Nachruf:Leidenschaftlich, unbestechlich, resolut

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Beate Kayser vor fünf Jahren bei einem Empfang der Heinz-Bosl-Stiftung in der Bayerischen Staatsoper. (Foto: privat)

Die Münchner Opern- und Theaterkritikerin Beate Kayser, langjährige Kulturchefin der "tz", ist im Alter von 90 Jahren gestorben.

Von Christine Dössel

Beate Kayser war die Grande Dame der Münchner Kulturkritik. Das ist nicht nur floskelhaft dahingeschrieben. Schon optisch verkörperte sie im sehr lässig bis nachlässig gekleideten Gros der Kollegenschaft das Inbild einer ehrwürdigen alten Dame: immer elegant gekleidet und geschminkt, geschmückt mit auffallenden Armreifen, Ketten und Schals. Sie machte etwas her - wirkte rasant und flamboyant, wenn sie früher in ihrem gelben Cabrio auffuhr, nicht selten: aufbrauste. Kayser versprühte Selbstbewusstsein, Energie und Esprit, als Persönlichkeit wie als Autorin. Jahrzehntelang war sie Kulturchefin, Opern- und Theaterkritikerin der tz, eine kundige, leidenschaftliche, unbestechliche Begleiterin des Münchner Kulturlebens, die bis ins hohe Alter weiterschrieb und die Fahne der Kritik hochhielt in einer Zeitung, die die Kultur immer weiter abbaute. Egal ob Oper oder Ballett, Kammerspiele, Resi, Schauburg oder Monopoltheater - Kayser war allen Sparten gegenüber gleichermaßen neugierig und begeisterungsfähig. Sie schrieb mit Schmackes, und wenn sie etwas liebte, tat sie es mit Überschwang kund.

Geboren wurde Beate Kayser am 28. März 1933 in Hannover. Sie erlebte Fliegeralarmnächte, Evakuierung und Kinderland-Verschickung. Der Vater, der Klavier und Gitarre spielen konnte, kam aus dem Krieg nicht zurück. Zum Studieren - Germanistik, Theater- und Musikwissenschaft sowie Psychologie - ging sie nach München, promovierte hier - und blieb. Hier kam 1962 auch ihr Sohn zur Welt, der Opern- und Dokumentarfilmregisseur Jan Schmidt-Garre. Wer mit ihr arbeitete, erlebte "die Kayserin" als mütterlich-resolute Feuilletonchefin, herzlich, humorvoll, zupackend, ein weibliches Role-Model in einer von männlichen Führungspersonen geprägten Zeitungswelt. Was Joachim Kaiser bei der SZ war, das war Beate Kayser für die tz. Entsprechend viel Respekt wurde ihr entgegengebracht. In ihrer Schwabinger Wohnung hatte sie viele namhafte Künstlerinnen und Künstler zu Gast. Am Dienstag ist Beate Kayser im Alter von 90 Jahren gestorben.

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