältnissen einer Gesellschaft zwischen Stände-Bewusstsein und Aufklärung zu kämpfen hat. Der Künstler, der daraus entwächst, behält sich diese Eigenschaften: Ein Choleriker, der schrecklich unsicher ist und gleichzeitig im Wissen um die eigene Genialität für seine Kunst eintritt. Ross hält sich dabei nicht akribisch an Beethovens echte Biografie, vielmehr verdichtet er die Stationen. Etwa Beethovens erste Reise nach Wien, wo er ursprünglich mal bei Mozart Unterricht bekommen sollte, oder die so wichtigen Bekanntschaften zur Familie von Breuning und dem Grafen Waldstein. Das wirkt bisweilen etwas glatt, aber umso schöner ergießt sich Beethovens Musik in Farbschwällen über die Seiten - von ersten, beinahe noch programmatisch nachkomponierten Natureindrücken zum Klavierkonzert Nr. 2. Mit dessen phänomenal erfolgreicher Uraufführung endet der Comic.
Von der Bildsprache konventioneller und dramaturgisch völlig konträr beginnt Peer Meters und Rem Broos "Beethoven - Unsterbliches Genie". Am Todestag Beethovens treffen Leichenfledderer und Weggefährten in Wien ein. Als Binnenhandlung scheinen Anekdoten aus Beethovens Leben auf. Etwa von der Sängerin Caroline Unger, die von der Uraufführung der Neunten Symphonie berichtet, die Beethoven selbst nie erklingen hörte, weil er zu dem Zeitpunkt schon taub war. Die Mythen entspinnen sich hier um den Leichnam, während bei Ross die Musik als Mythos erfahrbar wird.