Kritik: casalQuartett:Klangfarben, die leuchten

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Das casalQuartett springt im Prinzregententheater für das Danish String Quartett ein - und musiziert mit so vitaler Energie und packender Leidenschaft, dass am Ende gewaltiger Beifall prasselt.

Von Klaus Kalchschmid

Dezidiert schreiben sich diese vier Streicher casalQuartett, wohl nicht zuletzt, um eine Verwechslung mit dem Cuarteto Casals auszuschließen. Im Prinzregententheater waren am Sonntagabend Felix Froschhammer und Rachel Rosina Späth (Geigen), Bratscher Markus Fleck und Sebastian Braun am Cello bravourös für das Danish String Quartett eingesprungen. Nach Mozarts in seiner heiklen Faktur fast unspielbarem letztem Quartett, das im Finale aber herrlich ungestüm daherkam, steigerten sie sich bereits mit Schubert ungemein. Doch nach der Pause warf sich das casalQuartett mit bewundernswert intensiver wie präziser Expressivität und Musizierlust in Smetanas erstes Streichquartett. Dabei machten sie dem Titel "Aus meinem Leben" alle Ehre.

Ob ausgelassen unbeschwerte Jugend im ersten, herrlich kernig auftrumpfende Polka im zweiten Satz, selige Erinnerung an die mit 30 Jahren gestorbene erste Frau im träumerischen Largo sostenuto oder das durchdringende hohe E der ersten Geige im Finale, das den Tinnitus des allmählich Ertaubenden erschütternd Klang werden lässt: Das casalQuartett fand stets den richtigen Ton und leuchtend schimmernde Farben, musizierte mit vitaler Energie und packender Leidenschaft ebenso wie mit schwebender Empfindsamkeit und zarter Trauer.

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Das war schon beim Schubert-Block vor der Pause zu erleben: Da folgte auf den suggestiv vierstimmigen Satz von zwei besonders schönen, melodisch wie harmonisch in die Tiefe lotenden Liedern ("Du bist die Ruh" und "Der Wegweiser) unmittelbar der Quartettsatz c-Moll: Was für ein Ereignis! Denn auch die unterschiedlichen Aggregatzustände dieses Solitärs, der zwischen höchster Erregung und Resignation schwankt, waren ungemein spannend gespielt.

Gebannte Stille herrschte sogar zwischen den einzelnen Sätzen, und am Ende prasselte gewaltiger Beifall in Richtung Podium, der vergessen ließ, dass das Prinzregententheater nur zur Hälfte gefüllt war.

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