Bürgerentscheid zum Flughafenausbau:78.000 Euro gegen eine Million

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Die Kampagnen für den Bürgerentscheid zum Flughafenausbau sind gestartet, allerdings haben die Befürworter deutlich mehr Geld zu Verfügung. Sie werben vor allem damit, dass der Bau der dritten Startbahn bayerischen Unternehmen helfe - und müssen sich nun Kritik gefallen lassen.

Marco Völklein

Die Münchner werden in den nächsten Wochen bis zum Bürgerentscheid zum Flughafenausbau am 17. Juni orange sehen. Denn nicht nur die Befürworter der geplanten dritten Start- und Landebahn setzen auf diese Signalfarbe - auch die Ausbaugegner werden sich in den nächsten Wochen orangefarbene Buttons ans Revers heften und Plakate in gleicher Farbe kleben.

Sowohl Gegner wie Befürworter der dritten Startbahn setzen auf die Signalfarbe orange. (Foto: dpa)

"Uns ist bewusst, dass es eine enge Entscheidung werden wird", sagte Katharina Schulze vom Bündnis gegen den Flughafenausbau am Montag zum Auftakt der Kampagne. Mit Infoständen, einer Präsenz auf dem "Streetlife"-Festival am 9./10. Juni sowie einem Kino-Werbespot, der in den zwei Wochen vor dem Bürgerentscheid zu sehen sein wird, wollen die Gegner ihre Anhänger mobilisieren. Aber auch die Befürworter haben bereits angekündigt, mit Infoständen und Plakaten die Münchner zur Teilnahme an der Abstimmung bewegen zu wollen.

Grünen-Chefin Schulze warf den Befürwortern vor, mit ihrer Kampagne "vor allem auf unpolitische Wohlfühlbotschaften und viel Geld" zu setzen. Tatsächlich stehen dem Befürworter-Bündnis aus SPD, CSU und FDP sowie etwa 30 Verbänden, Vereinen und Unternehmen mindestens eine Million Euro vom Flughafen zur Verfügung. Das Gegner-Bündnis aus 15 Parteien und Vereinen, in dem Grüne, Freie Wähler, Linke, Piraten, Attac und Bund Naturschutz engagiert sind, beziffert seinen Etat auf 78.000 Euro.

Sprecher Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte, es sei "bedenklich, wie weit die Wirtschaft hier Politik beeinflusst". Die Befürworter werben in der Diskussion vor allem mit dem Argument, der Bau der dritten Piste im Erdinger Moos werde eine positive Wirkung auf die Entwicklung bayerischer Unternehmen haben. Forschungsminister Wolfgang Heubisch (FDP) warf den Ausbaugegnern vor, "aus ideologischen und populistischen Gründen mit der Zukunft des Wirtschaftsstandortes" zu spielen.

Die Ausbaugegner wollen dem nun "positive Botschaften" entgegensetzen, wie Schulze betonte: "Wir wollen auf keinen Fall das Fliegen oder den Münchner Flughafen verteufeln." Die Kernbotschaft sei vielmehr, dass aus Sicht der Gegner zwei Start- und Landebahnen reichen. Flughafenchef Michael Kerkloh erklärt allerdings immer wieder, dass der Flughafen an seiner Kapazitätsgrenze sei - und man bereits jetzt Airlines, die neue Flugverbindungen aufnehmen wollen, abweisen müsse.

Während die Befürworter auf das Kampagnen-Motto "Ja zur dritten Startbahn" setzen, lautet das Motto der Ausbaugegner: "Zwei gewinnt". Ziel der Kampagne sei es auch, eine "enge Verknüpfung zwischen Stadt und Umland" herzustellen, so Piazolo. Mit den Plakaten und Spots wolle man an "die Solidarität der Münchner" appellieren und zeigen, "dass wir auch eine Verantwortung für den Flughafenraum" haben.

© SZ vom 14.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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