Die Münchner Olympia-Kandidatur geht fast auf gleicher Höhe mit dem südkoreanischen Favoriten Pyeongchang in den Endspurt des Bewerbungsmarathons um die Winterspiele 2018 - allerdings nur fast.
Bericht der Evaluierungskommission:München - gut genug für Olympia?
Der IOC-Prüfbericht ist eine wichtige Etappe im Rennen um Olympia 2018. München hat dabei gut abgeschnitten, doch der südkoreanische Mitbewerber Pyeongchang war besser. In welcher Disziplin hat München gepatzt? Und wo liegen die Stärken der deutschen Bewerbung? Ein Überblick.
Der am Dienstag vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) veröffentlichte Prüfbericht bescheinigte allen drei Kandidaten, "erfolgreiche Spiele" veranstalten zu können. Der 119-seitige Report der IOC-Evaluierungskommission sieht jedoch München und Pyeongchang bei den technischen Voraussetzungen klar vor dem französischen Außenseiter Annecy.
Neben der "bewiesenen Erfahrung Deutschlands als Gastgeber von internationalen Großereignissen" und dem "starken Transsportsystem" lobt das IOC vor allem die "starke und innovative Nachhaltigkeitsstrategie" im Umweltkonzept der Münchner. Der Plan habe "sehr niedrige, permanente Auswirkungen auf die Umwelt".
Die Evaluierungskommission lobt das Münchner Sportstättenkonzept als eines, das "auf die Bedürfnisse der Athleten zugeschnitten" ist. Ein Pluspunkt der Bayern sind die vielen bereits vorhandenen Sportstätten. Herausgehoben werden auch die kurzen Wege zwischen den olympischen Dörfern und den Wettbewerbsorten. In 80 Prozent der Fälle brauchen die Athleten für den Weg weniger als zehn Minuten.
Doch auch wenn München in dem Bericht nicht schlecht wegkommt - es gibt einige negative Punkte: Die starke Opposition in Garmisch-Partenkirchen ist deutlich in dem Bericht formuliert. So haben die Prüfer festgestellt, dass sieben Prozent der für die Spiele benötigten Flächen noch nicht gesichert seien - es sei sogar möglich, dass die Zieleinfahrt der Kandahar-Abfahrt verlegt werden müsste. Ob es den Organisatoren gelingt, dieses Problem zu lösen, darauf wollen sich die Kontrolleure nicht festlegen. Zurückhaltend heißt es: "München 2018 äußerte sich zuversichtlich, dass eine adäquate Lösung gefunden wird."
Ebenfalls negativ für München: Die Zustimmungsraten in der Bevölkerung sind in Südkorea deutlich höher. Das war zwar auch so erwartet worden. Dennoch wird die Diskrepanz im Prüfungsbericht des IOC ausführlich thematisiert. Über Pyeongchang heißt es: "Die Unterstützung für die Spiele ist groß, es gibt keine Oppositionsbewegung." Bei München werden der Protest der Grundstücksbesitzer in Garmisch-Partenkirchen erwähnt ebenso wie die Bedenken der Grünen.
In Pyeongchang, das insgesamt in dem Bericht ein wenig besser wegzukommen scheint, wollen laut einer Umfrage des IOC 92 Prozent der Bewohner die Spiele, in ganz Südkorea 87 Prozent. In München sind nur 60 Prozent für Olympische Spiele, in ganz Deutschland 56 Prozent. In Annecy sind es 51 Prozent, in Frankreich 62 Prozent. Dieser Punkt könnte am Ende mitentscheidend sein.
Die Südkoreaner bauen bei ihrem dritten Anlauf, Olympia-Gastgeber zu werden, mit ihrem Konzept "neue Horizonte" vor allem auf den ungesättigten Wintersportmarkt im bevölkerungsreichsten Kontinent Asien und die kompakteste Bewerbung der Geschichte. Das IOC attestierte Pyeongchang ein "sehr kompaktes Konzept" mit "sehr kurzen Reisezeiten". Es sei "bedeutsam", den Wintersport in Asien weiter zu entwickeln.
Dennoch: Die Münchner Organisatoren sind zufrieden mit dem Evaluierungsbericht. Er sei "eine Bestätigung für alles das, was wir präsentieren", sagte die Chefrepräsentantin Katarina Witt. "Das gibt uns Mut", sagte Geschäftsführer Bernhard Schwank. Der aus Lausanne zugeschaltete Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, hob hervor, dass der Grundstücksstreit in Garmisch-Partenkirchen "keine Rolle" im Bericht spiele "wegen der vorhandenen Alternativ-Planungen".
Münchens Oberbürgermeister Christian Ude räumte allerdings ein, dass es eine "Aufgabe" für die Bewerbungsgesellschaft bleibe, in der Öffentlichkeit noch höhere Zustimmungswerte zu erarbeiten. Allerdings hätten die IOC-Prüfer "kein Haar in der Suppe" gefunden.
Die IOC-Vollversammlung kürt am 6. Juli im südafrikanischen Durban den Gastgeber der Spiele 2018.