Buch "Der undankbare Flüchtling":Eine Frage der Dringlichkeit

(Foto: N/A)

Dina Nayeri floh aus dem Iran bis in die USA. Für ihr Memoir "Der undankbare Flüchtling" erhält sie nun den Geschwister-Scholl-Preis.

Von Antje Weber

"Die Flucht erschafft ein Chamäleon, eine wachsame Kreatur, immer in Verkleidung", schreibt Dina Nayeri. Sie weiß, wovon sie schreibt: Die im Iran während der Islamischen Revolution geborene Autorin gelangte auf der eigenen Flucht mit Mutter und Bruder über die Vereinigten Arabischen Emirate und Italien in die USA; heute lebt sie in Paris. Für ihr Buch "Der undankbare Flüchtling" wird sie in diesem Jahr mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet, diesmal ohne eine ursprünglich für den 30. November geplante feierliche Verleihung in München. Die Aktualität des Buchs von Dina Nayeri mindert dies nicht: Sie verarbeitet in ihrem Memoir nicht nur eigene Erinnerungen, sondern hat sich auf eine erneute Reise durch Europa gemacht, unter anderem in ein Flüchtlingslager im griechischen Kyllini. Warum sie das tut? Weil Amerika und Europa "ihre Pflichten vernachlässigt" hätten, schreibt Nayeri, "zugunsten ihrer eigenen Anspruchshaltung und ihrer nationalen Identität". Weil sie spürt, dass "die Welt uns Geflüchteten den Rücken zukehrt".

Dina Nayeri: Der undankbare Flüchtling, aus dem Englischen von Yamin von Rauch, Kein & Aber Verlag 2020, 395 Seiten, 24 Euro

© SZ vom 25.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: