Brandschutzarbeiten der Deutschen Bahn:S-Bahn-Tunnel wird zur Dauerbaustelle

Lesezeit: 2 min

Die Nerven der Kunden des öffentlichen Nahverkehrs in München werden erneut auf eine harte Probe gestellt: Auch in den nächsten Jahren soll es wegen Umbaumaßnahmen zu wochenlange Sperrungen kommen. Fahrgastverbände üben heftige Kritik.

Marco Völklein

Die S-Bahn-Fahrgäste müssen sich auch in den kommenden Jahren auf mehrwöchige Sperrungen des Tunnels unter der Münchner Innenstadt einstellen. Bereits in diesem Sommer steht an sieben aufeinander folgenden Wochenenden alles still; in den nächsten Jahren werden weitere Sperrungen in ähnlichem Umfang folgen. Grund sind Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an den unterirdischen Haltepunkten - vor allem beim Brandschutz muss die Deutsche Bahn einiges verbessern.

Das Gedränge wird auch in Zukunft nicht weniger. Wegen des Brandschutzes kommt es am Hauptbahnhof, Stachus und Marienplatz in den kommenden Jahren verstärkt zu Verzögerungen. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Thema Brandschutz wird uns noch einige Jahre beschäftigen", kündigte Bahn-Manager Heiko Hamann am Dienstag an. Heuer will der Konzern an den sieben Wochenenden unter anderem an Hauptbahnhof, Stachus und Marienplatz die Treppenaufgänge mit Glaswänden "einhausen" - so soll bei einem Brand verhindert werden, dass Rauch in die Treppenaufgänge gelangt.

Zudem werden alte, mit Asbest belastete Schutzplatten entfernt sowie Beleuchtung und Elektroinstallation erneuert. In den nächsten Jahren sollen dann unter anderem am Rosenheimer Platz und am Isartor zusätzliche Treppenhäuser sowie Entrauchungsanlagen errichtet werden und sämtliche Bahnhöfe eine neue Deckenverkleidung erhalten. Bis zum Jahr 2016, so der Plan, soll alles fertig sein.

Bis dahin allerdings stehen weitere Sperren beim Innenstadttunnel an. Wie umfangreich die ausfallen werden, ließ die Bahn am Dienstag offen. Bei Kundenvertretern stoßen die Sperrungen auf Kritik. Einen "Trend zur Vollsperrung" hat Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn ausgemacht - bei der Bahn wie auch bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die in diesem Jahr mehrere große Tram-Baustellen angehen will.

Früher hätten die Firmen viele Arbeiten "unter rollendem Rad", also bei laufendem Betrieb, erledigt oder in den Nachtstunden, sagt Stefan Hofmeir, Sprecher des MVV-Fahrgastbeirats: "Es ist die Fähigkeit verloren gegangen, solche Maßnahmen fahrgastfreundlich zu planen."

Bahn wie MVG widersprechen allerdings: Insbesondere das Entfernen der Asbestplatten sei ein "enormer Aufwand", so die Bahn - die Bauabschnitte müssten dazu "staubsicher" abgedichtet werden. Zudem habe man zusätzliche Weichen- und Gleisarbeiten während der Sperre anberaumt, eben um nicht in ein paar Jahren erneut loslegen zu müssen.

Die MVG erklärte, grundsätzlich sei man "bestrebt, die Baumaßnahmen so kurz wie möglich zu halten". Auch die Unterstellung von Fahrgastvertretern, man wolle sich die Zuschläge für Nachtarbeiten sparen, wies das städtische Unternehmen zurück: Nachts werde "nur in Ausnahmefällen oder zeitlichen Engpässen gearbeitet, um die Geduld der Anwohner nicht überzustrapazieren".

Unmut vor allem über die Sperre bei der S-Bahn herrscht auch bei den Geschäftsleuten in der Altstadt. "Das ist ein mittleres Desaster", klagt Wolfgang Fischer von der Unternehmervereinigung City Partner. Die Sperrung treffe Kunden wie Mitarbeiter hart. Die Bahn versprach, bei den in den nächsten Jahren anstehenden Projekten die Unternehmer frühzeitiger einbinden zu wollen. Bislang jedoch, so Fischer, sei bei ihm noch kein Gesprächsangebot eingegangen.

© SZ vom 23.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: